Wirtschaftskrise und Solidarität

DMZ – SOZIALES ¦ Patricia Jungo ¦

 

Vor einigen Wochen hiess es in der Corona-Krise für unzählige Menschen der Risikogruppe „Zu Hause bleiben“ und Hilfe suchen, um gewisse Bereiche des Alltags wie Einkaufen weiterhin zu bewältigen. Eine grosse Welle der Solidarität kam in Bewegung. Innert kurzer Zeit entstanden schweizweit tausende Whatsapp- und Facebook-Gruppen, in denen Freiwillige ihre Hilfe anboten und Menschen suchten, die diese auch brauchten.

 

Leider war es dabei nicht immer einfach, einander auch zu finden. Aus diesem Grunde entschied auch der junge Aargauer Alessandro Iacono gemeinsam mit Kollegen die Webseite hilf-jetzt.ch zu gründen. Es handelt sich dabei um eine Plattform, auf der man via Postleitzahl-Suche direkt zu den Gruppen kommt. Er sagt, das grosse Engagement habe ihn wirklich überrascht. Wie Isabelle Stadelmann-Steffen, Professorin an der Universität Bern betont, ist es typisch, dass sich Menschen in Krisen solidarisch zeigen. Als Politologin forscht sie auch auf dem Gebiet der unbezahlten Arbeit und erklärt, aus der Freiwilligenforschung sei bekannt, dass jüngere Menschen sich mit Vorliebe projektbezogen engagieren. Ihr Ziel sei es nicht, sich über Jahre zu verpflichten, sondern direkt zu helfen, wo gerade Hilfe gebraucht werde. Unter diesem Gesichtspunkt könne man die Krise als eine Art Projekt bezeichnen.

 

Wie beeinflusst die Wirtschaftskrise die Solidarität?

Isabelle Stadelmann Steffen sagt in diesem Zusammenhang auch, dass die Gefahr bestehe, die Solidarität zu einem zeitlich begrenzten Projekt zu machen. Sobald wir von der Gesundheitskrise, in der die Notwendigkeit klar ersichtlich war, vermehrt in eine Wirtschaftskrise geraten würden, sei es naheliegend, dass sich die Leute wieder vermehrt um ihre Bedürfnisse kümmern und der Elan zur Solidarität sehr geschwächt werde. Beachtet man jedoch die Rückmeldungen, welche die Freiwilligen Alessandro Iacono zukommen lassen, kommt Hoffnung auf. So diskutieren 20 Prozent der Gruppen, wie sie auch nach Corona weiter Bestand haben könnten. Der junge Maler hat jedenfalls für sich persönlich beschlossen, weiterhin zu helfen. Ihm ist klar geworden, dass auch ohne Corona zahlreiche ältere Menschen Unterstützung brauchen könnten. Von Seiten der Forschung ist der nachhaltige Effekt der Krise auf die Solidarität laut Isabelle Stadelmann-Steffen allerdings zu relativieren. Nur eine Minderheit der Bevölkerung engagiere sich auch wirklich freiwillig weiter und dies werde wohl so bleiben. Die Krise habe aber auch gezeigt, dass in einer Gesellschaft, wo Egoismus trumpft, solidarisches Verhalten in der Not funktioniere.

 

 

Quelle: srf news¦


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