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Coronavirus: Im Moment ist der Anstieg der Zahlen so schnell, dass man Mühe habe, alle Daten zu erfassen. Auch wegen Ungehorsam der Bevölkerung

DMZ – BLAULICHT ¦

 

Zahl der Toten steigt auf 19, Bund informiert über den Stand in der Schweiz, BAG rät von Einnahme von Medikamenten mit Ibuprofen ab – die neusten Entwicklungen zum Coronavirus in der Schweiz

 

Die Zahl der Erkrankten in der Schweiz ist auf rund 2650 gestiegen. Bisher sind 19 Personen gestorben. Der Bundesrat verschärft die Massnahmen. Daniel Koch: Im Moment sei der Anstieg der Zahlen so schnell, dass man Mühe habe, alle Daten einzugeben und Analysen zu machen. Man werde die Zahlen so schnell wie möglich publizieren. Es werde überhaupt nichts verheimlicht. Denn man müsse die Zahlen in einer Form publizieren, die auch der Presse nützen.

Vielerorts halten sich die Menschen nicht an die Regeln und Massnahmen, insbesondere auch Risikogruppen!

 

Empfehlung des Bundesrates: Bleiben Sie zu Hause, insbesondere wenn Sie alt oder krank sind. Es sei denn, Sie müssen zur Arbeit gehen und können nicht von zu Hause aus arbeiten; es sei denn, Sie müssen zum Arzt oder zur Apotheke gehen; es sei denn, Sie müssen Lebensmittel einkaufen oder jemandem helfen. Der Bundesrat und die Schweiz zählen auf Sie!

 

Kurzarbeits-Entschädigung

Die Kurzarbeits-Entschädigung sei ein «sehr gutes Mittel» für solche Situationen wie jetzt, sagt Ineichen-Fleisch. Neue Instrumente müssen zuerst aufgebaut werden, man wolle deshalb so gut es geht die alten Instrumente nutzen.

Mittlerweile hätten tausende Fragen das Seco erreicht. Ab Donnerstag gebe es neben der Webseite auch eine Hotline, damit die Unternehmerinnen und Unternehmern und andere interessierte Kreise auch dort Informationen erhalten.

Zur Situation des Imports von medizinischer Ausrüstung aus dem Ausland. Man sei in sehr engem Kontakt mit den betroffenen Unternehmen. Die EU habe am letzten Donnerstag eine Bestimmung in Kraft gesetzt, die die Ausfuhr von Medizingütern bewilligungspflichtig machen. Diese Bewilligungen – insbesondere in Deutschland – seien noch nicht restlos bewilligt. Das Seco helfe hier aus.

 

Die Industrie und Baugewerbe funktionieren weiter. Die Schweiz sei gut gerüstet und das Seco arbeite mit Hochdruck daran, die Wirtschaft zu unterstützen. Es gehe darum, auch Lösungen zu finden für diejenigen, die durch die aktuellen Massnahmen noch nicht gedeckt sind.

 

Nach der Entscheidung des Bundes zur Einschränkung des öffentlichen Lebens ist es nun an den kantonalen Polizeien, die Richtlinien durchzusetzen. Die Zürcher Behörden appellieren dabei an die Vernunft der Bevölkerung. «Es braucht das Verständnis eines jeden, dass diese Massnahmen zwingend notwendig sind. Es geht nicht um Polizeigewalt», sagt Thomas Würgler, Kommandant der Kantonspolizei und Leiter des neuen Führungsstabs zur Bewältigung der Corona-Krise.

In der neuen Verordnung vom Montag schreibt der Bund, welche Sanktionen diejenigen erwarten, die sich nicht an die Regelungen zu öffentlichen und privaten Veranstaltungen halten: Wer sich vorsätzlich widersetzt, dem droht eine Geldstrafe oder bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe.

 

Öffentliche Gruppen untersagt

«Es wird nicht so sein, dass die Polizei heute eine Bar stürmt, wenn sie um 5 nach 12 noch offen hat», beschwichtigte Sicherheitsbeauftragter Mario Fehr am Montagabend. Dennoch werde man konsequent alle Massnahmen polizeilich durchsetzen. Das gilt nicht nur für den Barbetrieb, sondern auch für private Veranstaltungen, die trotz aller Warnungen im öffentlichen Raum stattfinden. Thomas Würgler betont: «Es ist auch untersagt, in grösseren Gruppen zusammenzustehen und nicht den gebührenden Abstand zu halten.»

 

Während der aktuellen Ausnahmesituation wird die Polizei weiterhin die öffentliche Sicherheit garantieren. Polizeiposten werden nicht geschlossen. Revolten in Haftanstalten, wie sie in Italien auftraten, sollen durch strikte Massnahmen verhindert werden. Und Polizisten erhalten als «systemrelevante Gruppe» nun besondere Unterstützung bei der Kinderbetreuung, um weiterhin im Dienst bleiben zu können.

 

 

Weiterführende Antworten und Informationen

 

Sollen wir uns zuhause verbarrikadieren?

Koch plädiert in dieser zentralen Frage für Augenmass. «Es wäre am besten, wenn sich die Leute nun zurücknehmen und zuhause bleiben würden.» Grundsätzlich soll man sich dort aufhalten, wo man die anderen – insbesondere gefährdete Personen – nicht ansteckt. Man könne aber nach draussen, versichert Koch: «Das soll man aber allein tun oder mit dem Angehörigen, mit dem man sowieso zusammen ist.» Die gemischte, generationenübergreifende Jogging-Gruppe soll also sistiert werden.

 

Auf ein Bier mit dem Kumpel?

Die Bar ist geschlossen, doch das Wetter ist prächtig und das Bier kalt. Da liegt es nahe, das Feierabendbier mit Freunden auf den Balkon oder in den Garten zu verlagern. Davon rät Koch ab. «Man soll die Kontakte zwischen den Familien und Generationen derzeit nicht fördern.» Die sozialen Kontakte ausserhalb des engsten Umfelds sollen für die nächste Zeit am Telefon oder über die sozialen Medien gepflegt werden.

 

Hausarrest für die Grossmutter?

Kochs klare Anweisung an ältere Menschen und andere Risikogruppen: «Auch sie dürfen aus dem Haus. Für sie gilt aber besonders: Abstand halten, Abstand halten, Abstand halten.» Das bedeutet für Betagte eine schmerzhafte Trennung von ihren Liebsten. Doch gerade in diesen Zeiten, da der physische Kontakt erschwert ist, plädiert der Krisenmanager für ein neues Miteinander: So könne etwa der Nachbar den Einkauf für eine gefährdete Person erledigen.

 

 

 

 

 

Auch für Betreuerinnen und Betreuer in Kitas gilt: «Das Problem ist nicht, dass sich Kinder untereinander anstecken», so Koch. Es brauche aber ein besonderes Problembewusstsein der Erwachsenen: «Jeder muss sich denken: Ich könnte das Virus schon in mir tragen – von wem muss ich mich besonders fernhalten?»

 

 

Darf mein Kind noch raus zum Spielen?

Auch viele Eltern sind verunsichert. Die Schulen sind geschlossen, und die Kinder wollen beschäftigt werden. Dürfen sie noch raus zum Spielen und sich mit den Gspänli treffen? «Selbstverständlich dürfen Kinder untereinander spielen. Sie sind ja auch nicht die Treiber dieser Epidemie», beschwichtigt Koch. Spielgruppen und dergleichen sollten aber nicht organisiert werden. Und vor allem: Die Eltern seien aufgerufen, den Kontakt untereinander auf ein Minimum zu beschränken.

 

Hamsterkäufe braucht es nicht

Immer wieder betonen die Behörden: Hamsterkäufe sind nicht notwendig. Die Versorgung ist gewährleistet. Das bestätigt auch Experte Koch. Allerdings sind Lebensmittelläden einer der letzten öffentlichen Orte, wo viele fremde Menschen aufeinandertreffen. Lohnt es sich da nicht, sich für einen längeren Zeitraum mit dem nötigsten einzudecken? «Die Läden sind genug gross, damit man Abstand halten kann», sagt Koch. Wer die Regale leerfege, bereite nur dem Ladenpersonal Probleme – das in diesen Tagen ohnehin alle Hände voll zu tun hat.

 

Soll ich Parks und Spielplätze meiden?

Im Gegensatz zu anderen Ländern bleiben Spielplätze und Parks in der Schweiz offen. Koch stellt klar: Das Virus an sich warte nicht an bestimmten Orten. «Es sind die Menschen, die es untereinander weitergeben.» Also liegt es an uns, eine Ausbreitung zu verhindern. Deswegen gelte auch in Parks und auf Spielplätzen die einfache Devise: Distanz halten – was sich im öffentlichen Raum auch einfacher bewerkstelligen lässt als in geschlossenen Räumen.

 

Ausgangssperre für die Jugend?

Für Teenager dürfte der Shutdown zur Nervenprobe werden. Dem ist sich auch Krisenmanager Koch bewusst. «Jugendliche haben sehr viel Kontakt untereinander und sind sehr mobil. Sie stecken damit aber auch am ehesten andere Leute an.» Deswegen appelliert Koch an die Jugendlichen: Feste mit Freunden sollen erst einmal verschoben werden. Kochs Rat: zuhause bleiben und Gamen statt WG-Party.

 

Quellen: BAG, admin.ch ¦ srf


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