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Christian Drosten und Karl Lauterbach werden beleidigt und erhalten Morddrohungen

Christian Drosten und Karl Lauterbach erhalten Morddrohungen (Bild: Twitter Christian Drosten / Karl Lauterbach)
Christian Drosten und Karl Lauterbach erhalten Morddrohungen (Bild: Twitter Christian Drosten / Karl Lauterbach)

DMZ – GESELLSCHAFT / LEBEN ¦

 

Weil der Virologe Christian Drosten und der SPD-Politiker Karl Lauterbach vor den Lockerungen in Deutschland in der Corona-Krise warnen, werden sie angefeindet und erhalten heute sogar Drohpakete.

Karl Lauterbach teilte einen Beitrag auf Twitter, der ein Foto eines an ihn versendeten Päckchens zeigte (siehe Fotografie links). Das Foto zeigt auch einen Behälter, auf dem vermeintlich das positive Ergebnis eines Corona-Tests vermerkt ist. „Trink das, dann wirst du immun“, schrieb der unbekannte Absender.

 

Karl Lauterbach schreibt dazu: „Morddrohungen bis zu Beleidigungen aller Art, einige von uns müssen viel hinnehmen. Daher sollte jeder mit Restbestand von Charakter die Hetze im Netz gegen Virologen, Epidemiologen oder Politiker einstellen. Es animiert Leute, die unberechenbar sind. Denkt an unsere Familien.“ Anschliessend teilte Christian Drosten den Beitrag und kommentierte, dass er dasselbe Paket auch bekommen habe.

Karl Lauterbach antwortete darauf: „Lieber Christian Drosten, es ist traurig, dass es Hetzer gibt, die so etwas verantworten. Aber die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung weiss Ihre Arbeit zu schätzen. Mit mir angefangen“. Karl Lauterbach tritt in der Coronakrise immer wieder öffentlich als Experte auf und spricht sich für strenge Beschränkungen aus. Die Morddrohungen richteten sich gegen ihn selbst und seine Familie, so der SPD-Gesundheitsexperte weiter.

 

Ereignisreicher Tag für Christian Drosten

Nachdem Christian Drosten am 25.5.2020  eine E-Mail-Anfrage eines Bild-Reporters veröffentlichte, der ihn mit der Kritik namhafter Wissenschaftler an einer seiner Studien konfrontiert, kommen heute zu allem Überfluss noch weitere Drohungen auf ihn zu.

 

Christian Drosten schrieb zu der veröffentlichten Mail: "Interessant: die #Bild plant eine tendenziöse Berichterstattung über unsere Vorpublikation zu Viruslasten und bemüht dabei Zitatfetzen von Wissenschaftlern ohne Zusammenhang. Ich soll innerhalb von einer Stunde Stellung nehmen. Ich habe Besseres zu tun."

Besonders pikant: Die Kollegen des Berliner Virologen wussten offenbar nichts von der Anfrage.

Schon länger beschwert sich Christian Drosten im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie über Fake News und tendenziöse Berichterstattung. 

 

Die in der Nachricht genannten Beispiele kritischer Stimmen bezeichnet der Virologe als "Zitatfetzen von Wissenschaftlern ohne Zusammenhang." Nun könnte ja Aussage gegen Aussage stehen, aber es dauerte nur Minuten und schon hatten zwei der angeblichen Kritiker unter Drostens Tweet klare Ansagen gemacht. So schrieb Wirtschaftsspezialist Christoph Rothe von der Universität Mannheim, niemand von der "Bild" habe mit ihm gesprochen und er distanziere sich von dieser Art der Berichterstattung.

Dominik Liebl, Statistik-Professor an der Universität Bonn, schrieb auf Twitter: 

"Ich wusste nichts von der Anfrage der BILD und distanziere mich von dieser Art Menschen unter Druck zu setzen auf das schärfste. Wir können uns mehr glücklich schätzen @c_drosten

und sein Team im Wissenschaftsstandort Deutschland zu haben. They saved lifes!"

Rückendeckung bekommt Christian Drosten auch vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Er bescheinigt ihm, dass die Methodik der Studie einwandfrei sei und sich mit anderen Studien decke. Kritik müsse erlaubt sein, aber Kollegenneid gäbe es auch.

 

Suchen Sie bitte einen Kollegen in der Psychiatrie auf! 

Dieser wiederum wird scharf attakiert von Dr. Thomas Wilckens, ehem. Gründer eines Biotech-Unternehmens in Martinsried, heute CEO des in Israel ansässigen Unternehmens InnVentis Ltd und Berater/Beirat diverser StartUps und Firmen sowie Weltreisender in Sachen „Precision Medicine“, mit einem Tweet (mittlerweile von ihm gelöscht): "SCHARLATAN! WAS BITTE WOLLEN SIE ERREICHEN?

Massenpsychose, Kinder wegsperren? Suchen Sie bitte einen Kollegen in der Psychiatrie auf! Irgendwann reicht es. Übernehmen SIE Verantwortung für eine Depression, den Absturz der gesellschaft, die Radikalisierung der Diskussion."

 

Auch Georg Streiter meldet sich auf seiner Facebookseite zu Wort: "Beinahe die Hälfte meiner 34-jährigen Tätigkeit als Journalist habe ich bei „Bild“ und „Bild am Sonntag“ gearbeitet. Daher lasse ich mich nicht von Leuten vereinnahmen, die „Bild“ schon immer und sowieso schrecklich finden. Aber deshalb tut es umso mehr weh, zu beobachten, wie der aktuelle Chefredakteur mit einer Handvoll gläubiger Jünger seit März 2018 die gute Arbeit der Mehrheit ihrer Kolleginnen und Kollegen ruiniert" (Ganzer Text).

 

Das ist bisher zur Ansteckung durch Kinder bekannt

Mit - nach Aussage einiger Mathematiker durchaus berechtigter - Kritik an der Studie hat er wohl keine Probleme. Sie hätten viele gute Anregungen bekommen und inzwischen eingearbeitet. "Unsere Schlussfolgerungen werden dadurch sogar noch härter", schreibt er.

Spätabends legte Drosten mit einem weiteren Tweet nach: Der Reporter haben den englischsprachigen Mathematiker seiner Abteilung am Telefon in die Irre geführt. Er habe die Auskunft bekommen, dass das Team gerade an einem Update der Studie arbeite, das aber das Ergebnis nicht ändere. "Daraus wird dann eine interne Kritik gemacht", schreibt der Charité-Virologe.

 

Kinder so ansteckend wie Erwachsene?

In Drostens Studie geht es vor allem darum, ob Kinder ebenso infektiös wie Erwachsene sind, was eine wichtige Rolle bei Öffnungen von Schulen und Kindergärten spielt. Die Viruslast in den Atemwegen unterscheide sich nicht von denen anderer Altersgruppen, schreiben Drosten und sein Team. Kinder könnten daher ebenso infektiös wie Erwachsene sein.

Gegen eine gleich hohe Infektiösität spreche, dass Kinder häufiger asymptomatisch erkranken und das Virus dann beispielsweise nicht durch Husten weiterverbreiten. Ausserdem haben Kinder weniger Ausatemluft als Erwachsene. Das werde aber möglicherweise durch die grössere körperliche Aktivität von Kindern und ihre engere soziale Interaktion ausgeglichen.

 

 

 

Quellen: ntv.de


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