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Durch die wildromantische Verenaschlucht - ein Kraftort

Bildquelle: Monika Romer
Bildquelle: Monika Romer

DMZ – AUSFLUGSTIPPS ¦ Monika Romer ¦

 

Die Verenaschlucht ist ein mystischer Kraftort und während des ganzen Jahres ein besonderes Ausflugsziel für die ganze Familie im Kanton Solothurn, der schönsten Barockstadt der Schweiz. Die etwa 2 Km nordöstlich der Stadt Solothurn gelegene Einsiedelei St. Verena ist ein Kulturgut von nationaler Bedeutung und steht unter kantonalem und eidgenössischem Denkmalschutz.  

 

Die Einsiedelei Sankt Verena wurde der Heiligen Verena geweiht. Die Einsiedelei gehört zusammen mit der Eremitage in Arlesheim zu den bedeutendsten Landschaftsgärten der Schweiz. Solothurn kann im Gegensatz zu Arlesheim aber mit einer ursprünglichen echten Einsiedelei aufwarten. Hier soll die heilige Verena (um 260 n. Chr.; † um 320 in Zurzach) gelebt haben, als sie vor rund 1700 Jahren über Italien in die Schweiz kam. Der heiligen Verena, welcher nachgesagt wird, dass sie über heilende Kräfte verfügte und viele Menschen geheilt haben soll, verdankt die Verenaschlucht ihren Namen. Durch diese Wunderheilungen wurde sie weithin bekannt. An die heilige Verena erinnert auch das Verenenloch, eine Wandhöhlung im Fels. Laut der Sage hat sich die wundertätige Heilige bei einem Hochwasser in der Schlucht dort festgehalten. Das Wasser konnte sie so nicht mitreissen und der Fels rettete ihr das Leben. Die Hand ins Verenenloch zu legen, soll Glück und Segen bringen.

 

Die heilige Verena gehört zu den beliebtesten Heiligen der Schweiz. Ihr Gedenktag ist der 1. September und auch heute noch werden viele Kinder nach ihr benannt. Laut der Legende wurde Verena in Theben am oberen Nil in Ägypten als Kind angesehener Eltern geboren und zog dann nach Unterägypten. Dort schloss sie sich der kurz zuvor gegründeten thebäischen Legion an und reiste mit deren Tross zuerst nach Mailand und dann nach Saint Maurice im Wallis. Nach dem Märtyrertod ihres Verlobten kam sie nach Solothurn, das damals noch Salodurum hiess. Hier lebte sie, wie schon zuvor in Mailand, bei einem Eremiten. Verena war eine Frau, die Einsamkeit und Gottesnähe mehr schätzte als die Weltlichkeit. Hier soll sie mit Gebet, Fasten und Psalmengesang ihre Tage verbracht und sich durch den Verkauf ihrer Handarbeiten ernährt haben. Die Heilige soll Blinde und Besessene geheilt haben. 

 

Verenas Ruf und ihre Wundertaten erregten auch die Aufmerksamkeit und Missgunst der Römer. Weil die Heilige so viele Leute anzog, wurde sie von den Römern verhaftet.  Verena hatte jedoch grosses Glück: Der römische Statthalter liess sie wieder frei, nachdem er sie gerufen hatte, um ihn von einem Fieber zu heilen. Anschliessend kehrte sie wieder in die Schlucht zurück. Doch ihre zunehmende Popularität verleitete sie dazu, ihre Klause heimlich zu verlassen. Verena floh vor dem Ruhm und den Bewunderern und wanderte entlang der Aare flussabwärts. Eine Zeitlang lebte sie auf einer Rheininsel, wo sie ebenfalls viele Kranke, Blinde und Lahme heilte. Ihre Wanderung endete in Bad Zurzach, wo sie sich niederliess. Bis zu ihrem Lebensende kümmerte sie sich um Kranke und Arme.

 

Zu verdanken ist der idyllische Weg der Verenaschlucht der Französischen Revolution: Nach seiner Flucht aus Frankreich, den es im Zuge der französischen Revolution in diese einsame Gegend verschlagen hatte, erreichte der französische Flüchtling und ehemaliger Minister des Königs, Baron Louis Auguste de Breteuil Solothurn und legte zusammen mit Bruder Nikolaus Marbet 1791 den rund zwei Kilometer langen Weg entlang des Baches , in dem in vielen Felsnischen brennende Kerzen stehen, bis hin zur Einsiedelei an. Am südlichen Schluchteingang erhielt der Baron de Breteuil ein in Fels gehauenes Denkmal. Ausserdem gibt es zahlreiche Gedenksteine zur Erinnerung an berühmte Solothurner.

 

Der Kernpunkt der Einsiedelei bildet die lichte Ausbuchtung (Klus) am nördlichen Schluchteingang mit den zwei barocken Kapellen und der Klause der Einsiedler. Gegenüber der St. Martinskapelle steht die ganz in eine Höhle ein- und vorgebaute St. Verenakapelle, von Bruder Arsenius. Er wirkte in der Einsiedelei über 58 Jahre. Nebst dem eingefügten Heiligen Grab gestaltete Arsenius in der Einsiedelei noch vieles mehr. 

 

Der älteste Bau der Einsiedelei ist die St. Martinskapelle, die dem heiligen Martin gewidmet ist und als zweitältestes Bauwerk von Solothurn auch unter Denkmalschutz steht. Sie besteht seit dem 12. Jahrhundert. Nach der «Vita prior» von Abt Hatto von Reichenau um 888 n. Chr. verfasst, lebte die wundertätige Heilige Verena um 300 n. Chr. in der Doppelhöhle hinter der heutigen St. Martinskapelle.

 

Das Eremitenhäuschen, die von einem Waldbruder/Einsiedler oder Eremitin bewohnte Einsiedelei, mit seinem Blumen- und Gemüsegarten befindet sich neben der St. Martinskapelle und gegenüber der Verenakapelle. Der Oelberg und die Magdalena Grotte stammen aus dem 17. Jahrhundert.   

Im Jahr 1442 wurde erstmals ein Einsiedler erwähnt, der sich in der Eremitage des heiligen Martin und der heiligen Verena niedergelassen hatte. Seither war das Häuschen neben der Kapelle fast durchgehend von einem Waldbruder oder Einsiedler bewohnt, für dessen Lebensunterhalt traditionell die Gemeinde Solothurn aufkommt. Der Eremit war stets ein Mann – bis 2009, als Solothurn die Stelle zum ersten Mal mit einer frommen Frau Sr. Verena Dubacher besetzte. Ihr Vorgänger war Br. Johannes Leutenegger. Die erste Einsiedlerin lebte bis 2014 in der Verenaschlucht. Als sie ihren Dienst aus Altersgründen aufgeben musste, schrieb die Gemeinde Solothurn den freien Posten neu aus – und fand eine Nachfolgerin in Sr. Benedikta Sigel von Mitte 2014 bis Anfang 2016. Sie blieb jedoch nicht lange in der Verenaschlucht. Laut Bekanntgabe seien ihre Interessen zu stark von denen der Bürgergemeinde abgewichen.  Am 26. September 2016 wurde Michael Daum als neuer Einsiedler gewählt. Der neue Einsiedler stammt aus Deutschland, wo er ursprünglich Polizist war. Er studierte dann unter anderem katholische Theologie und pädagogische Psychologie und war als Lehrer tätig. Der Bewohner der Einsiedlerklause in der Schlucht ist eine Art Hauswart der ganzen Anlage und zuständig für das Öffnen und Schliessen der Kapellen.

 

Die mystische Verenaschlucht mit ihren Brücken und Wasserfällen ist zum Staunen schön und bleibt sicher in unvergesslicher Erinnerung…und so ist die heilige Verena gewissermassen auch heute noch in ihrer Schlucht – zusammen mit ihren Gästen, den Ausflüglern.


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