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Covid-19 - Sterblichkeitsrate ist zehnmal höher als bei einer Grippewelle

Dr. Thomas Bregenzer, Facharzt FMH für Infektiologie am Spital Lachen (Bildquelle: Spital Lachen)
Dr. Thomas Bregenzer, Facharzt FMH für Infektiologie am Spital Lachen (Bildquelle: Spital Lachen)

DMZ – WISSENSCHAFT / MEDIZIN ¦ Redaktion ¦

 

Im "MarchAnzeiger" vom 27. April 2020 war im Interview mit Dr. Thomas Bregenzer, Facharzt FMH für Infektiologie am Spital Lachen, über die Unterschiede zwischen CoViD-19 und einer Grippe zu lesen, das die bei Covid-19 die Sterblichkeitsrate circa 6,9 Prozent beträgt, also eine zehnmal höhere Rate als bei einer Grippewelle.

 

Er sagt im Interview auch, dass der erste Fehler betreffend der Dunkelziffer erst korrigiert werden kann, wenn man die Durchseuchung genauer kenne. Dafür brauche es Antikörpertests, die derzeit evaluiert würden. "Den zweiten Fehler kann man näherungsweise korrigieren, wenn man die bisher gemeldeten Todesfälle mit der Zahl der bestätigten Fälle vor circa zwei Wochen vergleicht. Dann kommen wir für die Schweiz auf eine Sterblichkeit von rund 1600 Todesfällen von etwa 23 000 gemeldeten Fällen: Das entspricht einer Sterblichkeitsrate von circa 6,9 Prozent, also eine zehnmal höhere Rate als bei einer Grippewelle."

 

COVID-19: gefährlich oder nicht – kleine Statistik

Prof. Paul R. Vogt sagt dazu in seinem Update zu seinem Gastkommentar "Eine Zwischenbilanz oder eine Analyse der Moral, der medizinischen Fakten, sowie der aktuellen und zukünftigen politischen Entscheidungen": "COVID-19 ist hoch-infektiös. Wie man in allen Ländern fast identisch beobachten konnte, steigt die kumulierte Zahl der Infizierten ohne Gegenmassnahmen täglich um rund 40%, was einer Verdoppelung der Infizierten alle 2 Tage entspricht oder einer Verhundertfachung pro Woche. Die Infektionsrate ist auch deshalb höher als die bei einer Grippe, weil man bei COVID-19, im Gegensatz zur Grippe, auf keine zuvor Geimpfte trifft. 

Die durchschnittliche Dunkelziffer der Infizierten liegt je nach Land zwischen 30 bis 90%. Die Sterberate von COVID-19 ist – wie wir aus geschlossenen Populationen (Kreuzfahrtschiffen) wissen - rund 20x höher als die der Grippe."

 

Sinn und Unsinn des Lockdowns

Noch am Tag vor dem Erscheinen dieses Artikels im "MarchAnzeiger" vom 27. April 2020 war in einer anderen Zeitung vom "Faulen Corona-Zahlenzauber", geschrieben von einem Laien, einmal mehr. Das Erschreckendste auch bei diesem "Faulen Zauberartikel" ist wie immer in solchen Selbstversuchen, die Menge der konspirativ verseuchten Passagen. Von den üblichen Verdächtigen (Bill Gates, Soros, Bilderberger, Clinton) über die üblichen semi-rassistischen Feindbildern (China) bis hin zu den geläufigen Medien-Verschwörungsphantasien. Der Schreiber versucht die Frage zu beantworten, wie gross der tägliche Schaden ist, der der Schweizer Wirtschaft durch den Lockdown zugefügt wird? Einziges Ziel des Artikels? Kritik und Angriff gegen Journalisten und Konkurrenzzeitungen. Sinnbefreit! Aber zurück zum Sinn und Unsinn des Lockdowns. Sicher kann man darüber diskutieren, auch die Zahlen kann und darf man analysieren und auch über eine Frage, wer die Umsatzeinbussen übernimmt. Das sind alles spannende und auch wichtige Fragen. 

 

Umsatzeinbussen in der Wirtschaft

Die Coronavirus-Pandemie führt sicherlich zu grossen wirtschaftlichen Schäden. Aber bei weitem nicht in den astronomischen Bereichen, die uns die jeweiligen Sparten glauben machen wollen. Jeder will auch hier einfach nur profitieren. Nichts gelernt. Bei den Unternehmen sei der Umsatz jetzt schon um ein Fünftel eingebrochen, wie aus einer Umfrage von Economiesuisse hervorgeht. Die Talfahrt im Tourismus könnte rund ein Jahr dauern. Wie relevant solche und ähnliche Fragen im Angesicht der Krise wirklich sind oder sein dürfen, wird sich noch zeigen. Eines steht derweil allerdings fest. Es geht allen nur um die eigenen Interessen - und die sind nie sozial. Arme Schweiz, arme Welt.

 

Die immer selben Mittel

Und wer ohne wissenschaftliche Evidenz in die Welt schreit; „dieses Coronavirus ist ein Fake der Pharmaindustrie, das im diktatorischen China mit Hilfe von Gates und Clinton entwickelt wurde, um Zwangsimpfungen durchzusetzen und Donald Trump zu stürzen, was die vom BAG gekauften Medien in der Schweiz unterstützen“, wie dies der Schreiber im Artikel der anderen Zeitung tut –  ist zum Glück in der Unterzahl, hat aber dennoch nichts in einer Zeitung zu suchen. Schliesslich hat man auch Verantwortung. Der Journalistenkodex beinhaltet unter anderem folgende Punkte

Die Journalisten halten sich an die Wahrheit ohne Rücksicht auf die sich daraus für sie ergebenden Folgen und lassen sich vom Recht der Öffentlichkeit leiten, die Wahrheit zu erfahren.

Sie verteidigen die Freiheit der Information, die sich daraus ergebenden Rechte, die Freiheit des Kommentars und der Kritik sowie die Unabhängigkeit und das Ansehen ihres Berufes.

Sie veröffentlichen nur Informationen, Dokumente, Bilder, und Töne deren Quellen ihnen bekannt sind. Sie unterschlagen keine wichtigen Elemente von Informationen und entstellen weder Tatsachen, Dokumente, Bilder und Töne noch von anderen geäusserte Meinungen. Sie bezeichnen unbestätigte Meldungen, Bild -und Tonmontagen ausdrücklich als solche.
Schade wird vieles davon ignoriert.

 

Gutes Interview mit Experten

Deshalb sind im Gegensatz zu solchen Artikeln, Berichte von und mit Experten, die sachlich und faktenbasiert berichten auch so erfreulich. So auch genannter Artikel, bzw. Interview im "MarchAnzeiger" vom 27. April 2020 mit Dr. Thomas Bregenzer, Facharzt FMH für Infektiologie am Spital Lachen, der u.a. auch sagt, dass der Mangel an Schutzmaterial vermeidbar gewesen wäre.

 

Kann man die CoronaPandemie überhaupt mit einer gewöhnlichen Grippe vergleichen?

Dr. Thomas Bregenzer sagt in dem Interview zu dieser Frage, dass man tatsächlich die Zahlen so auswählen könnte, dass sich zeigen liesse, die CoViD-19-Pandemie sei mit einer saisonalen Grippe vergleichbar. Dies wäre seiner Ansicht nach aber manipulativ. "Wir haben es mit einem Erreger zu tun, der zum ersten Mal auftritt und eine nichtimmune Bevölkerung trifft. Wir haben also eine völlig andere Ausgangslage. Hinzu kommt, dass SARS-CoV-2 (Virus, Red.) insgesamt wesentlich schwerere Krankheitsverläufe mit einer substanziell höheren Sterblichkeit verursacht. Sehr viele Patienten müssen auf der Intensivpflegestation behandelt werden."

 

"Aktuell wissen wir, dass in der Schweiz knapp 1500 Menschen an CoViD-19 gestorben sind. Wie viele an der Grippe jährlich sterben, ist nicht ganz klar, Schätzungen liegen in derselben Grössenordnung", führt Dr. Thomas Bregenzer im Interview weiter aus. Die Sterblichkeit sei aber nur ein Faktor, der etwas über die Gefährlichkeit einer Krankheit aussage: "Die Hospitalisationsrate mit Intensivpflege, Beatmung etc., die Krankheitsverläufe und die betroffene Population müssten ebenfalls berücksichtigt werden. Es gibt noch einen wesentlichen Unterschied: Wir wissen über Grippeviren relativ viel und über SARS-CoV-2 sehr wenig. Mit einer unbekannten Gefahr sollte man grundsätzlich sehr vorsichtig umgehen. Je später Massnahmen gegen die Ausbreitung ergriffen werden, desto grösser ist die Zahl der Erkrankten und die Belastung des Gesundheitswesens. Die Tatsache, dass es Länder in Europa gibt, deren Spitäler durch die SARS-CoV-2-Pandemie komplett überlastet waren, zeigt, dass diese epidemische Welle eine ganz andere ist als eine gewöhnliche Grippewelle."

 

Auf die Frage, ob die weltweite Reaktion auf das Virus mit Lockdowns seiner Meinung nach gerechtfertigt sei, sagt Dr. Thomas Bregenzer: "Rückblickend hätten die Massnahmen drastischer sein dürfen, wenn man den Fokus auf die Gesundheit und die Todesfälle richtet."

 

Weltweit wurde die Marke von drei Millionen positiven Tests überschritten. Die Johns Hopkins University in den USA meldet 3.002.303 bestätigte Infektionen. Mehr als 200.000 Menschen sind auf der Welt an den Folgen von Covid-19 gestorben. Knapp 880.000 gelten bereits wieder als genesen.

 

 

 

Quellen: MarchAnzeiger ¦ Focus.de ¦ Journalistenkodex


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Kommentare: 1
  • #1

    Bettina A. (Montag, 27 April 2020 22:35)

    Super Bericht - danke!