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Wenn der Tacho bis 500 km/h reicht

Wunderwerk der Automobiltechnik: der Bugatti Chiron, hier vor dem firmeneigenen Schloss in Molsheim, westlich von Straßburg im Elsaß gelegen (Bild: Bugatti)
Wunderwerk der Automobiltechnik: der Bugatti Chiron, hier vor dem firmeneigenen Schloss in Molsheim, westlich von Straßburg im Elsaß gelegen (Bild: Bugatti)

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Gönnt sich der Multi-Milliardär etwas ganz Besonderes, dann ist es ein Bugatti. Das neuste Modell der Edel-Schmiede lässt normale Autofahrer höchstens träumen. Da ist zum Beispiel diese Mittelfinne, die sich über das gesamte Auto bis ins Heck zieht und die eine Reminiszenz an den Kamm des Vorkriegswagens Atlantic ist. 500 Exemplare wird es vom Chiron nur geben, gut 200 sind bereits verkauft.

 

Man macht sich ja keine Vorstellung, mit welchen Schwierigkeiten Entwickler eines Supersportwagens konfrontiert sind. Da hat man den stärksten Serienmotor der Welt konstruiert, 1.500 PS, und es gibt keinen Motorenprüfstand auf den man ihn testen kann. Reifen werden üblicherweise auch nicht bis knapp 500 km/h geprüft, wie also sicherstellen, dass sie einem nicht um die Ohren fliegen? Und dann diese gut 1,60 lange Alu-Spange, die sich einfach nicht so herstellen lässt, wie vom Design vorgesehen. Was tun? Die Antwort: Weil das Teil quasi unmöglich zu produzieren war, wird nun die Alu-Spange aus einem vollen Block gefräst.

 

Der Supersportwagen ist der Nachfolger des bis 2015 insgesamt 450 mal gebauten Veyron. Gleichzeitig ist der Zweisitzer die Steigerung des Superlativs: War der Veyron schon luxuriös und nicht unter 1,2 Millionen Euro zuhaben, war er mit zuletzt 1.200 PS unfassbar stark und war er mit 431 km/h quasi unvorstellbar schnell, so soll ihn sein Nachfolger nun in allen Belangen übertreffen.

 

Bleibender Eindruck

Für den 436 Kilo schweren Motor mussten alle anderen Fahrzeugteile abspecken. Das W16-Triebwerk hat acht Liter Hubraum und wird von vier Turboladern beatmet. Mit Leichtbau am ganzen Auto kompensiert man das Mehrgewicht, das durch mehr Leistung und Drehmoment entsteht. Der Motorblock aus Aluminium. Die Pleuelstangen und Abgasanlage aus Titan. Saugrohre, Monocoque und Hinterwagen aus Carbon. Und das sind nur einige Beispiele.

Die Front zieren die flachsten Voll-LED-Scheinwerfern im Autobau, die acht Leuchtquadrate sind neun Zentimeter hoch. „In einer Zeit, in der automobile Tagfahrlichtsignaturen zunehmend modisch erscheinen, haben wir mit dem Acht-Augen-Gesicht eine eindeutige und zeitlose Identität geschaffen“, sagt Chef-Designer Achim Anscheidt dazu. 

 

Bleibenden Eindruck hinterlässt das Heck mit seiner umlaufenden Abrisskante. Das sieht nicht nur spektakulär aus, sondern sorgt auch dafür, dass während der Fahrt ein Sogeffekt entsteht, der die im Motorraum angestaute Luft abziehen lässt. Ein wenige Millimeter hohes, rund 1,60 Meter breites Lichtband mit 82 roten LEDs dient als Schlussleuchte, eingefasst in Aluminium.

 

„What you see is what you get“

Im kompletten Innenraum gibt es fast kein einziges Teil aus Kunststoff. Nur am Anschnallgurt musste aus Sicherheitsgründen ein Kompromiss gemacht werden. Ansonsten aber: alles was nach Metall, Leder oder Carbon aussieht, ist es auch. Der Fahrer blickt über das Lenkraf, selbstredend aus feinstem Leder, auf einen analogen Tacho – der bis 500 km/h reicht – und auf zwei digitale Anzeigen, die über Lenkradtasten bedienbar sind. Die Mittelkonsole hingegen bleibt frei von jeglichen Schaltern und Knöpfen: „Bei 300 km/h und mehr wollen Sie Ihre Hände nicht vom Lenkrad und den Blick nicht von der Straße nehmen, um auf einen Bildschirm in der Mittelkonsole zu tippen“, erklärt Simon Wägener, Leiter Elektrik und Eletronik. „Wir haben das Fahrer-Cockpit so konzipiert, dass man alle wesentlichen Funktionen vom Lenkrad aus steuern kann.“

500 Exemplare wird es vom Chiron nur geben, gut 200 sind bereits verkauft, bis zu vier Jahre warten die Kunden auf die Auslieferung. Wer so weit im Voraus mindestens 2,4 Millionen Euro netto ausgibt? Produktionsleiter Christophe Piochon: „Besitzer von Luxusautos jubeln ihrem Lieblingsverein aus ihrer eigenen Loge zu. Bugatti-Kunden besitzen ihren Lieblings-Fußballclub.“ Die Garage des durchschnittlichen Bugatti-Käufers ist gut gefüllt. Im Schnitt besitzt jeder 42 Fahrzeuge. Und 2,7 Privatjets, 1,2 Yachten, 3,2 Helikopter und 4,6 Immobilien.

Und wer gab dem neuen Boliden seinen Namen? Es ist Louis Chiron. Der gewann als Rennfahrer in den 1920er und 1930er Jahren beinahe alle Großen Preise für die französische Traditionsmarke Marke und ist engstens mit der Geschichte Bugattis verknüpft.

 

 

Quelle: WirtschaftsKurier - Handelsblatt / bearb.: sig


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