· 

Seit Oktober wüten in Australien Hunderte Buschfeuer - das Schlimmste steht aber noch bevor

DMZ - INTERNATIONAL ¦

 

Mittlerweile sind neben den Tausenden Feuerwehrkräften sogar Reservisten des Militärs im Einsatz, um gegen die Brände zu kämpfen und die Opfer zu versorgen. Millionen Hektar sind bereits abgebrannt, doch es könnte sogar noch dramatischer werden.

Die Buschbrand-Saison 2019/20 begann im September 2019. Die Experten der Feuerwehr und Meteorologen sollten Recht behalten: Im Südosten von Australien wurde und ist es brandgefährlich. In dieser Buschbrandsaion starben bereits 12 Menschen und es verbrannte bis Ende Dezember 2019 eine Fläche von mehr als 4,6 Millionen Hektar Busch- und Ackerland. Einige Feuer entstanden durch Brandstiftung.

 

Die Bevölkerung wurde dazu aufgerufen sich auf die Gefahr von Buschbränden und eventueller Evakuierungen aktiv vorzubereiten. Die Behörden gehen davon aus, dass Brände in bewohnten Gebieten häufiger sein werden und öfter die Brände außer Kontrolle geraten können. Die Feuerwehren in Australien richten sich auf häufigere Einsätze ein.

Im September 2019 wurden in New South Wales und Queensland über 100 Immobilien durch Brände vernichtet. Besonders markant war unter anderem das Abrennen des historischen Traktes der Binna Burra Lodge im Lamington Nationalpark. Das Feuer wurde durch eine unachtsame weggeworfene Zigarette von Jugendlichen ausgelöst.

Die zweite Brandwelle im Oktober 2019 vernichtete im Norden von New South Wales in der Region um Rappsville und Ewinga weitere 30 Häuser.

 

In der Brandwelle im November / Dezember 2019 wurden in New South Wales verloren bislang sechs Menschen ihr Leben, wurden über 670 Häuser zerstört.

Am 16. November dürften Blitzeinschläge in Folge schwerer Stürme mindestens fünf Buschbrände in Queensland verursacht haben. Aufgrund eines dieses Feuers musste ein Ort auf Moreton Island evakuiert werden. Der dichte Rauch der großen Brände treibt nach Osten aufs Meer, was auf den Satellitenbildern deutlich zu sehen war. In Queensland brannten besonders intensive Buschfeuer in Cobraball bei Yeppoon und in Cooroibah bei Noosa an der Sunshine Coast. Das Feuer bei Cobraball war 14 Kilometer lang und sechs Kilometer breit und brannte an mehreren Fronten.

Am 13. November wurden im Südosten von Queensland in zahlreichen Urlaubsorten an der Küste Evakuierungen angeordnet.

 

Am 12. November wurde zum ersten Mal vom NSW Rural Fire Service (RFS) für die Gebiete Greater Sydney und Greater Hunter die höchste Stufe an Brandgefahr ausgerufen (= „katastrophal"). Es ist das erste Mal, dass die Region Sydney auf diesem Niveau bewertet wurde, seit die neuen Brandgefahrenklassen im Jahr 2009 eingeführt wurden.

Ein Buschfeuer in Cooroibah bei Noosa erzwang am 9. November die Evakuierung von 6.000 Einwohnern.

 

Zum Jahreswechsel 2019/20 kämpften Feuerwehrleute an zahlreichen Fronten mit immer wieder neu auftretenden Bränden. Die australischen Wetterbehörden gehen von keinen stärkeren Niederschlägen im Südosten bis Februar aus und sehen bis weit in den März akute Brandgefahr voraus. Um sicher in Down Under zu reisen ist unabdingbar sich aktuell zu informieren und gegebenenfalls seine Reisepläne anzupassen. Auf unserer Website finden Sie eine Vielzahl von Hinweisen für sicheres Reisen, damit Sie Ihren Australien-Urlaub bestmöglich genießen können.

Mallacoota, ein sehr beliebter Urlaubsort im äußersten Südosten des Bundesstaates Victoria an der Grenze zu New South Wales, erlebte einen furchtbaren Silvestertag 2019. Ein riesiges Buschfeuer entwickelte sich binnen kurzer Zeit seit dem 29. Dezember und riegelte an Silvester Mallacoota von der Außenwelt ab. Am Morgen war es nach Sonnenaufgang durch den Rauch zunächst stockdunkel geworden. Danach leuchtete der Himmel lodernd rot vom Feuer das sich auf den Küstenort zubewegte. Rund 5.000 Menschen suchten Schutz auf der Bootsrampe von Mallacoota. Entlang der Südostküste gibt es auf etwa 200 Kilometer weitere Orte die von den Bränden eingeschlossenen sind. Auch dort flüchteten Einwohner und Urlauber an die Strände. Im Bundesstaat Victoria wurde auch die Armee für einen möglichen Einsatz aktiviert.

 

In den Bundestaaten New South Wales und Victoria haben die Buschfeuer zu Feuerwolken geführt. Diese Wolken entstehen wenn die Hitze von Feuern kilometerweit in die Atmosphäre aufsteigen. Wenn diese Hitzesäule 10 km oder höher wird kondensiert die Feuchtigkeit wieder und es entstehen in diesen Hitzesäulen gefährliche Gewitter. Die Blitze können weitere Brände auslösen. Gleichzeitig bringen diese Gewitter schnell wechselnde Windböen mit sich die rasch zu einem intensiven Feuer führen könnten. Nachdem die Böden im Südosten von Australien extrem trocken sind, ist folglich derzeit die Gefahr von Buschfeuern extrem einzustufen.

In einigen Regionen von New South Wales wurde die höchste Alarmstufe für Feuergefahr ausgerufen. Die Bevölkerung wurde aufgefordert sich auf die Gefahr weiterer Buschbrände und eventueller Evakuierungen aktiv vorzubereiten. Die Behörden gehen davon aus, dass Brände in bewohnten Gebieten häufiger sein werden und öfter die Brände außer Kontrolle geraten können. Die Feuerwehren in Australien richten sich auf häufigere und kompliziertere Einsätze ein.

Reisende sollten sich unbedingt mit den Informationsquellen für Feuerwarnungen vertraut machen wie sie unter anderem auch über Australien-Info aufgefunden werden können. Sie sollten bei Reisen entlang der Ostküste vor Fahrtantritt jeweils überprüfen ob Änderungen bei der geplanten Tagesetappe nötig sind. Es kommt zu Straßensperrungen auch auf den Hauptverbindungsrouten. Die Zufahrten in Nationalparks könnten bei Bedarf geschlossen werden, vergleichbar Sperrungen bei Lawinengefahr in den europäischen Alpen im Winter.

 

Australien leidet in vielen Regionen unter einer extremen Trockenheit. Der letzte Winter war viel zu warm und brachte viel zu wenig Niederschlag. Jetzt liefern hohe Temperaturen und starke, trockene Winde immer wieder perfekte Bedingungen für Buschbrände. Der australische Wetterdienst verzeichnet seit Jahrzehnten sukzessiv steigende Gefahr von Bränden und die Ausdehnung der Brandsaison.

Australische Politiker streiten derweil über die Ursachen der Buschfeuer. Vize-Premierminister Michael McCormack ist der Ansicht, dass es sich um normale Naturereignisse handele. Für ihn ist der Klimawandel überhaupt eine Erfindung verrückter, innstädtischer Linker. McCormack und andere Politiker die einen Zusammenhang zum Klimawandel abstreiten wurden für ihre Aussagen heftig kritisiert.

 

Der Winter war der sechstwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und brachte viel wenig Niederschlag. Australien leidet seit vier Jahren leidet der Kontinent zudem unter einer extremen Trockenheit. Wenn dann noch hohe Temperaturen und starke, trockene Winde hinzukommen, sind dies perfekte Bedingungen für Buschbrände. Wissenschaftler erwarten häufigere und heftigere Buschbrände. Anfang September lagen die Temperaturen im Südosten von Queensland 10 Grad über dem langjährigen Mittelwert und die Langfristprognose verheisst wenig Niederschläge. Die Wasserreservoirs sind nur schwach gefüllt.Nach offiziellen Angaben sind bei den bisherigen Buschbränden in Australien etwa sieben Millionen Hektar niedergebrannt, das entspricht ungefähr einem Fünftel der Fläche Deutschlands. 25 Menschen sind bei den Feuern ums Leben gekommen. Mehr als 1800 Häuser und Gebäude sind beschädigt oder komplett abgebrannt.

In den Bundesstaaten New South Wales und Victoria wüten aktuell noch mehr als 180 Feuer. Einige Gebiete sind weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten. In der australischen Hauptstadt Canberra ist die Luft durch den Rauch gefährlich verschmutzt. Die Regierung rief die Menschen vor Ort dazu auf, ihre Wohnungen nicht zu verlassen. Auch die Zahl der verfügbaren Schutzmasken ist knapp geworden.

 

 

 

Feuerwehr legt gezielt Brände in Australien

Klimaexperte Prof. Neville Nicholls von der Monash University in Melbourne warnt bei news.com.au vor weiteren extremen Wetterverhältnissen wie "Zyklonen, Überschwemmungen und Hitzewellen", auf die sich die Rettungsdienste des Landes vorbereiten müssten. Seiner Ansicht nach ist eine Entspannung nicht in Sicht: "Wir sind noch einen Monat von der gefährlichsten Zeit für Hitzewellen in Südaustralien entfernt. Wir hatten diesen Sommer bereits schwere Hitzewellen. Normalerweise erreichen sie jedoch Mitte und Ende des Sommers den Höhepunkt", zeigt sich der Wissenschaftler pessimistisch.

 

Wie reagieren die Rettungskräfte und die Regierung?

Seit Oktober sind Tausende Feuerwehrkräfte in den betroffenen Bundesstaaten im Osten und Südosten des Landes im Einsatz. Die Regierung tat sich mit der Reaktion auf die Katastrophe allerdings schwer - und reagierte langsam: Immer wieder kritisieren australische Bürger ihren Premierminister. Denn während die Retter bei den Buschbränden bereits ihr Leben riskierten, weilte Scott Morrison auf Hawaii im Urlaub. Nach dem öffentlichen Aufschrei kehrte der Premier schließlich zurück und entschuldigte sich bei den Australiern.

 

 

Was passiert mit den Tieren?

Schätzungsweise Hunderte Millionen oder gar Milliarden Tiere wie Koalas, Kängurus und andere Arten sind bereits qualvoll in den Flammen ums Leben gekommen. Wo es möglich ist, versuchen Anwohner und Einsatzkräfte, die Tiere zu retten und in Sicherheit zu bringen. Besonders dramatisch ist die Lage auf der beliebten Känguru-Insel, wo die Hälfte der geschätzt 50.000 Koalas den Flammen zum Opfer fiel, wie Sam Mitchell vom dortigen Wildpark mitteilte. Der Bestand auf der Insel ist für den Erhalt der Tierart zentral, da er als einziger nicht von einer gefährlichen Infektionskrankheit befallen ist.

Wie die Zukunftsaussichten für die Tier- und Pflanzenwelt sind, wenn die Brände endlich gelöscht sind, ist noch völlig unklar. Der Biologe Professor Andrew Beattie geht davon aus, dass landesweit bereits sogar Milliarden von Tieren durch die Feuer ums Leben gekommen seien, "wenn man Säugetiere, Vögel, Reptilien und größere Insekten wie Schmetterlinge mit einrechnet". Es sei "ziemlich sicher, dass in großen Teilen dieser sehr ausgedehnten Brandgebiete der größte Teil der Tierwelt tot ist", betont der Biologe. Die Zukunft der am schwersten verbrannten Gebiete hängt nach Beatties Worten von Faktoren wie dem Niederschlag und dem Klima in den kommenden Monaten ab. Es könne bis zu 40 Jahre dauern, bis die Habitate wiederhergestellt seien.

Wie soll den Betroffenen künftig geholfen werden?

 

 

Buschfeuer töten Millionen Tiere

Für den Wiederaufbau der betroffenen Gebiete will die australische Regierung umgerechnet 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Mit diesem Geld soll unter anderem den Farmern geholfen werden, ihre Höfe wieder aufzubauen.

Auch viele Prominente spenden für die Feuer-Opfer von Australien: Hollywoodschauspielerin Nicole Kidman spendete 500.000 australische Dollar, umgerechnet 448.000 Euro. Die gleiche Summe will auch Sängerin Pink zur Verfügung stellen. Russell Crowe rief bei den Golden Globes zu einem Wandel der weltweiten Klimapolitik auf und erklärte: "Die Tragödie in Australien basiert auf dem Klimawandel."

 

 

Quellen: australieninfo, brandmap, ntv.de


Meistgelesener Artikel

Jeden Montag wird jeweils aktuell der meistgelesene Artikel unserer Leserinnen und Leser der letzten Woche bekanntgegeben.


Unterstützung

Damit wir unabhängig bleiben, Partei für Vergessene ergreifen und für soziale Gerechtigkeit kämpfen können, brauchen wir Sie.


Mein Mittelland

Menschen zeigen ihr ganz persönliches Mittelland. Wer gerne sein Mittelland zeigen möchte, kann dies hier tun
->
Mein Mittelland



Ausflugstipps

In unregelmässigen Abständen präsentieren die Macherinnen und Macher der Mittelländischen ihre ganz persönlichen Auflugsstipps. 


Rezepte

Wir präsentieren wichtige Tipps und tolle Rezepte. Lassen Sie sich von unseren leckeren Rezepten zum Nachkochen inspirieren.


Persönlich - Interviews

"Persönlich - die anderen Fragen" so heisst unsere Rubrik mit den spannendsten Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern.


Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0