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Viele Fragezeichen für Wohnsituation im Alter

Mit selbstgestrickten Becherwärmern machten Pro Senectute und Alzheimer Schweiz im Januar auf Demenz und ihre Folgen im Alltag aufmerksam.   •  Bildquelle: obs/Pro Senectute/Marc Rubli
Mit selbstgestrickten Becherwärmern machten Pro Senectute und Alzheimer Schweiz im Januar auf Demenz und ihre Folgen im Alltag aufmerksam.   •  Bildquelle: obs/Pro Senectute/Marc Rubli

DMZ - SOZIALES ¦ Marco Perroulaz ¦

 

Einige lassen es ruhig auf sich zukommen. Andere ziehen vom grossen Haus mit Umschwung in eine kleine, zentral gelegene Wohnung in einem Mehrfamilienhaus mit Lift. Alle älter werdenden Menschen haben aber eines gemeinsam: Je näher die Pensionierung rückt, desto intensiver beschäftigen sie sich in der Schweiz mit ihrer Wohnsituation im Alter. Laut der aktuellen Studie ›Wohnen im Alter‹ von Pro Senectute und Raiffeisen hat sich aber nur jeder Zehnte vor der Pensionierung schon einmal zur Wohnsituation im Alter beraten lassen.

 

Über eine Million Babyboomer, jeder fünfte Beschäftigte in der Schweiz, werden in den nächsten zehn Jahren in der Schweiz pensioniert werden. Die zwischen 1946 und 1964 geborenen Menschen wollen auch im Alter ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben führen. Voraussetzung dafür ist unter anderem eine rechtzeitige finanzielle Vorsorge, damit die finanziellen Mittel in der Pensionierung möglichst bis ans Lebensende ausreichen.

 

Mit der Wohn- und Lebenssituation nach der Pensionierung setzen sich Wohneigentümer wie Mieter gleichermassen auseinander, wie die soeben veröffentlichte Studie ›Wohnen im Alter‹ feststellt. Fast zwei Drittel der 35- bis 44-jährigen Befragten hat sich bereits Gedanken zur Wohnform im Rentenalter gemacht. Dennoch haben sich erst 10 Prozent der Befragten schon einmal beraten lassen. Expertise wäre dabei gefragt, denn nur jeder Fünfte fühlt sich ausreichend kompetent im Thema. Sämtliche Altersgruppen ab 35 Jahren würden eine umfassende 

Finanzberatung zum Thema mehrheitlich von einer Bank begrüssen.

 

Befragt zur aktuellen Wohnsituation sind Menschen mit Eigenheim durch alle Altersgruppen hindurch zufriedener als Leute in Miete. Was aber auffällt ist, dass sich die Zufriedenheit bei den Mietenden mit zunehmendem Alter markant positiv verändert: von über 60 Prozent im Alter von 35 bis 44 Jahren bis knapp 90 Prozent bei den Personen zwischen 65 und 75 Jahren. Der Grossteil der älteren Menschen bis 75 Jahre braucht gemäss eigener Einschätzung praktisch keine Unterstützung im Alltag (putzen, einkaufen, körperliche Hygiene etc.). Wer dennoch Hilfe benötigt, zieht in der Regel Familienangehörige bei. Mit zunehmendem Alter steigt zudem die Akzeptanz von altersgerechten Wohnformen wie Alterswohnungen, Generationenwohnen oder Seniorenresidenzen. Das Bewerbungsverfahren für eine Alterswohnung und der Verkauf des Eigentums müssen aber unkompliziert sein.

 

»Gesundheitliche Gründe und grössere Veränderungen im privaten Umfeld wie Scheidung, Todesfall, Betreuungs- und Pflegebedürftigkeit sind für mehr als die Hälfte der Befragten zwingende Gründe für einen Wohnungswechsel im Alter. Finanzielle Gründe spielen in diesem Alter und bei den befragten Personen noch eine untergeordnete Rolle«, erklärt Peter Burri Follath, Leiter Marketing und Kommunikation bei Pro Senectute Schweiz.

 

Und Roland Altwegg, Leiter Produktmanagement bei Raiffeisen Schweiz, ergänzt dazu »Die Ergebnisse der Studie zeigen uns auch, dass die Finanzierbarkeit und Tragbarkeit von Wohneigentum im Alter grundsätzlich noch kein allgemeines Problem darstellt. Bei den Personen, welche Probleme mit der Finanzierung von Wohneigentum nach der Pensionierung haben, dürfte dies mehrheitlich bereits vor dem Ausscheiden aus dem Erwerbsleben ein Thema gewesen sein.«

 

Die Unterstützung bei Fragen zu Vorsorgelösungen und der Finanzierung von Wohneigentum im Alter ist wichtig und eine Vorsorgeberatung dringend notwendig. Denn mit der finanziellen Vorsorge für das Wohnen im Alter beschäftigt sich insgesamt nur gut ein Viertel der 35- bis 64-Jährigen intensiv. Je älter die Person ist, desto stärker beschäftigt sie sich damit. Auch Wohneigentümer befassen sich häufiger und intensiver mit dem Thema als dies Mieter tun. Das Vermögen hat hingegen nur einen äusserst geringen negativen Effekt. Der Wunsch nach einer umfassenden Beratung zur Planung der Pension ist gross, wie die Studie aufzeigt: Themen wie Renovationen/Sanierungen, Wohn- und Umgebungsgestaltung, passende Wohnformen im Alter, Klärung der Vorsorge- und Pensionierungssituation, Fragen zur Erbschaft/Testament und zur vorsorglichen Regelung von Ausnahmesituationen (Vorsorgeauftrag, Patientenverfügung, Pflegesituation) sollten dabei angesprochen werden. Eine solche Beratung sollte rechtzeitig, spätestens mit 55 Jahren in Anspruch genommen werden, empfehlen die Verfasser der Studie.

Bei der repräsentativen online-Befragung zur Studie ›Wohnen im Alter‹ von Pro Senectute Schweiz und Raiffeisen machten 1004 Personen (im Alter von 35 bis 75 Jahren) in der Deutschschweiz, Westschweiz und im Tessin mit.

 

 

Quelle: obs / Pro Senectute / Raiffeisen 


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