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Krise als Chance

Ein erster Schritt zurück zu einem ökonomischen Pluralismus (Foto: DMZ Die Mittelländische Zeitung)
Ein erster Schritt zurück zu einem ökonomischen Pluralismus (Foto: DMZ Die Mittelländische Zeitung)

DMZ – WIRTSCHAFT / GESELLSCHAFT ¦ Reinhard Straumann ¦

 

Es ist eine Binsenwahrheit, dass in jeder Krise immer auch eine Chance liegt. Selbst „Corona“ hat uns in den letzten Wochen viele Einsichten vermittelt, die wir als Chance begreifen sollten. Die aktuelle Krise zeigt, wie fatal unsere globalisierungsbedingten Abhängigkeiten sind, wie fragil unsere gesellschaftlichen Konstrukte, wie überrissen unser blindwütiger Wachstumswahn.

 

Zum Glück liegen in der anderen Waagschale unsere Spaziergänge an ganz gewöhnlichen Wochentagen, das plötzliche Aufscheinen von Solidarität da und dort, das Lob der Langsamkeit… „Corona“ könnte unsere Chance sein zu erkennen, dass Resilienz kein Charakterfehler von gesellschaftlichen Aussenseitern ist, sondern unter gegebenen Umständen Bürgerpflicht.

 

Umdenken tut Not. Ein erster Schritt müsste uns zurück führen zu einem ökonomischen Pluralismus, zu einer Stärkung der Vielfalt auf der analogen Anbieterseite. Weil seit Wochen alle kleinen Läden geschlossen sind, schreitet die Digitalisierung voran und explodieren die Umsätze von Amazon. Dessen Besitzer Jeff Bezos, war zu lesen, habe zeitgleich sein Privatvermögen von geschätzten 150 Milliarden Dollar um 34 Milliarden vermehrt… Das ist fatal. Leider hat der Bundesrat in seiner Normalisierungsbotschaft vom letzten Donnerstag exakt den falschen Schluss gezogen, als er den Grossverteilern erlaubte, die Sortimentsbeschränkungen aufzuheben, gleichzeitig aber die Kleinanbieter weiterhin zur Untätigkeit verurteilte.

 

Genau in diese Richtung sollten wir uns nicht bewegen. Entscheidend wird es, wenn es um die Refinanzierung der sich anhäufenden Milliardenschulden geht. Wer soll das bezahlen? Grösste Wachsamkeit ist erfordert, um zu verhindern, dass einmal mehr der Mittelstand zur Kasse gebeten wird. Corona könnte die Chance sein, endlich alternative Finanzierungsmodelle – etwa eine Finanztransaktionssteuer oder eine Digitalsteuer – anzuvisieren. Ohne Utopien ist niemandem geholfen ausser denjenigen, die jetzt schon übermässig profitieren. Für die Schweiz hat man errechnet, dass eine Mikrosteuer von 0,05% auf alle hierzulande getätigten Finanztransaktionen reichen würde, um jedermann ein Grundeinkommen von 2500 Franken zu finanzieren (vgl. www.microtax.ch). Darüber nachzudenken sollte eigentlich nicht schwierig sein. Unser Parlament ist mehr denn je gefragt, in der Krise die Chance zu erkennen. 


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