· 

Nicht nur neu etablierte Mückenarten als Gesundheitsrisiko identifiziert

Larven wie jene der Culex-Mücke bilden dichte Gruppen an der Oberfläche stehender Gewässer. {} Bildquelle: James Gathany, CDC / Wikipedia - CC BY 2.5
Larven wie jene der Culex-Mücke bilden dichte Gruppen an der Oberfläche stehender Gewässer. {} Bildquelle: James Gathany, CDC / Wikipedia - CC BY 2.5

DMZ - GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Marco Perroulaz ¦

 

Die Temperaturen dieses Winters waren ausserordentlich hoch. An sonnigen Tagen kann man darum bereits wieder die ersten Mücken schwärmen sehen. Erhöhte Reisefrequenz auf der einen Seite, trockene Sommer und milde Winter andererseits haben den durch Mücken übertragenen Krankheiten Vorschub geleistet. Aber nicht nur. Denn die aktuelle Klimaerwärmung lässt sogar weitere Mückenarten ansässig werden. Ihre Vermehrung wurde in den beiden letzten Jahren nicht durch Eiseskälte, sondern nur durch Trockenheit gebremst. Viele Mückenlarven entwickeln sich nämlich im stehenden Wasser, bei anhaltender Trockenheit fehlen somit Brutplätze.

 

Mücken werden also gefährlicher. Und auch heimische können Krankheitserreger übertragen. Zwar stellen sie ein Risiko dar, ein zunehmendes sogar. Aber offensichtlich bis anhin kein besonders hohes. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat die gemeldeten Fallzahlen für mückenübertragene Krankheiten für die Zeitperiode 2009–2018 statistisch erfasst. Gelistet wurden in diesem Zeitraum 2561 bestätigte Fälle von Malaria, 1259 Fälle von Denguefieber, 206 Fälle von Chikungunya-Fieber und 74 Zika-Virus-Infektionen (wird erst seit 2016 überwacht). West-Nil-Fieber und Gelbfieber waren in den letzten zehn Jahren seltene Erkrankungen mit nur zwei bzw. einem bestätigten Fall.

 

Die erfassten Infektionen wurden im Ausland, vor allem auf Reisen in die Tropen und Subtropen eingehandelt. Vereinzelt aber auch bereits innerhalb Europas. Mit der Ausbreitung invasiver Mückenarten steigt das Risiko der Übertragung dieser Krankheiten selbst innerhalb der Schweiz an.

 

In Deutschland werden Mücken gezielt gesammelt um sie in einem neuartigen ›Mückenatlas‹ zu katalogisieren. Dabei wurden auch Asiatische Tigermücken und Asiatische Buschmücken gefunden, doch konnten bislang noch keine Zika- oder West-Nil-Viren nachgewiesen werden, berichtet der Deutsche TV-Kanal ›BR Wissen‹. Zwar hat die Klimaerwärmung dafür gesorgt, dass sich tropische Mücken bei uns wohl fühlen und vermehren können. Für tropische Viren gilt das aber (noch) nicht. Diese brauchen zur Vermehrung mehrere Wochen konstant 25 Grad und mehr. Doch bei weiterhin steigenden Temperaturen könnten sich bald auch tropische Viren wohl fühlen.

Zur Eiablage - und somit zur Vermehrung - benötigten die weiblichen Tiere nebst Wärme auch feuchte Brutplätze. Darum waren die zwei vergangenen, trockenen Jahre arm an Stechmücken. Entscheidend ist nämlich nicht, wie viele Mücken den Winter überleben, sondern wie im Frühling die Witterungsverhältnisse sind.

 

Somit ist auch klar, dass das Artensterben nicht allein auf die übermässige Verwendung von Umweltgiften zurück geht. Während sich Fische und Libellen von Mückenlarven ernähren wo es noch solche gibt, finden besonders Vögel kaum noch genug Lebendfutter und dezimieren die Mückenbestände zusätzlich.

Apropos Vögel - offenbar ist der Klimawandel noch für eine weitere, gefährliche Entwicklung gut: Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland mehrere Menschen mit dem ursprünglich aus Afrika stammenden West-Nil-Virus infiziert, wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) moniert. Als Überträger wurden heimische Stechmücken identifiziert, die sowohl bei Vögeln, als auch bei anderen Wirbeltieren und beim Menschen Blut saugen und so das Virus von einer Spezies auf die andere übertragen können. Die eigentliche Tierseuche, die vor allem Vögel befällt, habe so zu Erkrankungen auch bei Menschen geführt.

 

Die Bekämpfung der durch Mücken übertragenen Krankheiten ist und bleibt schwierig weil die Erreger sehr unterschiedlich sind. Die Palette reicht von Viren (Dengue, Gelbfieber, Chikungunya) über Einzeller (Malaria) bis zu winzigen Fadenwürmern (Filariosen).

 

 

 

Quelle: Bundesamt für Gesundheit (BAG) / BAG-Bulletin 46/2019; br.de (BR Wissen); PZ Pharmazeutische Zeitung; tierwelt.ch; 


Meistgelesener Artikel

Jeden Montag wird jeweils aktuell der meistgelesene Artikel unserer Leserinnen und Leser der letzten Woche bekanntgegeben.


Unterstützung

Damit wir unabhängig bleiben, Partei für Vergessene ergreifen und für soziale Gerechtigkeit kämpfen können, brauchen wir Sie.


Mein Mittelland

Menschen zeigen ihr ganz persönliches Mittelland. Wer gerne sein Mittelland zeigen möchte, kann dies hier tun
->
Mein Mittelland



Ausflugstipps

In unregelmässigen Abständen präsentieren die Macherinnen und Macher der Mittelländischen ihre ganz persönlichen Auflugsstipps. 


Rezepte

Wir präsentieren wichtige Tipps und tolle Rezepte. Lassen Sie sich von unseren leckeren Rezepten zum Nachkochen inspirieren.


Persönlich - Interviews

"Persönlich - die anderen Fragen" so heisst unsere Rubrik mit den spannendsten Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern.


Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0