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Wird Plastikmüll auf offener See entsorgt?

DMZ – UMWELT ¦ Patricia Jungo¦

 

Es ist nichts Neues, dass es im Meer immer mehr Plastikverschmutzung gibt. Polarmeere, die Tiefsee und entlegene Inseln bleiben davon nicht verschont. Das Ausmass ist erschreckend und man hat bisher angenommen, dass der Hauptteil des Abfalls vom Land her ins Meer gespült wird. 


Neu gibt es jedoch Hinweise von Forschenden, welchen darlegen, dass ein grosserAnteil der PET-Flaschen im zentralen Südatlantik aus China kommt. Man vermutet, dass dieses Plastik illegal von Handelsschiffen ins Meer gekippt wurde. Im Fachblatt „Pnas“ berichten die Forschenden um Peter Ryan von der University of Cape Town in Südafrika über ihre gravierende Vermutung. 2009 und 2018 begab sich das Forschungsteam auf eine abgelegene Insel im zentralen Südatlantik („Inacessible Island“), um dort Plastikmüll zu sammeln und im Besonderen die angeschwemmten PET-Flaschen und Plastikbehälter hinsichtlich Alter und Herkunft unter die Lupe zu nehmen. Danach wurden die Ergebnisse mit früheren Untersuchungen aus den 1980er Jahren verglichen. Laut Ryan und Kollegen bilden PET-Flaschen den Hauptteil beim angeschwemmten Plastikmüll. So nahm diese Menge seit den 1980er Jahren etwa um 15 Prozent jährlich zu. Dies ist ein schnellerer Zuwachs als bei den anderen Abfallsorten. Seit 2009 kommt der Grossteil der Plastikflaschen aus Asien und nicht wiezuvor aus Südamerika. Die Forscher berichten, dass beim Sammeln im Jahre 2018 drei Viertel der gefundenen Flaschen aus Asien stammten. Der Anteil stieg in der Folgezeit sogar auf 80 Prozent. Die meisten PET-Flaschen waren innerhalb der vorherigen 2 Jahre in China hergestellt worden. Dies lässt die Forschenden vermuten, dass der Hauptteil der PET-Flaschen im zentralen Südatlantik von Schiffen stammt, welche ihren Plastikmüll im Ozean entsorgen und somit gegen das «Internationale Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe» (Marpolverstossen. Danach ist jegliche Abfallentsorgung von Schiffen aus grundsätzlich verboten. Bisher war es bekannt, dass der kommerzielle Fischfang auch massiv mitverantwortlich ist für den Plastikmüll in den Weltmeeren. Nun scheint es sich zu erweisen, dass auch die Schifffahrt eine Rolle spielt bei der Zunahme dieses Plastikabfalls im Meer. Lars Gutow vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven, der nicht an der Studie beteiligt war, betonte, dass es sehr schwierig sei, die Verantwortlichen ausfindig zu machen. Ohne Beobachter an Bord der Schiffe sei dies wohl kaum realisierbar. Nele Matz-Lück, Professorin für Seerecht an der Universität Kiel weist auch darauf hin, dass die Marpol zwar vom Gesetz her die Verantwortung dafür tragen würden, dass Schiffe unter ihrer Flagge keinen Plastikmüll ins Meer kippten. Die Regelung sei jedoch hinsichtlich Kontrolle und auch Sanktionierung problematisch. Es könne kaum überwacht werden, welches Schiff wie viele Plastikflaschen an Bord nehme und was damit auf der Reise dann passiere.


Quellen: tagesanzeiger.ch/higgs.ch¦

 

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