· 

Empfohlene Maskenaufbereitung unwirksam - trotzdem wurde das Verfahren für die Wiederaufbereitung von Schutzmasken noch nicht angepasst

DMZ – WISSENSCHAFT / MEDIZIN ¦ Gesundheits-Redaktion ¦

 

 

Pflegepersonal, Ärzte und Menschen aus Risikogruppen müssen sie tragen. In verschiedenen Ländern nun auch die gesamte Bevölkerung oder Teile davon. Trotzdem wird weiter ausgiebig und auch unnachgiebig über Schutzmasken diskutiert. Die einen sagen: Es gibt keine guten wissenschaftlichen Studien, die beweisen können, dass Schutzmasken vor dem Coronavirus schützen. Die anderen sagen: Aber es schadet ja nicht – und es erscheint doch zumindest plausibel, dass sie vielleicht doch ein kleines bisschen nützen. Fakt ist: Eine simple Antwort gibt es auf diese Frage nicht. Die Einführung der Maskenpflicht in diversen Ländern macht die Sache nicht einfacher.

 

Wird Schutzwirkung tatsächlich überschätzt?

Das grösste Problem sei, dass die Schutzwirkung für die Allgemeinbevölkerung überschätzt werde. Seit Ende März 2020 hat das Thema langsam an Fahrt aufgenommen. Damals empfahlen einige Experten das Tragen von Schutzmasken; egal ob gekaufte Mund-Nasen-Schutzmasken oder selbstgenähte Exemplare. Das Thema ging medial durch die Decke – und die Diskussion über Vor- und Nachteile von Mund-Nasen-Schutzmasken hatte einen bedenklichen Drall bekommen: Argumente und wissenschaftliche Studien zählten auf einmal nicht mehr.

Schauen wir uns die ganze Thematik einmal genauer an, mit Unterstützung von geprüften Quellen.

 

Schützt ein Mund-Nasen-Schutzmaske vor dem Coronavirus?

Zumindest an der frischen Luft aller Wahrscheinlichkeit nach: nein. Das liegt schon alleine daran, dass im Freien die Gefahr der Ansteckung generell gering ist, sofern man das Abstandsgebot einhält – und das gilt ja aus gutem Grund: Konsequentes Abstandhalten verhindert, dass man sich mit dem Coronavirus ansteckt. Masken tragen nicht. Deshalb ergibt es auch wenig Sinn, Masken im Freien zu tragen.

 

Aber: Manchmal ist Abstand halten schwierig

In Situationen, in denen man anderen Menschen über einen längeren Zeitraum sehr nah kommt, ist das Risiko einer Infektion wesentlich höher. Altenpflegekräfte, Ärzte oder Menschen in vollen Bussen und Bahnen können das Abstandsgebot nicht gut einhalten. In diesen speziellen Situationen könnten Mund-Nasen-Schutzmasken hilfreich sein. Zwar ist eine Ansteckung dennoch möglich. Die Virenlast aber, die auf den Schleimhäuten landet, könnte mit Schutzmaske geringer sein – und das könnte zu einem milderen Verlauf der Erkrankung führen. So die Theorie.

 

Unterschätztes Einfallstor: die Augen

Wer noch etwas mehr zum Eigenschutz beitragen möchte, kommt um eine gut sitzende Schutzbrille mit Seitenschutz nicht herum. Denn, wenn jemand angehustet wird, landen die Tröpfchen ja nicht nur in der Nase, sondern auch in den Augen. Die Tränenkanäle spülen das Virus dann direkt an die Stelle im Nasen-Rachenraum, an der sich die Viren vervielfältigen.

Menschen mit bestimmten Erkrankungen, zum Beispiel einem geschwächten Immunsystem, sollten selbstverständlich weiterhin Masken zu ihrem Schutz tragen, um sich vor Keimen aller Art zu schützen.

 

Der wirksamste Schutz vor einer Infektion bleibt aber auch mit Schutzmaske und Schutzbrille: Abstandhalten und regelmässiges Händewaschen. Nicht umsonst hat RKI-Präsident Lothar Wieler gesagt: “Das Schlimmste, was passieren kann, ist, wenn man sich mit einer Maske in Sicherheit wiegt.”

 

Kann man mit Mund-Nasen-Schutzmaske andere Menschen vor dem Coronavirus schützen?

Etwas anders sieht es aus, wenn man umgekehrt fragt: Wenn ich mich selbst schon nicht mit einer Maske schützen kann: Kann ich denn – falls ich selbst unwissentlich infiziert bin – wenigstens andere Menschen schützen? Hier kann man mit einem vorsichtigen “Ja” antworten. Denn auch ein einfacher Mundschutz hält einen Teil der infektiösen, grösseren Virentröpfchen ab, wenn man hustet oder spricht. Eine Maskenpflicht hat allerdings auch eine Reihe an Nachteilen:

Das Tragen von Masken “verführt” dazu, nicht mehr so vorsichtig zu sein, etwa weniger Abstand zu Menschen zu halten. Masken müssen regelmässig gewechselt werden, da sie durch die Atemluft feucht werden und ihre “Barrierefunktion” gegenüber dem Coronavirus dadurch abnimmt.

Insbesondere bei selbst genähten Masken fehlt die Anleitung, wie man eine Schutzmaske richtig nutzt, um sich nicht einer zusätzlichen Infektionsgefahr auszusetzen – etwa durch vermehrtes Berühren des Gesichts, wenn die Maske nicht richtig sitzt.

Nicht einmal alle Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegeheime sind dauerhaft mit ausreichend Masken versorgt. Da erscheint es fahrlässig, eine Maskenpflicht für alle einzuführen.

 

Empfohlene Maskenaufbereitung unwirksam

Auf Empfehlung des Gesundheitsministeriums benutzen Krankenhäuser, Praxen und Pflegeheime Schutzmasken mehrfach, nachdem sie auf 70 Grad erhitzt wurden. Das zuständige Fachinstitut stellt nun fest: Diese Methode ist ungeeignet. Doch die Praxis wird bislang nicht geändert.

Das Coronavirus wird laut einem Medienbericht durch das empfohlene Aufbereitungsverfahren von Atemschutzmasken nicht vollständig abgetötet. Damit könne dieses Verfahren nicht mehr für die Dekontamination von Masken empfohlen werden, heisst es demnach in dem Papier. Das BfArM fordert deshalb, das aktuelle Aufbereitungsverfahren unverzüglich zu beenden.

 

In dem internen Papier des BfArM ist auch von einer möglichen Alternative die Rede: Danach könne im Falle entsprechend positiver Untersuchungsergebnisse voraussichtlich eine thermische Dekontamination bei 90 Grad über 90 Minuten als Ersatzverfahren empfohlen werden. Dazu seien jedoch zunächst weitere Prüfergebnisse abzuwarten.

 

 

 

Denn in medizinischen Einrichtungen werden nicht nur die besser schützenden sogenannten FFP2- und FFP3-Masken genutzt, sondern auch die einfachen Mund-Nasen-Schutzmasken. Hier geht es eben nicht nur um den Schutz vor dem Coronavirus, sondern um einen umfassenden Schutz vor Viren und Bakterien aller Art. Und eine Pflegerin im Krankenhaus kommt einem Patienten natürlich viel näher als eine Kundin im Supermarkt dem Kassierer.

 

Wie gut sind selbst gebastelte Masken?

Mittlerweile kursieren viele Nähanleitungen für selbst gebastelte Masken im Internet. Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass solche Masken noch schlechter wirken als professionelle Masken. Nutzt man nicht zu dünne Baumwolle, soll aber immerhin etwas mehr als die Hälfte der grossen Tröpfchen aufgefangen werden.

In einer Studie wurden verschiedene Materialien auf ihre Filterleistung untersucht. Hier schnitten Geschirrtücher und Staubsaugerbeutel am besten ab. Deutlich schlechter waren Kopfkissen, Leinen, Seide und Schals.

Wie gefährlich es ist, solche Studien unreflektiert zu veröffentlichen, zeigt ein Warnhinweis von Herstellern der Staubsaugerbeutel. Die Beutel enthalten aus Hygienegründen oft ein antibakteriell wirkendes Pulver das beim direkten Einatmen gesundheitsschädigend sein kann.

 

Verschiedene Materialien bieten unterschiedlichen Schutz

Wichtig ist zu beachten, dass in dieser Studie die Durchlässigkeit von bestimmten Bakterien getestet wurde. Bakterien sind jedoch im Schnitt hundertmal größer als Viren. Inwieweit das Ergebnis auf das Coronavirus übertragbar ist, ist also unklar.

 

Allerdings geht es ja um das Aufhalten grösserer Tröpfchen, die beim Husten oder Sprechen entstehen. Insofern erscheint es plausibel, sich bei der Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Stoff auf diese Werte zu beziehen. Das bestätigt auch eine Studie, die untersucht hat, wie sich Regierungen auf eine potenzielle Grippe-Pandemie vorbereiten können.

 

Ist das Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske gefährlich?

Wenn es genug Masken gäbe, könnte man natürlich sagen: “Dann tragt sie doch einfach. Sie schaden ja nicht.” Aber genau das ist das Problem. Erstens gibt es momentan nicht genug Masken. Und die, die es gibt, sollten medizinischem Personal und Pflegepersonal vorbehalten sein.

Und zweitens: Das Tragen von Mund-Nasen-Schutzmasken kann auch gefährlich sein – nämlich dann, wenn man sie falsch benutzt. Und das passiert fast zwangsläufig. Man greift oft an die Maske, um den Sitz zu prüfen oder zu korrigieren, weil sie rutscht.

Oft sieht man auch Menschen, die ihre Maske zwischenzeitlich unters Kinn schieben und in einer vermeintlichen “Gefahren”-Situation wieder vors Gesicht ziehen. Dabei fasst man genau dorthin, wo es gefährlich wird: An die Schleimhäute – und erhöht so das Risiko, sich das Coronavirus über eine Kontaktinfektion einzufangen.

 

Wichtige Verhaltensregeln schützen vor Tröpfcheninfektionen:

  • Stets so verhalten, als ob man keine Maske tragen würde.
  • Die Maske so behandeln, als ob sie mit Viren verunreinigt wäre.
  • Die Maske nicht anfassen und nach dem Absetzen der Maske die Hände waschen. Wichtig: Berührungen im Gesicht und an der Maske vermeiden.
  • Nicht auf den Abstand zu anderen Menschen verzichten.
  • Trotz Maske in die Armbeuge husten und niesen.

 

 

 

 

 

Quellen:

NTV  ¦ RKI.de ¦ BAG ¦ Allgemeine Informationen zum Thema “Mund-Nasenschutz” der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ¦

Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation zu Schutzmasken ¦ RKI: Ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in der Allgemeinbevölkerung zum Schutz vor akuten respiratorischen Infektionen sinnvoll? ¦ RKI: Zur Frage des geeigneten Atemschutzes vor luftübertragenen Infektionserregern ¦ RKI: Nationaler Pandemieplan: Wissenschaftliche Grundlagen ¦ Disaster Medicine and Public Health Preparedness: Testing the Efficacy of Homemade Masks: Would They Protect in an Influenza Pandemic? ¦ Preprint auf medRxiv: Physical interventions to interrupt or reduce the spread of respiratory viruses. Part 1 – Face masks, eye protection and person distancing: systematic review and meta-analysis ¦ The Lancet: Rational use of face masks in the COVID-19 pandemic ¦ PLoS ONE: Professional and Home-Made Face Masks Reduce Exposure to Respiratory Infections among the General Population


Meistgelesener Artikel

Jeden Montag wird jeweils aktuell der meistgelesene Artikel unserer Leserinnen und Leser der letzten Woche bekanntgegeben.


Unterstützung

Damit wir unabhängig bleiben, Partei für Vergessene ergreifen und für soziale Gerechtigkeit kämpfen können, brauchen wir Sie.


Mein Mittelland

Menschen zeigen ihr ganz persönliches Mittelland. Wer gerne sein Mittelland zeigen möchte, kann dies hier tun
->
Mein Mittelland



Ausflugstipps

In unregelmässigen Abständen präsentieren die Macherinnen und Macher der Mittelländischen ihre ganz persönlichen Auflugsstipps. 


Rezepte

Wir präsentieren wichtige Tipps und tolle Rezepte. Lassen Sie sich von unseren leckeren Rezepten zum Nachkochen inspirieren.


Persönlich - Interviews

"Persönlich - die anderen Fragen" so heisst unsere Rubrik mit den spannendsten Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern.


Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0