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Aus dem Labor: Herzen flicken mit Leim?

DMZ – WISSENSCHAFT/GESUNDHEIT ¦ Patricia Jungo ¦

 

 

Das Forschungszentrum Empa ist an der Entwicklung eines speziellen Leims, der künftig in der Chirurgie zur Anwendung kommen könnte. Der Polymer-Chemiker Claudio Toncelli musste für den Test mit dem neuartigen Leim erfinderisch sein. Das dafür notwendige Laborgerät ist nirgends zu kaufen. Das Gerät ist eine durchsichtige Kunststoffplatte. In der Mitte gibt es zwei feine Schläuche, in welchen der neue Leim zu Fäden gezogen wird. Diese durchlaufen dann im Labor einen Test bezüglich ihrer physikalischen und chemischen Eigenschaften.

 

Bei der Empa St. Gallen handelt es sich um ein Materialforschungszentrum des Bundes. Claudio Toncelli forscht nach einem Leim, der von den Chirurgen eingesetzt werden könnten, um bei Patienten ein Loch im Herz zu finden. Eine der Schwierigkeiten ist, dass der Leim bei einem schlagenden Herz einem hohen Druck ausgesetzt ist und um dem standhalten zu können, muss der Leim schnell härten. Ein Loch im Herz zu haben, ist gar nicht so selten, wie man glauben könnte. So wird jedes hundertste Kind mit einem solchen Herzfehler geboren. Obschon eine Operation möglich ist, sucht Claudio Toncelli nach einer einfacheren Lösung – einem Leim, der es ermöglichen würde, das Loch schnell und sauber zu reparieren. Der Italiener hat dabei seine Inspiration für den Leimfaden bei den Meeresmuscheln gefunden. Damit machen sie sich an Felsen, Booten, Stegen und Steinen fest. Das Lösen gestaltet sich dabei als weit schwieriger als das Festmachen. Der Forscher ist also auf der Suche nach einem Leim, der natürlich ist und bei dem man chemisch nichts zu verändern braucht.

 

Das Team von Claudio Toncelli ist schon weit gekommen und hat entdeckt, warum der Muschelleim so gut klebt und dennoch elastisch bleibt. Der Leim funktioniert zwar bereits an Zellen im Laborversuch, bis jedoch die ersten Patienten mit dem Leim der Meeresmuscheln behandelt werden können, braucht es noch viel Geduld und Zeit. Der Forscher erklärt, die Nachfrage der Spitäler sei da und nun sei sein Ziel eine tiefere Zusammenarbeit mit den Ärzten des Kantonsspitals St. Gallen. Sie sollten die Gelegenheit haben, den Leim zu testen. Erste Versuche werden dabei natürlich nicht an Patienten, sondern an Blutgefässen vorgenommen, welche bei einer Operation entfernt werden mussten. Für Claudio Toncelli ist bereits klar, dass Materialien, welche man sich von der Natur abschaut, ein enormes Potenzial haben.

 

 

Quellen: empa.ch ¦ srf news


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