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Ein Rückblick - In Krisensituationen zeigt sich leider, dass Solidarität für Viele ein Fremdwort ist

Solothurn am Sonntag - Partystimmung. Solidarität sieht anders aus. (Foto: Denise Flury)
Solothurn am Sonntag - Partystimmung. Solidarität sieht anders aus. (Foto: Denise Flury)

DMZ – GESELLSCHAFT / LEBEN ¦

 

Ein Rückblick - bereits zu Beginn der Pandemie, bzw. bei der Anordnung erster Massnahmen (16.3.2020) haben wir diesen Text veröffentlicht. Hat der Text heute noch seine Richtigkeit - oder waren wir zu vorschnell mit der Beurteilung der Situation?

 

Ein paar Stunden zuvor hatte der Bundesrat einschneidende Massnahmen gegen die Verbreitung des neuartigen Coronavirus beschlossen. Die Massnahmen sind allen bekannt, trotzdem kümmert das nicht alle.  Die Landesregierung appellierte an die Eigenverantwortung und die Solidarität der Schweizerinnen und Schweizer, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Aber wie immer in Krisensituationen zeigt sich, dass der Mensch Solidarität nicht versteht, sondern genau in solchen Phasen seinen Egoismus ungehemmt auslebt. Ausnahmen ausgeschlossen.

 

Warnungen werden in den Wind geschlagen

Vielerorts das selbe Bild: Normalität und Warnungen in den Wind geschlagen. Dies meist mit den absurdesten Begründungen. "Virus ist eine Erfindung!", "Es geht nur um Geld.", "Ich lasse mich nicht bestimmen." u.v.m. Der Aufruf stösst also vielerorts auf taube Ohren. Einige Unbelehrbare haben sich am Wochenende trotz allen Warnungen an den üblichen Stellen versammelt, das Leben genossen, sich zugeprostet, ins Nachtleben gestürzt.

 

Schamlos

Wiederum andere versuchen sich mit dem Virus und der Situation selber zu profilieren mit fadenscheinigen Aktionen und "Hilfsangeboten". Andere Exponenten feiern sich als Helden, aus absurden Gründen. Und noch andere benutzen die Situation schamlos für Rassismus oder ihre falsche Politik. Von Solidarität sieht man kaum etwas. Manchmal stösst man auf ein Angebot, welches im ersten Moment den Anschein vermittelt echte Hilfe zu leisten. Beim genaueren Hinsehen merkt man dann aber lediglich, das es sich um reines Business handelt.

 

Solidarität - aber wie?

Solidarität bedeutet Zusammenhang, Verbundenheit, Unterstützung...

Sie drückt ferner den Zusammenhalt zwischen gleichgesinnten oder gleichgestellten Individuen und Gruppen und den Einsatz für gemeinsame Werte aus.

 

Es war selten leichter als heute, solidarisch zu sein. Die Behauptung, jemand "zeige sich solidarisch", ist zwar längst zur wertlosen Leerformel geworden, in den Tagen der Pandemie aber besteht Solidarität kurioserweise in genau dieser folgen- und tatenlosen Leere. Solidarisch ist, wer Oma eben nicht im Pflegeheim besucht, seinem Nächsten nicht die Wünsche von den Lippen abliest, ihm nicht unter die Arme greift und auch sonst Abstand hält. Zu Hause bleiben, fertig. Solche Solidarität wäre im Moment ganz einfach. Zuhause bleiben wer kann, Regeln und Massnahmen befolgen, Junge helfen Alten mit Einkäufen, vermeiden aber den direkten Kontakt oder Ähnliches. Hamsterkäufe, Menschenaufläufe, Desinfektionsmittel- und Maskenklau sind weder solidarisch noch vernünftig. Auch Notaufnahmen und Arztpraxen stürmen wegen jedem Schnupfen ist untragbar. Einmal mehr zeigt sich wie Mensch tickt.

 

Blutspenden

Mehrere Blutspendedienste appellieren an Bürgerinnen und Bürger, "auch in Zeiten der Grippewelle, grassierender Erkältungen und des Coronavirus (Sars-CoV-2)" Blut zu spenden. Derzeit würden Termine in bereits gebuchten Spendenlokalen vermehrt abgesagt. Dies kann unter Umständen dazu führen, dass der Versorgungsauftrag nicht mehr erfüllt werden kann, denn ein öffentlich zugängliches Spendenlokal ist der erste Grundpfeiler in einer empfindlichen Kette der Versorgung von Patienten mit Blut in Therapie und Notfallversorgung.

 

Vor dem Virus sind nicht alle gleich

Es sterben die Menschen aus den Risikogruppen: Alte, Menschen mit (bspw. Immunsystem-/ Lungen-)Vorerkrankungen, Menschen mit schlechtem Zugang zum Gesundheitssystem. Und Menschen, die sich durch fehlende Medienkompetenz oder Bildungszugang ungenügend schützen können. Menschen, denen das Geld fehlt, ihr Immunsystem mittels hochwertiger Lebensmittel oder Präparate zu unterstützen. Menschen, die so einsam sind, dass von ihrer Erkrankung niemand etwas erfährt. 

 

Wir müssen unseren Alltag ändern, nicht allmählich, sondern jetzt. Solidarität mit Angehörigen von Risikogruppen - alten und chronisch kranken Menschen - ist unser aller Aufgabe. Das Virus fordert auch jeden Einzelnen von uns. Unsere Solidarität, unsere Vernunft und unser Herz füreinander sind auf eine harte Probe gestellt. Hoffen wir, dass wir diese bestehen.

 

Zum Glück gibt es noch die anderen, die genau das tun, was sich solidarisch nennt. Das Virus fragt nach einer globalen Gemeinschaft. Es fordert Solidarität nicht nur vom Einzelnen, sondern von der Spezies.

Allen gute Gesundheit und Vernunft, wer diese noch nicht kennt.


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