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Systemrelevante Berufe- Kommt nach dem Klatschen die Klatsche?

DMZ – SOZIALES ¦ Patricia Jungo ¦

 

Pfleger, Verkäuferinnen, ÖV-Personal gehören zu den systemrelevanten Berufen. Obwohl die Menschen, die in diesen Berufen tätig sind, in der Krise dankbares Klatschen geerntet haben, wird sich wohl dennoch nichts am niedrigen Lohn ändern.

 

Auch die Zürcher Hebamme Lena Frey hat das Klatschen vorerst stolz gemacht. Sie berichtet, dass sie aber bald auch Wut verspürt habe. Vom Klatschen allein werde man ja nicht satt. Es sei doch sehr fragwürdig, dass für diverse Wirtschaftszweige Milliarden Franken an Bundeshilfen gesprochen wurden und der Gesundheitsbereich leer ausginge.

 

Eher das Gegenteil sei der Fall. Vielen Hebammen und Pflegepersonen hätte es zu Beginn der Coronakrise an Schutzmaterial gefehlt. Verbesserungen für diese Berufsstände seien aber dringend notwendig. Dazu gehörten bessere Bezahlung, Pikett-Entschädigungen und mehr Personal. Schon lange sind Stimmen laut geworden, die eine allgemeine Verbesserung der Arbeitsbedingungen fordern. Die Coronokrise hat diesen Stimmen wieder mehr Stärke verliehen. 2017 kam es durch den Berufsverband der Pflegefachfrauen- und männer zur sognannten Pflegeinitiative. Ziel ist die Aufwertung des Berufes und bessere Ausbildungsbedingungen. Die Initiative, die diese Woche in den Ständerat kommt, geniesst etwas mehr Verständnis als vor Corona-Zeiten. Dies betont auch Erich Ettlin, Obwaldner CVP-Ständerat und Vizepräsident der Gesundheitskommission. Er sagt, man sei sich bewusst geworden, wie wichtig es sei, genügend Pflegekräfte zu haben. Seitens ständerätlicher Gesundheitskommission wird die Pflegeinitiative immer noch abgelehnt. Sie will jedoch den Ausbildungsbereich nun in einem indirekten Gegenvorschlag um 100 Millionen Franken aufstocken. Auch wenn es noch viele Punkte betreffend die Vorlage zu klären gibt, hat sich die Diskussion um eine Aufwertung des Pflegeberufes durch die Coronakrise verändert.

 

Andere systemrelevante Berufe wie Verkäuferinnen und Kita-Angestellte sollen laut SP auch eine Anerkennung bekommen. Dazu wurde eine Fraktionsmotion eingereicht? Gemäss Forderung soll der Bund Angestellten, welche während der Coronokrise als systemrelevant eingestuft wurden, eine Prämie von 5000 Franken bezahlen. Wie SP-Nationalrätin Tamara Funiciello mitteilt, habe man das Geld. Es seien ja auch 1.9 Milliarden für die Swiss gefunden werden. Auch CVP-Ständerat Erich Ettlin unterstützt die Idee grundsätzlich. Da aber für ihn keine Klarheit darüber herrscht, wer in den Genuss dieser Prämie kommen würde und wer nicht, lehnt der die Idee ab. Laut Tamara Funiciello ist anzunehmen, dass das Argument der Systemrelevanz in der Coronokrise im Herbst auch bei den Tarifverhandlungen zu den Gesamtarbeitsverträgen Thema sein wird. Dann werden auch mögliche Lohnerhöhungen auf den Tisch kommen. Erich Ettlin gibt zu bedenken, dass zu grosse Erwartungen fehl am Platz seien. Nach der Coronakrise werde es eher schwierig werden, noch mehr finanzielle Forderungen verkraften zu können.

Muss man also davon ausgehen, dass nach dem Klatschen doch nichts mehr kommt? Lena Frey meint, etwas werde man sicher mitnehmen: bessere Vorbereitung für die nächste Gesundheitskrise oder Pandemie und demnach genügend Schutzmaterial für alle von Anfang an. An eine grosse Änderung in Zukunft glaubt die Hebamme jedoch nicht.

 

 

 

Quelle: srf


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