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Aussteuerung – Gedanken zum System

DMZ – WIRTSCHAFT/SOZIALES¦ Patricia Jungo ¦

 

Gemäss Auswertung des Bundesamts für Statistik findet ein grosser Teil der ausgesteuerten Arbeitslosen innert Jahresfrist wieder eine Anstellung. Dies stimmt den Leser auf ersten Blick sehr positiv. Dennoch kommen dabei ganz grundsätzliche Fragen auf, die das System betreffen. Es lohnt sich daher durchaus, dieses etwas näher zu beleuchten.

 

Einem Arbeitslosen werden anderthalb Jahre zugestanden, um nach dem Verlust seiner Arbeitsstelle eine neue zu finden. Für 55-Jährige beträgt diese Zeit zwei Jahre und ab 61 wird sie auf zweieinhalb erhöht. Das System scheint sorgfältig austariert zu sein und den zunehmenden Schwierigkeiten älterer Arbeitssuchender auf dem Arbeitsmarkt angemessen Rechnung zu tragen. Tatsache ist bedauerlicherweise jedoch, dass das System bei durchschnittlich 38'000 Personen versagt und dies Jahr für Jahr. Die von der Arbeitslosenversicherung zugestandene Zeit reicht nicht aus, um eine neue Anstellung zu finden. Es kommt zur Aussteuerung und auf einmal gilt man statistisch gesehen nicht einmal mehr als arbeitslos. Neben der enormen psychischen Belastung machen sie finanzielle Nöte breit: Das Taggeld bleibt aus. Von Sozialhilfe kann man nur träumen; man hat ja noch etwas Erspartes.

 

Ein Horrorszenario! Auch wenn die Statistiker stolz und bestimmt auch zu Recht von den 20'000 unter den 38'000 Ausgesteuerten reden, die innert Jahresfrist wieder eine Anstellung finden (zwar eine weniger sichere..), drängt sich die Frage auf, ob bei gerade diesen 20'000 das Trauma der Aussteuerung nicht hätte verhindert werden können. Mit nur einem Jahr mehr Zeit wäre es für sie möglich gewesen, eine neue Arbeit zu finden, die zwar nicht mehr ganz ihren Ansprüchen entspräche, aber besser wäre als gar keine Arbeit. Natürlich sind da sofort die Kosten in aller Munde, die klar entstehen würden mit diesem Zusatzjahr. Nicht zu bestreiten ist auch die Tatsache, dass es in manchen Fällen auch falsche Anreize setzen könnte. Daher wäre es notwendig über den Umfang der Leistungen im zusätzlichen Jahr zu diskutieren. Auch ein kostenneutraler Ansatz würde helfen, die Arbeitslosengelder über eine längere Dauer auszuschütten, indem die Taggelder stufenweise sinken. Auf jeden Fall würde es sich auszahlen, über Anpassungen im System nachzudenken. Was klar feststeht, ist, dass so ein Grossteil der heute noch Ausgesteuerten erneut eine Anstellung finden könnte und vor allem, dass man sie davor bewahren könnte, zuvor noch durch die Maschen des sozialen Netzes zu fallen.

 

 

Quelle: srf news


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