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Manche Traditionen verschlafen ihr Verfallsdatum

Weg mit dem alten Zopf und ran an den nächsten. Rassismus hat keine weiteren Chancen verdient
Weg mit dem alten Zopf und ran an den nächsten. Rassismus hat keine weiteren Chancen verdient

DMZ –  GESELLSCHAFT / LEBEN ¦ Walter Fürst ¦

KOMMENTAR

 

Man könnte den vermeintlichen Traditionalisten einiges entgegenhalten an Lebensweisheiten, Zitaten und Erfahrungsberichten. So auch beim "Mohrenkopf-Gate". "Denn Argumente hatten und haben sie bisher keine geliefert, nur hohle Phrasen" sagen diverse "Experten". Einerseits ist eine Diskussion notwendig, andererseits hat man die immer selbe schon des Öfteren geführt. Der Mensch ist und bleibt auch Rassist.

 

Glücklicherweise sind viele darum bemüht es nicht auszuleben und setzen sich daher für die "richtige" Seite ein. Auffallend ist, dass unter den Dubler-Fans vor allem und fast ausschliesslich Leute sind, die bereits gegen die Klimabewegung sind, gegen Greta, gegen die Jungen, gegen Homosexuelle, gegen Fahrende, gegen Soziales, gegen Regeln (Corona) - kurz gegen Alles - oder anders gesagt; bei diesen Leuten handelt es sich um braunüberzogene als Süssigkeiten getarnte, einfache Gemüter. Rassismus gibt es in vielen Facetten. In jedem von uns steckt ein bisschen davon – oder auch viel. Müssen wir darüber wirklich noch streiten? Lasst es uns endlich ändern. Man macht es nicht besser, wenn man im Beispiel "Mohrenkopf" versucht Vergleiche zu ziehen und es dabei zu belassen, dass man weiterhin "Mohrenkopf" sagen will, nur weil es noch andere Ungerechtigkeiten gibt. Das ist kein Argument, keine Meinung, sondern einfache Dummheit. Bei Vielen mag es sich auch um den Dunning-Kruger-Effekt zu handeln. Dieser bezeichnet die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. Diese Neigung beruht auf der Unfähigkeit, sich selbst mittels Metakognition objektiv zu beurteilen, was sich vor allem in den Sozialen Medien manifestiert hat und langsam aber sicher Überhand nimmt.

 

Manche Traditionen verschlafen ihr Verfallsdatum

Ein Wort wie Mohrenkopf gehört in der heutigen Zeit verboten, soviel steht fest. Wer nun erneut mit Tradition kommt, dem sei gesagt: "Der Brauch muss dem Rechte weichen" oder "Tradition kann auch Schlechtes bewahren". Es gibt Menschen auch in der aktuellen "Diskussion", die sind so in Traditionen verwurzelt, dass man meint, sie wären selbst die Wurzel. Kaum zu beschreiben diese Aggressivität und Ablehnung gegen Menschen, die finden, dass der Zeitpunkt seit Jahrzehnten überschritten ist, dass man rassistische Bezeichnungen schönredet.

"Es existieren beim Menschen überhaupt keine Rassen, alle, egal welche Hautfarbe, gehören derselben Art der Gattung homo an, sind nämlich homo sapiens! Also gibt es auch gar keinen Rassismus!" So etwas hört oder liest man aktuell wieder vielerorts. Ein altes Phänomen. Oder auch: "Mohren sind keine Rasse! Also ist das kein Rassismus!" Klar, wir könnten auch von "Diskriminierung und Menschenverachtung aufgrund äusserer Merkmale wie Haut- und Haarfarbe, aber auch wegen ihrer Sprache, Nationalität, sexuellen Orientierung, Religion, Weltanschauung et cetera" reden. Sprachlich präzise zu sein, ist gewiss wichtig – aber in Haarspalterei zu verfallen, um vom tatsächlichen Problem abzulenken, ist ein billiges Ablenkungsmanöver. Also bleiben wir bei den Fakten: Rassismus!  

 

"Nach den Rassisten stammt der Mensch von gelben, schwarzen und weissen Affen ab."

 

Dubler - "Mohrenköpfe" - Tradition kann auch Schlechtes bewahren

Wie schlimm ist es um unsere Gesellschaft bestellt, wenn Leute gerade deshalb "extra" "Mohrenköpfe" bei Dubler kaufen. Was wollen sie uns damit sagen - was wollen sie beweisen?Egal was, es geht schief. Denn so outen sie sich unmissverständlich entweder als Rassisten, oder als Leute, die nicht wissen, was Rassismus ist. So oder so, es ist übel. "Sprengt die Ketten – sie sind eine Reihe von Nullen." Dass sich aktuell auch die Medien so stark machen für Herrn Dubler und im eine Plattform am laufenden Band bieten, spricht Bände. Rassismus geht durch das ganze Land und jede Instanz, durch und durch. Wenn man jemanden "Mohr" betitelt, kann der Betroffene Anzeige erstatten, währenddessen im selben Land ein "Hersteller" damit sogar Werbung machen darf, zum Nulltarif und weil ihn alle unterstützen. Heuchlerisch! Diese "Bezeichnung" ist zu verbieten und unter Strafe zu stellen, da die Vernunft und Einsicht der Leute scheinbar (noch) nicht alle ereilt hat. Und nein, es geht in der gesamten Debatte nicht um die Migros.

 

Der Brauch muss dem Rechte weichen

Tradition scheint für einige Menschen der Vorteil zu sein, um in der Vergangenheit bleiben zu können. Was die aktuelle "Diskussion" rund um den "Mohrenkopf" eindrücklich aufzeigt ist, dass Tradition weder den Zusammenhalt noch Verbindungen zwischen Menschen garantieren kann und bei geistiger und gesellschaftlicher Entwicklung hinderlich ist. Celeste Ugochukwu, Präsident des afrikanischen Diaspora-Rates, sagt, dass man dunkelhäutige Personen nicht dauernd in die Opferrolle drängen solle, das habe auch etwas Rassistisches. Aber: "Der Name "Mohrenkopf" erinnert an die Zeit, als Dunkelhäutige als Sklaven gehalten wurden." Also weg mit dem alten Zopf und ran an den nächsten. Rassismus hat keine weiteren Chancen verdient.

 

"Trost für Traditionalisten: Das Neue kann der Anfang einer langen Tradition werden. Jede Tradition hat einmal als Neuheit begonnen." 


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Kommentare: 1
  • #1

    Andrea (Montag, 15 Juni 2020 07:22)

    Perfekt auf den Punkt gebracht