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Prothesen für Hände und Füsse – viel mehr als optischer Hand- und Beinersatz

DMZ – DIGITAL/WISSENSCHAFT/GESUNDHEIT ¦ Patricia Jungo ¦

 

Heute sind Prothesen viel mehr als ein optischer Hand- oder Beinersatz. Möglich wird dies dank digitalem Hightech. Eine Dysmelie, also eine angeborene Fehlbildung der Arme und Beine, trifft etwa fünf von 10‘000 Personen. Eine Prothese ersetzt die fehlenden Extremitäten. Diese sollte bis vor wenigen Jahren immer diskret sein. Doch nun zeigen die Träger ihre mit faszinierender Technologie bestückten Prothesen ohne Scheu und sogar gerne.

 

Michael Fornasier ist eine von zwölf Personen, die die Handprothese „iLimb Ultra Revolution“ tragen. Dieser „Rolls Royce“ unter den Handprothesen ist halb transparent und gibt daher Einblick ins technische Innenleben. Michael Fornasier erzählt, dass er immer wieder von Menschen spontan gefragt wird, wie seine künstliche Hand funktioniere. Dann gibt er ihnen Auskunft über die Elektroden, die es an der Kontaktstelle zum Rumpf seines Arms hat und die Spannungen im Millivolt Bereich erfassen, die er mit den Muskeln erzeugen kann. Abhängig davon, welche Muskelregion in Aktivität ist, bewegt sich der eine oder andere Finger. Es sind dafür sechs Motoren eingebaut. Diese stoppen dank Sensoren bei Kontaktberührung automatisch.

 

Programmieren kann Michael Fornasier die Hand mit 25 verschiedenen Griffmustern und Gesten über ein App. Er hat sogar eine eigene Comic-Serie geschaffen. Sein «Bionicman, » der Superheld mit Handicap rüstet sich im Stil der Marvel-Comics zum Kampf gegen alle möglichen Gesichter von Mobbing, von dem vor allem Kinder mit einer Prothese betroffen sind. Michael Fornasier wurde ohne rechte Hand geboren und ist als Kind gehänselt und sogar gemobbt worden. Seine Hightech-Prothese kommt jedoch für heranwachsende Kinder nicht in Frage. Sie kostet 55‘000 Franken und ist mit 1.2 Kilogramm sehr schwer. Dies ist auch ein Grund, warum der Trend genau in eine andere Richtung geht. Die Prothesen sind einfach und dank digitaler Planung und Fertigung im 3D-Drucker sehr leicht und funktionell. Auch die Kosten belaufen sich nur auf einen Bruchteil einer Hightech-Prothese. Hergestellt werden die Prothesen von Swiss Prosthetics, einem Projekt des Wyss Instituts in Zürich in Zusammenarbeit mit der Universität Zürich und ETH. Von der Idee ausgehend, dass eine einzige Handprothese niemals alle Anforderungen im Alltag eines Kindes zu erfüllen vermag, hat man sich für ein Baukastensystem entschieden. Die Alltagsprothese wird durch diverse Module ergänzt. Da gibt es zum Beispiel solche fürs Velofahren, Schwimmen, Tennisspielen, Skifahren und Langlaufen in vielen bunten Farben. Auch hier ganz nach dem Motto: Die Prothese will gezeigt werden, nicht versteckt.

 

 

¦srf news¦


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