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Covid-19 - Fast alle Infektionen über Tröpfchen und Aerosole

Prof. Dr. Christian Drosten (Bildquelle: virologie-ccm.charite.de)
Prof. Dr. Christian Drosten (Bildquelle: virologie-ccm.charite.de)

DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦

 

Im neuesten NDR-Podcast nimmt der deutsche Virologe Christian Drosten Stellung zu den Ansteckungen beim Coronavirus. Drosten: «Nach meiner Einschätzung entsteht die Hälfte der Coronavirus-Übertragungen durch Tröpfcheninfektion, fast die andere Hälfte passiert durch Aerosole. Vielleicht 10 Prozent geschieht durch Schmierinfektion.»

Es erscheine ihm deshalb «total übertrieben», wie oft auf das Händewaschen und Desinfizieren von Oberflächen hingewiesen werde. Viel wichtiger sei das Lüften von geschlossenen Räumen, um die Aersole zu verdünnen. Aersole seien ebenfalls Tröpfchen, die beim Atmen, Sprechen oder Husten ausgestossen werden. Sie seien aber wesentlich kleiner als die herkömmlichen Tröpfchen und könnten deshalb lange in der Luft stehenbleiben.

 

Drosten sieht aufgrund der Aerosole-Infektionen die Öffnungen von Restaurants kritisch. Lüften sei unbedingt notwendig. Im Aussenbereich der Gastrobetriebe hingegen bestehe kaum eine Gefahr. Drosten: «Im Aussenbereich von Restaurants ist der 2-Meter-Abstand wahrscheinlich nicht einmal notwendig. Das Virus weht draussen weg.» Der Virologe schlägt deshalb vor, auch an kälteren Tagen bis in den Herbst hinein im Aussenbereich von Restaurants Gäste zu bewirten und allenfalls mit Decken zu arbeiten.

 

Zwar dürfen Restaurants nur unter strengen Auflagen wieder öffnen, doch Virologe Drosten hat trotzdem grosse Bedenken. Er fürchtet, die Übertragung über die Luft werde unterschätzt.

 

Auch andere Fachleute selbst sehen diese vorsichtigen Öffnungen sehr kritisch und geben dem SPD-Gesundheitsexperten und Epidemiologen Karl Lauterbach recht, der vor Infektionen durch sogenannte Aerosole in Innenräumen warnt.

 

Covid-19: Ansteckungsrisiko und Inkubationszeit

Seit seinem Auftauchen im Dezember 2019 wird Sars-CoV-2 intensiv erforscht. In etlichen Studien sammeln Forscher Erkenntnisse etwa zu Ansteckungsgefahr und Genetik. Was bisher bekannt ist - und was nicht:

 

Wie ansteckend ist das neue Coronavirus?

Bekannt ist, dass sich das Virus durch Tröpfcheninfektion - etwa beim Husten und Sprechen - verbreitet. Vermutlich ist das Virus aber auch in der normalen Ausatemluft nachweisbar. „Der Erreger ist deutlich infektiöser als ursprünglich angenommen“, meint der Infektionsepidemiologe Lars Schaade, Vizepräsident des Robert Koch-Instituts (RKI).

Nach Auskunft chinesischer Mediziner kann sich das Virus möglicherweise auch über das Verdauungssystem verbreiten. Sie hatten den Erreger in Stuhlproben gefunden, nachdem sie festgestellt hatten, dass einige Patienten Durchfall statt wie üblicherweise Fieber bekommen hatten. Erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Virus auch über das Verdauungssystem und zumindest einige Tage über Oberflächen verbreitet werden kann. Ein bisher unterschätztes Risiko sei womöglich, dass in Stuhlproben von Patienten in der Initialphase einer Covid-19-Erkrankung durchaus relevante Mengen von Sars-CoV-2 nachweisbar seien, erklärt Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO sei grundsätzlich unklar, wie lange das Virus auf Oberflächen überlebt. Studien legten nahe, dass es einige Stunden oder Tage seien - abhängig von Bedingungen wie Oberfläche, Temperatur oder Feuchtigkeit. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Infizierter Waren mit dem Virus verunreinigt, stuft die Behörde als gering ein. Auch das Risiko, dass sich ein Empfänger über ein Paket ansteckt, das auf dem Transport unterschiedlichen Bedingungen und Temperaturen ausgesetzt ist, sei gering. Importierte Lebensmittel und Waren wie Spielzeug, Computer oder Kleidung seien dem Bundesinstitut für Risikobewertung zufolge als Infektionsquellen ebenfalls unwahrscheinlich.

 

Den besonders schnellen und starken Anstieg der Erkrakungszahlen in China vor allem im Februar 2020 erklärt der Virologe Thomas Schulz von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) auch damit, dass der Erreger in China vermutlich schon wochenlang zirkulierte, bevor die Behörden rigorose Maßnahmen ergriffen. „Hätte man das einen Monat früher gemacht, wäre die Situation vermutlich nicht so eskaliert“, meint Schulz.

 

Inkubationszeit

Die Inkubationszeit – also der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen - beträgt 2 bis 14 Tage. Deshalb werden Verdachtsfälle zwei Wochen isoliert. Die Inkubationszeit beim neuen Coronavirus könnte Analysen zufolge in seltenen Fällen sogar bis zu 24 Tage betragen und damit 10 Tage mehr als bisher angenommen. Im Schnitt betrage der Zeitraum zwischen Ansteckung und ersten Symptomen wohl drei Tage und damit weniger als die bisher angenommenen gut fünf Tage, ergab eine Auswertung des Experten Zhong Nanshan nach Angaben der China Daily. Der Leiter des nationalen Expertengremiums zur Eindämmung der Lungenkrankheit hatte mit seinem Team 1099 Fälle aus 552 Krankenhäusern in China untersucht. Es handelt sich allerdings um vorläufige Ergebnisse, die weiterer Bestätigung bedürfen.

Ohne genaue Kenntnis der Methode lasse sich zunächst nicht sagen, wie gesichert die neuen Erkenntnisse seien, kommentiert der Coronavirus-Experte Christian Drosten von der Berliner Charité die Analyse in China. „Eine häufige Fehlerquelle bei scheinbar sehr langen Inkubationszeiten ist eine unbemerkte zwischenzeitliche Exposition.“ Nur unter sehr kontrollierten Bedingungen lasse sich ausschließen, dass Betroffene dem Erreger mehrfach hintereinander ausgesetzt waren. Einen Grund zur Änderung von Richtlinien oder Einschätzungen sehe er daher zunächst nicht. Auch Guan Weijie, Mitglied des chinesischen Expertengremiums, ist der Meinung, es gebe derzeit keinen Grund, die übliche Quarantänezeit von 14 Tagen zu verlängern. 

 

 

 

 

 

Quellen: SRF ¦ https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/covid-19/ansteckungsgefahr-inkubationszeit/


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