· 

Covid-19 - WHO meldet so viele Neuansteckungen weltweit wie noch nie seit Beginn der Pandemie

In den letzten 24 Stunden wurden weltweit 106'000 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet
In den letzten 24 Stunden wurden weltweit 106'000 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet

DMZ – INTERNATIONAL ¦  David Aebischer ¦

 

Traurige Tatsache - höchste Zunahme an täglichen Neuansteckungen weltweit! Trotzdem wird laufend anders (beschönigt) berichtet. Auch in der Schweiz verdoppeln sich die Zahlen der letzten Tage täglich. Keine Meldung darüber. Fast könnte der Eindruck entstehen, dass hier für die Wirtschaft hoch gepokert wird, auch von vielen Medien.

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO wurden in den letzten 24 Stunden weltweit 106'000 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet. Das sei die höchste Zahl an einem einzigen Tag seit Beginn der Pandemie.

 

Mehr als 5 Millionen Fälle und sehr hohe Dunkelziffer

Besorgt sieht die WHO vor allem die Entwicklungen in ärmeren Ländern, wo die Fallzahlen zuletzt rapide anstiegen. Die Zahl der weltweiten Infektionen mit dem Coronavirus hat laut den Forschern der US-amerikanischen Johns-Hopkins-Universität die Marke von fünf Millionen überschritten. Rund 328'000 Menschen sind dabei an Covid-19 verstorben. Am Stärksten sind die USA betroffen, mit mehr als 1,5 Millionen Infektionen und über 93'000 Toten.

 

Die Webseite der Forscher wird regelmässig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Experten gehen in jedem Fall von einer hohen Dunkelziffer aus.

 

Die Massnahmen haben gewirkt

Die Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus sind und waren vielfältig und einschneidend. Dabei steht auch immer die Frage im Raum: Was bringen sie wirklich? Die aktuellsten Zahlen der Wissenschaftler der ETH Zürich zeigen nun: Der Lockdown hatte einen klaren Einfluss auf die Reproduktionszahl. Also jene Zahl, die zeigt, wie viele Menschen durch eine Person angesteckt werden.

«Ab dem Zeitpunkt, an dem die Massnahmen tatsächlich eingeführt worden sind, sehen wir eine Reproduktionszahl von deutlich unter 1», sagt Tanja Stadler, Biostatistikerin an der ETH Zürich.

 

Lobbyismus vs. Menschenleben

Was die Wirtschaft immer schon tat, sich über Menschenleben hinwegsetzen und Tote in Kauf nehmen. Dies war auch in der aktuellen Krise sehr gut zu sehen. Viele Experten sagen klar, dass zu früh gelockert wurde und #Lobbyismus bei den schnellen #Corona #Lockerungen eine Rolle spielte. Die Chance, diesen Sumpf des Lobbyismus auszutrocknen, wurde nicht genutzt. Wir brauchen dringend mehr #Transparenz und klare Richtlinien, die umgesetzt und auch beibehalten werden müssen. Drosten kritisiert unter anderem, dass wieder komplette Shoppingmalls voller Menschen sind, weil die einzelnen Geschäfte darin kleiner als 800 Quadratmeter sind. "Man muss sich da schon mal fragen, ob das alles noch wirklich sinnvoll ist." 

 

Keine Panikmache - bittere Realität

Diese Fakten sind nicht zur Panikmache gedacht - sondern dienen der Transparenz, welche in den letzten Wochen sträflich, zugunsten der Lockerungen weltweit, vernachlässigt wurde. So auch bei den Fallzahlen, die aktuell noch weniger aussagen als zu Beginn der Krise. 

  1. Es wird nicht umfassend getestet - also sind die Zahlen nicht wirklich aussagekräftig. Gemäss Epidemiologen Dunkelziffer der Coronavirus-Infektionen bundesweit um den Faktor 10 grösser sein als die Zahl der offiziell gemeldeten Fälle. 
  2. Da nicht breit getestet wird, kann man nicht wissen wieviele Ansteckungen tatsächlich täglich dazukommen (sehr hohe Dunkelziffer). Die Dunkelziffer lässt sich nur schwer bestimmen. Das liegt unter anderem daran, dass sehr viele Fälle milde verlaufen. Wer gar nicht merkt, dass er sich infiziert hat, lässt sich in der Regel auch nicht testen und isoliert sich nicht. Die Epidemiologin Nicola Low von der Universität Bern geht davon aus, dass der Anteil der Corona-Infizierten, die keine Symptome haben, bei 20 bis 30 Prozent liegt. Die durch Studien belegten Zahlen schwanken hierzu aber sehr stark.
  3. Aktuelle Zahlen und vor allem verlässliche Daten sind für das Management der Corona-Krise unabdingbar. Das Robert-Koch-Institut, aber auch die WHO und die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore versorgen die Öffentlichkeit mit Daten zur Corona-Pandemie. Dazu zählen auch die neuen Infektionszahlen, Todesfälle und die Anzahl der Genesenen. Spätestens am vergangenen Wochenende ist aber deutlich geworden, dass die Institutionen sich auf unterschiedliche Quellen berufen. Das Robert-Koch-Institut hatte, gegenläufig zur Johns-Hopkins-Universität, einen Rückgang der Neuinfektionen verzeichnet. Aber die Zahlen, so heisst es, seien nicht vollständig gewesen und die Annahme der sinkenden Infektionsrate insbesondere in Deutschland somit falsch.
  4. Obschon die Zahlen von getesteten Fällen in vielen Ländern täglich ansteigen, wird auf Schönwetter gemacht, zugunsten der Wirtschaft und der Lockerungen, die viel zu früh kommen
  5. Ferien (Flüge) sind wieder erlaubt - dies wird hoffentlich nicht, wie von vielen Experten befürchtet zur, Katastrophe führen

Die weitreichenden Lockerungen in der Corona-Krise ist aus Sicht von Epidemiologen zu früh getroffen worden. In den vergangenen Tagen sei die Zahl der Neuinfektionen wieder gestiegen, erläuterte der Leiter der Abteilung System-Immunologie am Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung am Donnerstag, Prof. Michael Meyer-Hermann. Die genauen Ursachen seien noch ungewiss. "Wir wissen nicht, was das Virus macht, wenn wir alles wieder öffnen. Ich denke, dass es dann auch Nachwirkungen gibt", gab der Forscher zu bedenken. Zumindest wäre das Bewusstsein für das Virus da. Er erklärte: "Abstandregeln, sind die effektivsten Massnahmen, die wir haben. Die werden wir auch psychologisch beibehalten."

Prof. Christian Drosten von der Berliner Charité berichtete von einer Studie aus Frankreich, in der ein Corona-Ausbruch in einer französischen Schule untersucht wurde – mehr als 40 Prozent aller Schüler und Lehrer hätten sich danach infiziert.  

 

Grosses Lockerungspaket - Keine erfreuliche Sache für Statistiker

Denn dieses bringt drei wesentliche Lockerungsschritte miteinander: die Öffnung der obligatorischen Schulen für den Präsenzunterricht, die Öffnung der meisten Läden und die Öffnung der Restaurants. Der Effekt der einzelnen Schritte auf die Entwicklung der Corona-Pandemie wird sich damit kaum sauber herausfiltern lassen; man wird auf statistische Annäherungsversuche beschränkt sein. Erste Resultate der Lockerungen sind aufgrund der täglichen Zahlen der neuen Fälle in etwa zwei Wochen zu erwarten. Mit Reisen, Ausflügen und Ferien (Flüge in andere Länder) steigt das Risiko einer weiteren Verbreitung des Virus' erneut.

 

Der Anstieg der Zahlen von Neuinfizierten in den Folgetagen korreliere zeitlich mit der vorherigen Öffnung erster Geschäfte, sagte Meyer-Hermann bei einer Veranstaltung des Science Media Center Germany. Ob dies auch der Grund sei, sei aber unklar. Wenige Tage später waren bereits die ersten weiterführenden Schulen für die Abschlussklassen geöffnet worden. Um eventuelle Verzögerungen bei der Datenübermittlung abzuwarten, wäre es aus seiner Sicht auch besser gewesen, erst Ende dieser Woche oder gar kommende Woche Lockerungen der Anti-Pandemie-Massnahmen zu besprechen.

 

Nichts von China gelernt

Es wäre sicher besser gewesen, mit allen Mitteln in einer absehbaren Zeit die Reproduktionszahl so weit zu drücken, wie es nur irgend geht. In chinesischen Grossstädten ist es mit rigorosen Massnahmen gelungen, den R-Wert auf weit unter 0,5 zu drücken (Lancet: Leung et al., 2020). Erst als das erreicht war, fing man an zu lockern. In so einer Lage, wenn sich also jeden Tag nur eine überschaubare Zahl an Menschen infizieren würde, fiele es viel leichter, die Epidemie durch Tests und Kontaktverfolgung zu kontrollieren. Kontaktpersonen könnten dann ermittelt und unter Quarantäne gestellt werden, ohne dass man gleich wieder von Lockdown sprechen müsste.

 

Experten-Warnungen wurden nicht gehört

Ihre Botschaft war bedenkenswert, aber sie verpuffte. Im April bereits hatten Experten von vier deutschen Forschungsorganisationen eine Stellungnahme über Strategien zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie vorgelegt. Darin plädierten sie dafür, das Coronavirus zunächst weiter zurückzudrängen, bevor der Shutdown beendet wird. Doch bald darauf beschlossen die Länder teils schnelle und weitreichende Lockerungsmassnahmen. Auch die Warnungen und Vorschläge von Prof. Paul R. Vogt (COVID-19 – Update von Prof. Paul R. Vogt (20.04.2020)) verhallten schnell, sobald der Druck der Wirtschaft grösser wurde. Prof. Paul R. Vogt sagte Ende April klar, dass COVID-19 hoch-infektiös sei. "Wie man in allen Ländern fast identisch beobachten konnte, steigt die kumulierte Zahl der Infizierten ohne Gegenmassnahmen täglich um rund 40%, was einer Verdoppelung der Infizierten alle 2 Tage entspricht oder einer Verhundertfachung pro Woche. Die Infektionsrate ist auch deshalb höher als die bei einer Grippe, weil man bei COVID-19, im Gegensatz zur Grippe, auf keine zuvor Geimpfte trifft.

Die durchschnittliche Dunkelziffer der Infizierten liegt je nach Land zwischen 30 bis 90%."

 

Zur Aufhebung des Lockdowns sagt Prof. Paul R. Vogt weiter: "Die Aufhebung des Lock-down ist per se unvermeidlich. Wirtschaft hin oder her. Aber wir sind gewarnt: im Rahmen der Lockerung ihrer Massnahmen erlebten sogar Länder wie Singapur und Südkorea einen zweite Welle. Jeder Lockerungs-Schritt muss von einem genauen Monitoring begleitet werden: entscheidend sind die Anzahl Hospitalisierter pro 100'000 Einwohner und die Anzahl Patienten auf den Intensivstationen pro 100'000 Einwohner."

 

Wichtig und unerlässlich ist ein eindringlicher Aufruf an die Bevölkerung, die Distanzregeln und Hygienemassnahmen dringend einzuhalten.

 

 

 

 

Quellen: NDR ¦ https://www.ndr.de/nachrichten/info/38-Geoeffnete-Schulen-bleiben-ein-Risiko,podcastcoronavirus204.html ¦ https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30746-7/fulltext


Meistgelesener Artikel

Jeden Montag wird jeweils aktuell der meistgelesene Artikel unserer Leserinnen und Leser der letzten Woche bekanntgegeben.


Unterstützung

Damit wir unabhängig bleiben, Partei für Vergessene ergreifen und für soziale Gerechtigkeit kämpfen können, brauchen wir Sie.


Mein Mittelland

Menschen zeigen ihr ganz persönliches Mittelland. Wer gerne sein Mittelland zeigen möchte, kann dies hier tun
->
Mein Mittelland



Ausflugstipps

In unregelmässigen Abständen präsentieren die Macherinnen und Macher der Mittelländischen ihre ganz persönlichen Auflugsstipps. 


Rezepte

Wir präsentieren wichtige Tipps und tolle Rezepte. Lassen Sie sich von unseren leckeren Rezepten zum Nachkochen inspirieren.


Persönlich - Interviews

"Persönlich - die anderen Fragen" so heisst unsere Rubrik mit den spannendsten Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern.


Inhalte von Powr.io werden aufgrund deiner aktuellen Cookie-Einstellungen nicht angezeigt. Klicke auf die Cookie-Richtlinie (Funktionell und Marketing), um den Cookie-Richtlinien von Powr.io zuzustimmen und den Inhalt anzusehen. Mehr dazu erfährst du in der Powr.io-Datenschutzerklärung.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0