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Kindesmissbrauch: Wenn Paare sich trennen, werden Kinder sehr häufig instrumentalisiert. Wie die Erfahrung zeigt, vor allem von den Müttern.

DMZ - Soziales / David Aebischer ¦

 

Die Ausgrenzung des einen Elternteils - meistens des Vaters - ist häufig angewandte elterliche Praxis vor, während und nach Sorgerechtsstreitigkeiten. PAS bedeutet die kompromisslose Zuwendung eines Kindes zum "guten" und geliebten Elternteil und die ebenso kompromisslose Abwendung vom anderen, dem "bösen" und gehassten - ebenjenem, mit dem das Kind nicht mehr zusammenlebt, der nur Umgangsrecht hat oder darum kämpft.

 

Es sind meist die Mütter

Wenn Paare sich trennen, werden Kinder sehr häufig instrumentalisiert. Wie die Erfahrung zeigt, vor allem von den Müttern. Der Vater wird schlecht gemacht und verleumdet. Das ist den Ämtern (Kesb, Sozialbehörden), und privaten Institutionen (u.A. Psychologen, Beistände usw.), sowie Gerichten und Anwälten klar, dennoch wird in der Regel gegen den Vater entschieden. Wohl wissend, dass es sich bei Kindesmissbrauch, Verleumdung, Rufschädigung, übler Nachrede usw. um Straftaten handelt, zieht man es vor, die Straftäter unbehelligt zu lassen, dafür dann den Vater zu bestrafen, indem man ihm die Kinder „nimmt“.

 

Ein Drittel aller Scheidungs-Väter hat bereits drei Jahre nach der Trennung wenig oder keinen Kontakt mehr zu seinen Kindern und ein weiterer Drittel bereits ab Trennung nicht mehr, oder nur sehr begrenzt. Die Ursachen dafür unterscheiden sich dabei nur marginal. Meistens geht es um verletzte Gefühle, Rache, Neid, Dummheit, Eifersucht – die Reste einer enttäuschten Paarbeziehung.

 

Die Dunkelziffer ist höher

Jedes Jahr werden rund 600 aller Trennungskinder manipuliert, auffälligerweise ist in 90 Prozent der Entfremdungsfälle die Mutter die Verursacherin und dafür verantwortlich. Die Dunkelziffer liegt um einiges höher. Mehr als 50 internationale Studien belegen, dass es besser für Kinder ist, wenn sie nach Trennungen der Eltern immer noch von beiden betreut werden und mit Vater und Mutter Kontakt haben. Trotzdem tendieren Gerichte und Behörden hierzulande dazu, Eltern über Monate oder gar Jahre hinweg über Obhuts- und Besuchsrechtsfragen streiten und prozessieren zu lassen und dann letztlich gegen den Vater zu entscheiden und nach wie vor ein Grossteil der Kinder bei der Mutter bleibt. Hier helfen Beistände, Psychologen, Ämter und zweifelhafte Organisationen mit, die kräftig an diesen tragischen Fällen profitieren. Die Kosten sind immens und stürzen sehr viele Familien in die Armut und den sozialen Zerfall.

 

Entfremdungssyndrom (engl. Parental Alienation Syndrome (PAS))

Eltern-Kind-Entfremdung, auch elterliches Entfremdungssyndrom (engl. Parental Alienation Syndrome (PAS)), beschreibt ein von Richard A. Gardner 1985 formuliertes Konzept, bei der ein Kind dauerhaft und zu Unrecht einen Elternteil herabsetzt und beleidigt, meist in der Folge einer Scheidung und/oder eines Streits um das Sorge- oder Umgangsrecht.

 

Gemäss Untersuchungen von Beschreibung Dr. phil. Walter Andritzky, Düsseldorf wird diese Entwicklung, bei der ein Kind bewusst oder unbewusst einem Elternteil entfremdet wird, zunehmend mit Besorgnis betrachtet und als Kindesmisshandlung eingeschätzt. Auslöser ist so gut wie immer die Ablehnung des früheren Partners nach einer Trennung durch den Elternteil, bei dem das Kind lebt. Dies überträgt sich auf das Kind – mit traurigen Konsequenzen.

Vor dem Hintergrund steigender Scheidungszahlen und Auseinandersetzungen um das Sorge- und Umgangsrecht mit den gemeinsamen Kindern mehren sich Fälle, in denen Eltern versuchen, ein Kind dem anderen Elternteil zu entfremden und diesen von Umgang und Erziehung auszugrenzen. Nicht nur Rechtsanwälte, Richter, Sachverständige und Mitarbeiter von Jugendämtern werden in die oft unerbittlich geführten Auseinandersetzungen einbezogen, sondern auch Psychotherapeuten, (Kinder-)Ärzte und Kinderpsychiater: Meist wünscht ein Elternteil Atteste und Bescheinigungen darüber, dass Verhaltensauffälligkeiten oder funktionelle Symptome (Einnässen, oppositionelles Verhalten, Depressionen, Schlafstörungen und anderes) eines Kindes auf negative Einwirkungen des anderen Elternteils zurückzuführen seien und/oder der Kontakt abgebrochen werden sollte.

 

Missbrauch von Attesten verhindern

Das Thema entzündet sich zumeist zu einem Zeitpunkt, an dem Trennungskonflikte in Sorgerechts- oder Umgangsstreitigkeiten übergehen und ein Elternteil den anderen von der künftigen Erziehung ausgrenzen will. Zugespitzt wird die Situation, wenn sich dabei zwei „Lager“ gegenüberstehen, zum Beispiel ein Vater mit den Grosseltern, bei denen sich das Kind bei Besuchskontakten aufhält, und eine Mutter mit neuem Ehepartner. Für Ärzte und Therapeuten ist es hilfreich, zwischen verschiedenen Konfliktkonstellationen zu unterscheiden, um Eltern einerseits aufzuklären, und andererseits den Missbrauch von Attesten zu verhindern.

Die mit den eigenen Belastungen infolge der Trennung beschäftigten Eltern nehmen die psychische Belastung der Kinder oft weder wahr, noch geben sie ihnen genügend Zuwendung.

 

Daher werden die natürlichen Stress-Symptome der Kinder bei weiteren Konflikten zwischen den Eltern oftmals umgedeutet, Resultat einer negativen Beeinflussung oder „Überforderung“ durch den Umgang mit dem anderen Elternteil zu sein. Tatsächlich werden psychische und funktionelle Reaktionen, Infekte, aggressive oder depressive Reaktionen nicht nur durch die Trennung selbst ausgelöst. Sie entstehen besonders dann, wenn das Kind von einem Elternteil zum anderen wechseln soll, der betreuende Elternteil diesen Umgang jedoch ablehnt, beispielsweise mit der Begründung, das Kind müsse „zur Ruhe kommen“, oder es wolle nicht zum anderen Elternteil.

 

Nach den Erfahrungen von Felder und Hausheer zeigen sich Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter vor Besuchen beim anderen Elternteil oft fahrig, gereizt und unwillig, oder sie klagen über Bauchschmerzen. Die Besuchszeit selbst verläuft nach kurzer Eingewöhnung ohne Konflikte und in freudiger Atmosphäre. Das Kind will jedoch von Zuhause nichts erzählen und dort auch nicht anrufen. Das Kind kehrt weinerlich und widerstrebend zum betreuenden Elternteil zurück. Nach den Besuchen verhält es sich einige Tage lang überdreht, verschlossen oder mürrisch, will von den Besuchen selbst nichts erzählen, bis es schliesslich wieder „normal“ wird. Die Eltern ziehen aus diesem Muster entgegengesetzte Schlüsse: Die Mutter (gegebenenfalls der Vater) sieht keinen Sinn in den Besuchen, sondern eher Schaden. Das Kind werde gequält, nur um den Rechtsanspruch des Besuchsvaters (gegebenenfalls -mutter) zu erfüllen, die Besuche sollten deshalb beendet werden. Der Vater fragt sich dagegen, ob das Kind bei der Mutter gut aufgehoben ist, da es in so bemitleidenswertem Zustand zu ihm kommt und ungern wieder zur Mutter zurückkehrt.

 

Diesem „Besuchsrechtssyndrom“ liegen im Gegensatz zu einem Entfremdungssyndrom keine Entfremdungsabsichten zugrunde. Die Ursachen können in Trennungsängsten, psychodynamischen Loyalitätskonflikten, einem Autonomieproblem, fehlender Objektkonstanz beim Kind, auf Elternebene in Kränkungen, sozialer Isolation oder in Problemen mit einem neuen Partner liegen. Die Eltern äussern Besorgtheit angesichts der Symptome. Sie tendieren zunächst nicht dazu, den anderen Elternteil abzuwerten, ihn für die Symptome verantwortlich zu machen oder ausgrenzen zu wollen. In diesen Fällen genügt es, im Rahmen der Anamneseerhebung darauf hinzuweisen, dass es sich um natürliche Reaktionen des Kindes handelt, die nach etwa einem halben bis einem Jahr von selbst nachlassen, wenn das Kind erfahren hat, dass ihm bei den Besuchskontakten weder Mutter noch Vater verloren gehen.

 

Loyalitätskonflikt für das Kind

Im Gegensatz zum Besuchsrechtssyndrom zeigen sich beim PAS mehrere, einfach erkennbare Symptome im Verhalten des Kindes:

  • Es werden Meinungen und wörtliche Formulierungen vom betreuenden Elternteil übernommen, die dessen Haltung zum anderen charakterisieren. Das Gesagte wird in nicht kindgerechter Sprache („Er hat einen Machtkomplex.“) und gekünstelter Stimmlage vorgebracht. Es werden neue Ablehnungsgründe „hinzuerfunden“, das Kind wirkt beim Gespräch motorisch unruhig und gespannt.
  • Nicht nur der andere Elternteil, sondern dessen gesamtes soziales und familiäres Umfeld wird in die Ablehnung miteinbezogen, zum Beispiel früher geliebte Grosseltern und Freunde.
  • Das Kind „spaltet“: Der betreuende Elternteil ist nur „gut“, der andere nur „schlecht“, die natürliche Ambivalenz fehlt. Das Kind ergreift reflexhaft für den Betreuer Partei.
  • Das Kind betont auffällig, dass alles, was es sage, sein eigener Wille sei („Ich will das.“).

Wenn der Entfremdungsprozess fortgeschritten und sich der betreuende Elternteil sicher ist, dass das Kind keinen Wunsch nach Kontakt zum anderen mehr äussert, betont er oft: „Ich wäre der/die Letzte, die etwas gegen Besuche hat, aber das Kind will nicht.“

Ein weiteres Indiz für ein Entfremdungssyndrom ist, dass der betreuende Elternteil den anderen abwertet und den Gesprächspartner in eine Allianz gegen diesen einzubinden versucht. Gleichzeitig werden Diskurs und Vermittlungsbemühungen, die seine Person und Rolle im Trennungsprozess betreffen, jedoch ablehnt.

 

Die Kinder benötigen keine Therapie. Das Verhalten normalisiert sich schnell, wenn das Kind erfährt, dass es den anderen Elternteil verlässlich und ohne Schuldgefühle besuchen und sich an der gemeinsamen Zeit erfreuen darf.

Die Angaben in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis, das im Internet unter www.aerz teblatt.de/pp/lit0203 abrufbar ist.

 

Manipulierte Kinder übernehmen die Sicht ihrer Mutter

Trennen sich Eltern, ist dies meist mit starken und negativen Emotionen verbunden und allzu oft leiden auch die Kinder darunter. Sie übernehmen oft die Gefühle des Elternteils, mit dem sie den grössten Teil der Zeit verbringen. Dies beruht auf zwei Faktoren:

  • Aus Angst, den verbleibenden Elternteil auch noch zu verlieren, bindet sich das Kind stärker an ihn. Bzw. ein ihm wohlgesonnener Elternteil muss man nicht einnehmen, auf den ist bereits verlass, also konzentriert sich das Kind auf den Elternteil, der Stress macht.
  • Um sich zu solidarisieren und sich ein sicheres Umfeld zu schaffen, übernimmt das Kind das Gefühl es Elternteils, bei dem es lebt. Spürt es, dass es mit diesem Verhalten positive Aufmerksamkeit erhält, wird es wiederholt und verfestigt sich damit zusehends. Das Kind übernimmt das Gefühl als sein eigenes.

Insbesondere der zweite Aspekt führt nach und nach dazu, dass der nicht im Haushalt lebende Elternteil zunehmend als Feind angesehen und abgelehnt wird.

 

Rechtsanwalt Josef A. Mohr, Fachanwalt für Familienrecht sagt dazu:

  • die Programmierung (Indoktrinierung, Gehirnwäsche) i. d. R. durch einen Elternteil. Meist ist der Störer der Elternteil, bei dem das Kind lebt.
  • die Annahme dieser Programmierung durch das Kind, das die Ablehnung des anderen Elternteils zu seiner eigenen Sache macht und so seinen eigenen Beitrag zur Herabsetzung des anderen Elternteils leistet.

Diese Eltern-Kind-Entfremdung, bei der ein Elternteil – leider ist das meist der Vater – plötzlich vom geliebten Papa zum Monster mutiert, entsteht in der Regel durch eine regelrechte Indoktrinierung der Mutter und deren Umfeld, dauerhaftes Nörgeln am ehemaligen Partner sowie abschätziges Verhalten, Lügen, Unterstellungen und Schikanen ihm gegenüber. Dies kann beim Kind eine regelrechte Gehirnwäsche verursachen, die auch die positiven Erinnerungen auslöscht. Teilweise sind ganze Freundeskreise und Familien involviert im Entfremdungsprozess der Kinder, in dem sie den Kindern ebenfalls weiss machen wollen, wie schlecht der Vater ist und war. Diese Menschen machen sich natürlich auch strafbar, aber bisher wurden solche Straftaten noch kaum von einem Gericht berücksichtigt, oder geahndet. Dies ist umso schlimmer, da die entfremdete Haltung des Kindes nicht auf eigenen negativen Erfahrungen basiert. Mit der starken Ablehnung eines Elternteils lehnt das Kind auch einen Teil von sich selbst ab und das hat schwerwiegende Folgen für seine Psyche, das Vertrauen in sich selbst und auch das allgemeine Wohlbefinden. Das Kind steckt in einer dauerhaften Identitätskrise, was zu Aggression und Depressionen führen kann.

 

Eltern-Kind-Entfremdung ist Kindesmissbrauch!

Führende Mediziner bezeichnen dieses Phänomen aufgrund der negativen Folgen für das Kind mittlerweile als Kindesmissbrauch. Etwa 10 - 15 % aller Kinder aus geschiedenen Ehen sind davon betroffen, Tendenz steigend.

Der Würzburger Psychiater und Neurologe Dr. Wilfrid von Boch-Galhau veröffentlichte unlängst gesammelte Studien aus 30 Jahren Forschung zur Parental Alienation. Zu seinen Patienten gehören Scheidungskinder aller Altersstufen und eine immer grösser werdende Gruppe entsorgter Eltern, meist Väter. "Sie haben den Kontakt zu ihren Kindern seit Jahren verloren", sagt er, "sie kommen mit depressiven oder auch suizidalen Krisen zu mir. Der Beziehungsabbruch wirkt auf alle traumatisch."

 

Es ist wichtig, dass diese Fakten und Missbräuche mehr an die Öffentlichkeit gebracht werden, um ein Bewusstsein in der Gesellschaft auch dafür zu schaffen. Erst wenn es gelingt, die Öffentlichkeit zu erreichen, können diese Missstände angegangen und hoffentlich bald einmal abgeschafft werden.

Denn es geht immer und nur um das Wohl des Kindes! In diesem Zusammenhang sind persönliche Scheinbedürfnisse, die auf Kosten der Kinder befriedigt sein wollen, zu verurteilen und zu bestrafen. Auch dies sind wir der Gesellschaft schuldig.  

 

Das PAS ist aktuell noch nicht im Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders der American Psychiatric Association oder in der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme der WHO als Störung erfasst, wird aber in der neuen Auflage des ICD 11 unter "QE52.1: Loss of love relationship in Childhood" enthalten sein. 

 

 

Quellen: IGM ¦ Ärzteblatt ¦ Die Zeit ¦ Journal of the American Academy of Psychiatry and the Law

 

Literatur

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