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Seltsame Vorgänge in St. Galler Kinderheim

Symbolbild (David Aebischer)
Symbolbild (David Aebischer)

DMZ – SOZIALES ¦ Patricia Jungo ¦

 

Beim Wort «Massenlager» denkt man meist gleich an ein ausgelassenes Klassenlager. Umso mehr erstaunt es, dass im vorliegenden Fall von einem Kinderheim die Rede ist. Im St. Galler Kinderheim Speerblick schlafen Buben, Mädchen, Betreuer und Betreuerinnen alle im gleichen Massenlager. Wer abends zu spät dran ist, muss ohne warme Mahlzeit ins Bett. Dies wirft kein gutes Licht auf das St. Galler Kinderheim und es steht deswegen in der Kritik.

 

Die Situation hat sich im Winterlager im letzten Januar zugespitzt, als sich herausstellte, dass Kinder und Betreuer im selben Raum übernachtet hatten und diesbezügliche Proteste von Betreuern und Eltern ignoriert wurden. Es gibt aber noch etliche andere Aspekte, für die das Kinderheim Speerblick in Uznach SG kritisiert wird. Eltern, Jugendliche und ehemalige Betreuer stossen sich an eher seltsamen Machenschaften. So erwähnen sie von einer sehr angespannten Stimmung, vielen Kündigungen und vor allem einem teils bedenklichen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen. Einige Mitarbeiter stellten sich betreffend Winterlager die berechtigte Frage, ob diese Umstände überhaupt zulässig seien. Aber man nahm sie nicht ernst.

 

Das einwöchige Lager stand unter dem Motto „Erlebnis statt Konsum“ und fand in einem abgelegenen Maiensäss ohne Strom, fliessendes Wasser, Handyempfang statt. Als einziger Schlafraum diente ein Massenschlag. Die vom «Tages-Anzeiger» befragten, unabhängigen Fachleute zeigten sich eher irritiert über diese Form von Lager. André Woodtli, Chef der Heimaufsicht im Kanton Zürich, meinte, für die Tatsache, dass Betreuer und Kinder beiden Geschlechts in einem Raum schliefen, brauche es eine Erklärung. Es seien immer wieder Kinder in den Heimen, die Opfer von Missbrauch waren. Auch für Barbara Friberg, Leiterin der Kesb Linth, in deren Einzugsgebiet der Speerblick liegt, ist die Übernachtung im Massenschlag alles andere als optimal. Auf Anfrage bittet die Heimleitern, sich an Matthias Dürr, den Präsidenten des Trägervereins, zu wenden. Dieser sagt, er sei von der Art dieses Lagers begeistert gewesen, man sei sich aber durchaus bewusst gewesen, dass eine Übernachtung im Massenschlag «heikel» sei.

 

Aus diesem Grund habe man sich bei der Heimaufsicht des Kantons St. Gallen informiert und dann auch das Okay bekommen. Der Abteilungsleiter der zuständigen Abteilung Kinder und Jugend im Sozialamt, Roger Zahner, bestätigt, der Kanton habe keinerlei Einwände geäussert. Wie auch Matthias Dürr betont er, das Lager sei freiwillig gewesen. Es scheint jedoch so, dass die Eltern diese Information nicht bekommen hatten. Eine Mutter berichtet, sie sei nicht einverstanden gewesen und man habe ihr gesagt, die Teilnahme sei obligatorisch. Gemäss Aussage eines ehemaligen Betreuers galt die Freiwilligkeit nur für die Jugendlichen, die denn auch keine Lust hatten, dabei zu sein. Auch das Ernährungskonzept des Heims gibt zu reden. Matthias Dürr schwächt ab und sagt, man habe für den Abend eine gesündere, leichtere Verpflegung mit Café complèt, Salat oder Suppe und manchmal Pizza oder Pasta gewählt Einige Teenager werden jedoch anscheinend nicht immer satt davon. Sie berichten, späteres Heimkommen wegen eines Schulanlasses oder des Sporttrainings, bedeute, leer auszugehen. Matthias Dürr hingegen bestätigt, dass alle Kinder genug zu essen bekommen würden. Die einzige Ausnahme könne sein, dass es nichts mehr Warmes gebe, wenn man das Nachtessen geschwänzt habe. Im Speerblick sei das gemeinsame Nachtessen sehr wichtig.

 

 

Quelle: bluewin news


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