Die Kaminfeger – die Arbeit geht aus

DMZ - Arbeitswelt ¦

 

Die Zeiten, wo der Kaminfeger als Glücksbringer und Kinder-Traumberuf galt, sind definitiv vorbei. Wegen der erneuerbaren Energien geht den Kaminfegern die Arbeit aus.

 

Kaminfegermeister Roland Schumacher reinigt eine alte Ölheizung und spritzt mit dem Hochdruckstrahler Russ, Schwefel und anderen Dreck aus dem Tank. Diese Heizung hat mit ihren 30 Jahren bald ihr Lebensende erreicht und bestimmt entscheiden sich die Hausbesitzer dann für eine umweltfreundlichere Wärmepumpe. In diesem Fall wird Roland Schumacher keine Arbeit mehr in diesem Haus bekommen. Beeinflusst wird der Entscheid der Familie auch von einem neuen Energiegesetz werden, welches im Kanton Luzern seit Anfang 2019 Geltung hat. Danach müssen neue Heizungen mindestens 10 Prozent des Energiebedarfs mit erneuerbarer Energie decken. Markus Gabriel, der Chef von Kaminfegermeister Schumacher betont, dass mit jedem Haus, welches sich mit einer Wärmepumpe ausstattet, die Arbeit für Kaminfeger schrumpft. Jahr für Jahr bedeutet dies etwa gut fünf Prozent weniger Umsatz und auf zehn Jahre betrachtet heisst das die Hälfte weniger Arbeit. Auch die Klimadebatte macht den Kaminfegern zu schaffen. So gelten Leute, die sich erneut für eine Ölheizung entscheiden, schon fast als Schwerverbrecher. Gabriel bemerkt, dass die vielen anderen möglichen Lösungen fast alle ausgeklammert würden und zuletzt fast nur noch die Wärmepumpe als korrekte Lösung angesehen werde. Obwohl noch in sehr vielen Häusern in der Schweiz mit Öl geheizt wird, zeigt der Trend klar in Richtung erneuerbare Energien. Von 1990 bis 2017 hat sich der Anteil an Wärmepumpen verneunfacht und diese Tendenz geht weiter.

 

Diese Zahlen stimmen natürlich die Luzerner Kaminfeger-Unternehmen eher nachdenklich. Auf nationaler Ebene herrscht etwas weniger Pessimismus. Walter Tanner, der Vizechef des Schweizer Kaminfeger-Verbands ist überzeugt, dass die Kaminfeger sicher nicht ganz aussterben werden und es noch lange Öl- und Gasheizungen geben wird. Des Weiteren sagt er, auch erneuerbare Energien kämen nicht ganz ohne Kaminfeger aus. Er setzt die Hoffnung in die Holzfeuerung, welche ja auch fachgerechter Reinigung bedarf. Tanner denkt, dass die Energiestrategie kaum erreicht werden kann, ohne auf Holzfeuerungen zu setzen und bemerkt, dass es für Wärmepumpen Strom braucht und es in unserem Land auch bald ein Energieproblem geben wird, falls alle auf Wärmepumpen umstellen.

Adrian Altenburger, Energie-Experte und Professor an der Hochschule Luzern ist mit diesem Standpunkt nicht einverstanden und sagt, bei 90 Prozent der Neubauten würden bereits heute Wärmepumpen eingebaut. Er bezeichnet diese als sehr effizient und sieht in diesem Zusammenhang kein drohendes Energieproblem auf die Schweiz zukommen. Der Luzerner Kaminfeger-Unternehmer Markus Gabriel bereitet sich auf alle möglichen Szenarien vor und will den Weg vorwärts gehen, statt den alten Zeiten nachzutrauern. Um die Zukunft der Luzerner Kaminfeger zu sichern, sieht er neue Standbeine wie Lüftungsreinigung, Kamin- und Ofenbau vor.

 

 

 

Quelle: srf news


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