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Positiv denken – angeboren oder lernbar?

DMZ – GESELLSCHAFT/LEBEN ¦ Patricia Jungo ¦

 

Optimismus macht das Leben leichter! Darin besteht Einigkeit und die Auswahl an Lebensberatungsbüchern zum positiven Denken ist riesig. Es scheint ein Kinderspiel zu sein, das Glas halb voll statt halb leer zu sehen und doch gestaltet sich die Sache mit dem positiven Denken und der optimistischen Lebenshaltung für sehr viele Menschen als viel anspruchsvoller als angenommen.

 

Eine positive Grundhaltung lässt sich nicht einfach auf Knopfdruck übernehmen. Sie gehört im Grunde genommen fest zur Erziehung und Entwicklung. Kinder verstehen auch in diesem Bereich spielend leicht, was wir Erwachsenen ihnen vorleben. Eltern haben also wunderbare Karten, um ihren Kindern mit einer positiven Lebenseinstellung Vorbild zu sein. Diese erst als Erwachsene zu lernen, ist so viel schwieriger. Die Kinder spüren, ob die Eltern das Leben schön finden und übernehmen diese innere Haltung, die auch eine der Grundvoraussetzungen für positives Denken darstellt. Eigentlich kommen wir Menschen mit einem gesunden Urvertrauen zur Welt. So könnte eigentlich das positive Denken schon beim ersten Atemzug beginnen. Bedauerlicherweise fehlt in unserer heutigen Welt sehr vielen Menschen dieses Urvertrauen.

 

Dafür gibt es diverse Gründe: Die Kinder wurden früher oft sehr rasch nach der Geburt von den Eltern getrennt, gewisse Erziehungsmassnahmen, die lange als wirksam galten, schwächten das Urvertrauen eher, als es zu stärken. Wir Menschen machen uns schon ganz früh ein Bild von der Welt und ordnen darin alles ein, was wir rund um uns wahrnehmen. Mit einer positiven Einstellung gelingt es dem Menschen auch, Erlebnisse als mehrheitlich positiv zu sehen und umgekehrt natürlich ebenso. Erfährt ein Kind seit seiner Geburt viel Aufmerksamkeit, Nähe und Zuwendung, Liebe und Umsorgen, hat es die besten Voraussetzungen, ein optimistischer Mensch zu werden. Unsere ersten Lebensstunden sind ausschlaggebend. Im Bonding dieser ersten Momente wird eine starke Bindung geschaffen, die das ganze Leben lang als Vertrauensbasis wirkt und so auch Einfluss darauf hat, wie wir Beziehungen und neue Situationen einschätzen.

 

Natürlich wird es nie eine Welt geben, die immerzu heil ist. Unsere Kinder kommen schon früh mit Krankheit, Streit und anderen Problemen in Berührung. Sie spüren in den ersten Lebensjahren bereits, dass das Leben auch Schwierigeres für sie bringen wird. Wenn Eltern aber eine positive Grundhaltung ehrlich vorleben, werden die Kinder lernen, dass es sich so glücklicher leben lässt. Auch für Eltern, die vielleicht von Natur aus eher Schwarzseher sind oder mit sehr schwierigen Situationen zu kämpfen haben, gibt es viele Möglichkeiten, ihr Kind zu stärken. Das kann auch sie selber positiver und stärker machen. Bekommt das Kind viel Liebe und Aufmerksamkeit, wirkt sich dies positiv auf sein Selbstbewusstsein aus. Das Kind braucht auch Eltern, die all seine Gefühle ernst nehmen, die seine Fähigkeiten stärken, es konstruktiv kritisieren und es auch eigene Erfahrungen und Fehler machen lassen. Die Frage, ob Optimismus Veranlagung ist oder gelernt werden muss, beschäftigt auch die Forscher. Einigkeit wurde darin aber bisher nicht erlangt.

 

Bei den Babys gibt es so viele Unterschiede, die von Anfang an bestehen: Einige sind meist zufrieden, schlafen gut, sind immer gut gelaunt und passen sich einfach an und dies auch in weniger idealen Familiensituationen. Bei anderen scheint alles „optimal“ zu sein und die Babys gehören nicht zu den „Pflegeleichten“. Die Meinungen sind in dieser Frage sehr unterschiedlich. Man ist sich aber einig, dass nicht mehr als 25 Prozent der Fähigkeit zu Optimismus und positiven Denken angeboren sind. Die anderen 75 Prozent werden von der Wechselwirkung mit dem sozialen Umfeld und der Aussenwelt geprägt. Eine möglichst positive Lebenshaltung schafft nicht alle Probleme aus der Welt. Sie lassen sich aber bestimmt etwas einfacher „tragen“. Für unsere Kinder ist ein solches „Erbe“ mehr als positiv und prägend.


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