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Zunehmender Medikamenten-Missbrauch bei Jugendlichen

DMZ – GESUNDHEIT/GESELLSCHAFT ¦ Patricia Jungo ¦

 

Über die Gründe für den steigenden Medikamenten-Missbrauch herrscht keine Klarheit. Sicher ist jedoch, dass bereits kleine Dosen abhängig machen. In den letzten Tagen sind gleich mehrere Fälle von Medikamenten-Missbrauch durch Jugendliche bekannt geworden. Diese schlucken rezeptpflichtige Beruhigungsmittel, um in einen Rauschzustand zu gelangen. Der letzte Vorfall passierte im Kanton Baselland.

 

Gemäss Bericht von „20 Minuten“ fand am Dienstag eine junge Frau am Bahnhof in Gelterkinden einen 12-jährigen Jungen, der völlig durch das Medikament Xanax betäubt war. Dieses rezeptpflichtige Medikament wird Patienten mit Angstneurosen oder Panikstörungen verschrieben und kann innert Wochen eine Abhängigkeit zur Folge haben. Gegenüber YouNews-Reporter von +10vor10“ sagt Lavinia Besuchets, ihr 15-jähriger Sohn habe vor einem Jahr mit dem Konsum von Alkohol und Cannabis angefangen und anschliessend auch noch Medikamente wie Xanax hinzugefügt. Sie erzählt, wie sehr sich ihr Sohn durch die Sucht verändert habe und wie schwierig es nun sei, ihm vertrauen zu können. Dies verändere auch ihre Beziehung massiv.

 

Die Frage stellt sich, ob es sich bei solch schweren Medikamentenmissbräuchen um Einzelfälle handelt. Die Statistiken sprechen Klartext: Seit 2002 konsumieren immer rund vier Prozent der 15-jährigen Mädchen berauschende Medikamente. Bei den gleichaltrigen Jungen ist der Anteil jedoch deutlich gestiegen. Markus Meury von der Stiftung «Sucht Schweiz» erklärt, der Grund für diesen Anstieg sei noch nicht klar. Man wisse aber, dass schon ganz kleine Dosen von Xanax sehr gefährlich und suchtbildend seien. Zum Problem der Abhängigkeit komme natürlich auch das Risiko einer Vergiftung. Besonders gefährlich sei dabei das Mischen von Medikamenten mit Alkohol oder anderen Substanzen. Zudem wisse man bei Xanax, welches man auf dem Schwarzmarkt kaufe, nie genau, was darin wirklich enthalten ist.

 

Der Journalist Renato Beck hat mehrere Monate darüber recherchiert, warum Medikamente wie Xanax so populär sind? Er erklärt, der erste Kontakt mit Medikamenten passiere meist daheim im Apothekenschrank. Beliebt sei es auch, sich seinen Stoff über das Darknet zu bestellen. Da sei das Problem halt die Angst, es könnte am Zoll auffliegen. Renato Beck betont, es gebe einen dritten Weg, der immer mehr an Bedeutung gewinne, nämlich jener über Dealer und grosse Banden. Wie Fachleute berichten, spielt auch die amerikanische Hip-Hop-Kultur dabei eine Rolle. Gewisse Rapper wie beispielsweise Lil Peep glorifizieren den Medikamentenmissbrauch nahezu. Die Texte drehen sich oft um den Medikamenten- und Drogenkonsum. Der Rapper, der selber abhängig von Kokain, Ecstasy und Xanax war, starb Ende November 2017 kurz vor Beginn eines Konzertauftritts an einer Überdosis Xanax und einem Cocktail anderer Schmerzmittel. Die Fachleute können sich durchaus vorstellen, dass diese Verherrlichung von Medikamenten auch einen Einfluss auf Jugendliche in der Schweiz hat und einen möglichen Grund für die Zunahme des Medikamenten-Missbrauchs bei jüngeren Teenagern darstellt.

 

 

 

Quelle: srf news


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