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Von mächtigen Bäumen

DMZ – KULTUR ¦ Patricia Jungo ¦

 

An die Macht der Bäume zu glauben, ist keine Modeerscheinung unserer Zeit. Bereits in der germanischen Mythologie war die Esche Yggdrasil Symbol für den ganzen Kosmos und auch bei vielen heidnischen Völkern galten besondere, oftmals allein stehende Bäume als heilig. Es war verboten diese zu fällen oder auch nur ihre Zweige zu rauben. Die christlichen Missionare, die diesen Kult durch Fällen solcher Bäume beenden wollten, bezahlten oft mit dem Leben.

 

Auch das heute viel gewähnte Umarmen von Bäumen ist ein alter Kult. An so manchem Ort begaben sich junge Mädchen zur Wintersonnenwende in den Wald, um durch Umarmung der Bäume den Kontakt zu einem verstorbenen Ahnengeist wieder aufzunehmen. Sie glaubten daran, ihn so wieder ins Leben zurückführen zu können. Auch in unserem Land herrschte zu Urgrossmutters Zeiten ein Brauch, der sogenannte Weihnachtsblock. Es handelte sich dabei um einen alten Baumstrunk, den man während der kürzesten Tage ins Haus brachte. Man sagt ihm Ahnenwesen nach und er sollte Kraft und Wärme spenden. Die katholischen Gebiete in der Schweiz kennen auch heute noch heilige Bäume. Als das Christentum eingeführt wurde, bekamen sie christliche Symbole und wurden zu Naturkapellen.

 

Es ist anzunehmen, dass es die oft eigenartigen Baumgestalten und Wuchsformen sind, die die Phantasie der Menschen beflügeln. So bringt man mancherorts wirre Triebe mit dem Teufel in Zusammenhang und bei den Hohlräumen im Innern von alten Bäumen sieht man vor allem Zwerge und Elfen. Eine Eiche in der Elfenau bei Bern soll die Madonna zeigen – die Wülste um einen beschädigten Teil des Stamms symbolisieren die Umrisse einer weiblich wirkenden Gestalt mit Umhang. Aber auch ein ganz „herkömmlicher“ Baum kann bezaubern. Für Körper und Geist ist ein Waldspaziergang sehr erholsam. Wie wohltuend es ist, den Lärm und Gestank der Zivilisation gegen die natürlichen Gerüche und Geräusche zu tauschen. Solitäre Baumriesen sind auch für Tiere und Pflanzen überaus wertvoll und bilden ein eigenes, in sich geschlossenes Ökosystem.

 

 

Quelle: www.beobachter.ch


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