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Kunststoffe in der Umwelt: BAFU veröffentlicht Übersicht über aktuellen Wissensstand

DMZ – POLITIK / UMWELT ¦

 

Kunststoffe gehören nicht in die Umwelt. Dennoch gelangen in der Schweiz jedes Jahr rund 14’000 Tonnen Kunststoffe in die Böden und Gewässer – hauptsächlich durch den Abrieb und die Zersetzung von Kunststoffprodukten sowie durch die unsachgemässe Entsorgung von Kunststoffabfällen.

 

Am 14. Mai 2020 hat das Bundesamt für Umwelt (BAFU) eine Übersicht über die Umweltbelastung durch Kunststoffe veröffentlicht. In einem nächsten Schritt wird das BAFU zusammen mit den betroffenen Branchen Massnahmen zur Verminderung dieser Verschmutzung vorschlagen. Zur Kunststoff-Thematik hat das Parlament mehrere Vorstösse angenommen.

In der Schweiz werden grosse Mengen an Kunststoffen verwendet. Jedes Jahr werden eine Million Tonnen Kunststoffe verarbeitet - sei es zu kurzlebigen Produkten wie Verpackungen oder Einweggeschirr, sei es zur Herstellung von Gütern mit einer längeren Lebensdauer, wie etwa Fensterrahmen oder Karosserieteile für Autos. Pro Jahr werden 780'000 Tonnen Kunststoffe entsorgt. Die Auswirkungen dieses Einsatzes von Kunststoffen auf die Umwelt sind indessen noch wenig erforscht.

 

Im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU) hat das Beratungsunternehmen Ernst Basler + Partner einen Übersichtsbericht auf Basis bereits erstellter Studien verfasst (siehe Link). Der Bericht nennt die für die Schweiz wichtigsten Quellen für Kunststoffe in der Umwelt; er zeigt zudem auf, wie Kunststoffe in die Umwelt gelangen und welche bestehenden Massnahmen diese zurückhalten. Der Bericht stellt auch die zurzeit bekannten möglichen Auswirkungen von Kunststoffen auf Menschen und Tiere dar (siehe Kasten).

Ausgehend von dieser Untersuchung schätzt das BAFU, dass in der Schweiz jedes Jahr rund 14'000 Tonnen Kunststoffe in Böden und Gewässer gelangen. Der Grossteil stammt aus Reifenabrieb (rund 8'000 Tonnen), gefolgt von Littering (rund 2'700 Tonnen) sowie weiteren Quellen.

 

Neue Internetseite und Faktenblätter

Das BAFU hat die wichtigsten Kenntnisse über die Umweltbelastung durch Kunststoffe in zehn Faktenblättern zu den folgenden Themen aufbereitet: Reifenabrieb, Littering, Flüsse und Seen, Böden, Luft, Ozeane, Menschen und Tiere, Kunststoffverpackungen, Kunststoffe in der Grüngutsammlung sowie biologisch abbaubare Kunststoffe. Eine neue Internetseite gibt Aufschluss über die wichtigsten Kunststoffmengen und Stoffflüsse in der Umwelt.

Kunststoffeinträge in die Umwelt so weit wie möglich reduzieren

Da sich Kunststoffe in der Umwelt anreichern und nur sehr langsam abbauen, ist im Sinne des Vorsorgeprinzips die Belastung der Umwelt durch Kunststoffe so weit wie möglich zu reduzieren. Zudem ist es nötig, die Wissenslücken zum Abbau und Verhalten von Kunststoffen in der Umwelt und zu den möglichen langfristigen Folgen der Kunststoffbelastung für lebende Organismen und für den Menschen zu schliessen.

 

Auf der Basis dieser Übersicht wird das BAFU die zahlreichen parlamentarischen Vorstösse zur Kunststoff-Thematik umsetzen. Insbesondere verlangt die Motion UREK-N «Weniger Plastikmüll in Gewässern und Böden», dass der Bund zusammen mit den betroffenen Branchen Massnahmen vorschlägt, um die Umweltbelastung durch Kunststoffe zu reduzieren. Parallel dazu verfolgt das BAFU die Strategie der EU für Kunststoffe in der Kreislaufwirtschaft. Um die Umweltbelastung durch Kunststoffe zu vermindern, soll zudem die Abfallvermeidung gestärkt werden. Und Kunststoffprodukte sollen weiterentwickelt werden, damit sie besser wiederverwertet werden können.

 

 

Kunststoffe in der Umwelt – Quellen, Eintragswege, Rückhaltemechanismen sowie Senken

Die grössten Quellen für Mikroplastik (Partikel kleiner als 5 mm) sind der Abrieb und die Zersetzung von Kunststoffprodukten, vor allem von Autoreifen, Kunststofffolien und weiteren Produkten aus der Bau- und Landwirtschaft. Mikroplastik, das bewusst Produkten zugefügt wurde (z.B. Reibkörper in Kosmetika) oder durch den Faserabrieb beim Waschen synthetischer Textilien ins Abwasser gelangt ist, belastet vor allem Oberflächengewässer. Makroplastik (Partikel grösser als 5 mm sowie Kunststoffabfälle) gelangt vor allem durch Littering und falsch entsorgte Kunststoffprodukte in die Umwelt. Die unsachgemässe Entsorgung von Kunststoffverpackungen und Plastiksäcken im Grüngut ist beispielsweise eine wichtige Quelle von Kunststoffen in den Böden. Wird Makroplastik nicht entfernt, zersetzt es sich nach und nach zu Mikroplastik. Daneben gelangen Kunststoffe mit dem Regenwasser und über die Luft in Böden und Gewässer - oder mit unbehandeltem Abwasser in Flüsse und Bäche. Dank der Abfallentsorgung und der Reinigung des öffentlichen Raums, der Strassenentwässerung und Abwasserbehandlung lassen sich bedeutende Mengen an Kunststoffen zurückhalten. Gemäss aktuellem Wissensstand gelangen viel mehr Kunststoffe auf und in die Böden als in die Gewässer.

 

 

 

 

Quelle: Bundesamt für Umwelt BAFU

http://www.bafu.admin.ch                         


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