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Vaterschaftsurlaub – Elternzeit: Politik und Wirtschaft mit ungleichem Tempo unterwegs

DMZ – POLITIK/SOZIALES ¦ Patricia Jungo ¦

 

In Sachen Vaterschaftsurlaub und Elternzeit sind Politik und Wirtschaft mit unterschiedlichem Tempo unterwegs. Rechte Politiker haben das Referendum gegen den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub eingereicht. Grosse Unternehmen sind bereits daran, viele weitergehende Modelle umzusetzen. Auch wenn die Geburt eines Kindes ein unbeschreiblicher Glücksmoment für die Eltern ist, kehrt anschliessend sehr rasch wieder ein strenger Familienalltag ein.

 

Auch die Väter müssen laut Obligationenrecht bereits nach einem freien Tag wieder zurück zur Arbeit. Für das alte Parlament war hier klar eine Änderung fällig und es hat sich im Herbst für zwei Wochen Vaterschaftsurlaub ausgesprochen. Nun wurde jedoch von einem Komitee, bestehend aus SVP und einzelnen Jungfreisinnigen, das Referendum gegen den Vaterschaftsurlaub ergriffen. Rund 55'000 Unterschriften kamen zusammen. Für Diana Gutjahr, SVP-Nationalrätin aus dem Kanton Thurgau und eine der treibenden Kräfte hinter dem Referendum, kommt ein staatlich verordneter Urlaub aufgrund der zu hohen Kosten, besonders für die KMU, nicht in Frage. Ganz anderer Meinung ist Jaun Beer, Chef der Zurich Versicherung Schweiz. Er berichtet, die Zurich Schweiz würde mit ihrer Neuerung Neuland in der Schweizer Finanzbranche beschreiten: Auf 1. Januar wurde nämlich bei der Versicherung eine Elternzeit bei vollem Lohn eingeführt. Dabei kann die Mutter maximal 20 Wochen und der Vater 8 Wochen in Anspruch nehmen. Juan Beer betont, dieser Entscheid sei aus Überzeugung getroffen worden.

 

Chancen- und Geschlechtergleichheit seien heute zentral. Demgegenüber sagt SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr, Elternzeit sei für grosse Betriebe möglich. Sie leitet im Kanton Thurgau ein Metallverarbeitungsunternehmen. Weiter erklärt sie, man könne solche Modelle auch nicht mit dem zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub vergleichen, bei dem man die anfallenden Kosten auf die Allgemeinheit abschieben wolle. Die Kosten für einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub würden sich auf rund 230 Millionen Franken pro Jahr belaufen. Die Finanzierung geschehe von Arbeitsgebern und Arbeitnehmern mit 0.06 zusätzlichen Lohnprozenten. Geht es um Ausgaben, sind diese beim Pharma-Riesen Novartis mit der Einführung einer Elternzeit von 18 Wochen beträchtlich in die Höhe geschossen. Novartis kostet diese 0.6 Prozent der Lohnsumme. Personalchef Thomas Bösch betont, dass sich eine solche Investition aber lohne. Die Motivation der Mitarbeiter würde davon profitieren und schlussendlich auch die Leistungen höher sein. Wenn Mitarbeiter länger in der Firma blieben, würde dies auch weniger Kosten verursachen. Es sind auch mehrere Volksinitiativen für eine Elternzeit in Vorbereitung. Auf die Frage, ob denn die Gegner des zweiwöchigen Vaterschaftsurlaubs gegen ein absolutes Minimum kämpfen würden, antwortet Diana Gutjahr, dem sei nicht so. Es handle sich jedoch um die Einführung eines neuen Sozialwerks und darüber habe der Souverän abzustimmen. Es ist anzunehmen, dass die Volksabstimmung im Herbst stattfindet.

 

 

Quelle: srf news


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