«Night of Light» - Eine vorher nie dagewesene Solidarität unter Mitstreitern

Aktion «Night of Light» startet am 22.06.2020 von 22.00 bis 24.00 Uhr
Aktion «Night of Light» startet am 22.06.2020 von 22.00 bis 24.00 Uhr

DMZ – KULTUR / POLITIK ¦ David Aebischer ¦

 

Was leider zu befürchten war, ist nun definitiv eingetroffen. Die Kurzarbeit für Selbstständige wird nicht verlängert. Noch ist es nicht ganz vom Tisch, da die Frage, ob Selbstständige, die unter der Corona-Krise leiden, weiter unterstützt werden, im Herbst diskutiert wird.  Bis dahin werden allerdings wohl einige Selbständigerwerbende ausscheiden und beim Sozialamt antraben müssen. Mit einer gut organisierten Reaktion darauf , steht nun die Veranstaltungsbranche geschlossen und geeint auf und macht sich mit deAktion «Night of Light» sichtbar, um auf die Problematik hinzuweisen.

 

In der Medienmitteilung heisst es , dass die Veranstaltungsbranche der erste Wirtschaftszweig war, der von der COVID-19-Krise getroffen wurde und er werde auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit am längsten und tiefgreifendsten von den Auswirkungen betroffen sein. "Seit dem 16. März 2020 ist einem kompletten Wirtschaftszweig faktisch die Arbeitsgrundlage entzogen. Konzerte, Festivals oder Theateraufführungen, Business Events usw. – ein Zusammenkommen von Menschen war komplett verunmöglicht."

 

Schwierige Situation in der Veranstaltungsbranche 

Die betroffenen Unternehmen aus der Veranstaltungsbranche sowie Veranstaltungs-Locations in der ganzen Schweiz strahlen im Rahmen der «Night of Light» am Abend des 22. Juni 2020 von 22.00 Uhr bis 24.00 Uhr solidarisch ihre Gebäude oder stellvertretend ein Bauwerk in ihrer Region oder Stadt mit rotem Licht an, um auf die schwierige Situation in der Veranstaltungsbranche aufmerksam zu machen. 

 

Wir haben das nightoflight.ch - Team gefragt, wie schwierig es war in so kurzer Zeit ein solches Riesending zu lancieren. "Das Projekt wurde Anfang Juni in Deutschland lanciert und nahm da immer grössere Formen an. Seit letzter Woche sind in der Schweiz aus verschiedenen Richtungen Motivationen entstanden auch mitzumachen. In der Schweiz sind wir gestützt durch die verschiedenen Verbände, um das Ganze zu koordinieren. Jedoch trägt jeder mit riesigem Effort zu diesem Projekt bei und die Ideen kommen auch nicht von uns direkt sondern von ALLEN die mitmachen." Auf die Frage, ob es auch Gegenwind, gegen diese Aktion gäbe antwortet das Team: "Wir Glauben bei der riesigen Flut an Teilnehmern und positiver Energie in der Branche hat es der Gegenwind extrem schwer, wenn es welchen gibt. Wir bekommen jedoch bisher nichts davon mit."

 

Eine vorher nie dagewesene Solidarität unter Mitstreitern

Eine Branche zeigt Einigkeit über Ländergrenzen hinweg Unsere Branche ist sehr komplex und vereint in sich viele unterschiedliche Fachbereiche und Spezialdisziplinen und hat deshalb keine zentrale in der Politik verankerte Lobby. Die Inspiration zur Aktion «Night of Light» kommt von unseren Branchenkollegen in Deutschland (https://night-oflight.de), denn die aktuelle Situation hat durchaus internationales, wenn nicht globales Ausmass.  

 

Unterstützung der Branche ist immer noch dringend nötig Seit dem Lockdown macht die Veranstaltungsbranche keinen Umsatz mehr. Anders als in den produzierenden Branchen können weggefallene Umsätze nicht mehr nachgeholt werden, es kann auch nichts «auf Vorrat» produziert werden; die meisten Unternehmen in der Branche sind Dienstleister. Gemäss Kulturstatistik des Bundes waren in der Kultur- und Kreativwirtschaft im Jahr 2013 mehr als 275'000 Personen in rund 71'000 Betrieben beschäftigt. Das sind über 10,9 Prozent aller Betriebe und der Anteil Beschäftigter an der Gesamtwirtschaft von 5,5 Prozent ist vergleichbar mit dem Anteil der Finanz- oder der Tourismusbranche. Die Kultur- und Kreativwirtschaft generiert selbst einen Gesamtumsatz von rund 70 Milliarden Franken und erzielt damit eine enorme direkte und indirekte Wertschöpfung. Selbst wenn nach Beendigung der Krise eine hohe Nachfrage einsetzen würde, kann der erlittene Verlust nicht mehr kompensiert werden. Erste Analysen gehen von einem 80% – 100% Umsatzausfall für den Zeitraum von März bis mindestens August, aber eher Oktober aus. Daraus resultiert eine akute Insolvenzgefahr für die gesamte Branche. Es ist wichtig, auch die Öffentlichkeit auf die besonders hart getroffene Veranstaltungsbranche aufmerksam zu machen.  

 

Lichtblick, aber...

Events bis 300 Personen sind inzwischen mit den entwickelten Sicherheits- und Hygienekonzepten wieder erlaubt. Das ist zwar ein Lichtblick, aber die strengen Auflagen führen zumindest im Kultursektor dazu, dass diese Veranstaltungen zurzeit nicht wirtschaftlich durchführbar sind.  

 

Weiterführung der Unterstützung bis zum Normalbetrieb dringend nötig

Trotz anfänglichen Zusicherungen des Bundesrates fühlen sich insbesondere die KMU sowie die Selbständigen der Branche nun im Stich gelassen. Durch die Streichung der Kurzarbeit für Personen in arbeitgeberähnlicher Stellung sowie der Änderungen im Erwerbsersatz für Selbständige verschlechtern sich die Aussichten dieser Akteure noch einmal deutlich. Die Veranstaltungsbranche besteht zu einem grossen Teil aus kleinen und kleinsten inhabergeführten Unternehmen sowie aus Selbständigerwerbenden. Hier ist eine Weiterführung der Unterstützung bis zum Normalbetrieb dringend nötig. 

 

Ebenso fordert die gesamte Branche mehr Planungssicherheit für die Zeit ab dem 1. September 2020 und ein Bewusstsein für die Zeithorizonte im Veranstaltungsgeschäft. Es wird noch Monate dauern, bis in der Kulturbranche wieder Normalbetrieb herrscht. Die Normalität kann auch nicht durch einen Behördenentscheid von einer Woche auf die andere erreicht werden. In unserer global vernetzten Branche dauert der Vorlauf für einen Neustart je nach Veranstaltung zwischen 4 und 8 Monaten bis wir wieder Fahrt aufgenommen haben.  

 

«Night of Light» - ein leuchtendes Mahnmal und ein flammender Appell der Veranstaltungsbranche 

 

Dank den genannten ersten Lockerungen macht sich immerhin in einigen Teilen unseres Wirtschaftszweiges etwas Aufbruchstimmung bemerkbar. Daher ist es für die Exponenten wichtig, trotz der aktuellen Situation auch eine positive Haltung rüberzubringen und mit dem Einleuchten diverser Objekte ein faszinierendes und emotionales Event zu schaffen und der Bevölkerung zu signalisieren: wir sind da und bereit, vieles ist schon möglich und wir freuen uns auf neue Events.  

 

In den vergangenen Wochen ist in der Branche ein richtiges «Wir-Gefühl» entstanden. Auf der Website www.nightoflight.ch ist ersichtlich, dass sich stündlich neue Unternehmen, Locations und Kulturschaffende der «Night of Light» anschliessen und am gleichen Strick ziehen. 

 

Eine fantastische, vorbildliche und solidarische Aktion! 

 

Der Aufruf

richtet sich an alle Unternehmer*innen aus der Veranstaltungsbranche: an Locations, Veranstalter, Event-Agenturen, Messegesellschaften, Messebauer, Caterer, Non-Food-Caterer, Technikdienstleister, Dekofirmen, Künstler, Managements und Einzelunternehmer: Lasst uns gemeinsam die «Night of Light» in der Schweiz veranstalten, um auf unsere Situation und die dramatische Lage aufmerksam zu machen. Illuminiert Eure Location, Euren Firmensitz, sucht Euch ein Gebäude oder ein Bauwerk in Eurer Region aus und illuminiert dieses mit rotem Licht. Ihr könnt Euch auch einfach auf der Unterstützer-Website listen lassen, um Eure Solidarität mit unserer Aktion auszudrücken!

 

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Hintergründe

Alarmstufe Dunkelrot in der Veranstaltungsbranche: Tausende Stellen sind in Gefahr

Beinahe stündlich prasseln neue Absagen von Events, Messen, Konzerten, Shows, Kongressen, Symposien und Sportevents ein. Zynisch könnte man bemerken, dass selbst ein James Bond vor dem Coronavirus kuscht. Und genau das können sich Unternehmen aus der Veranstaltungsbranche nicht leisten: Neuste Zahlen untermauern das. Deshalb haben sich drei Branchenverbände an einen Tisch gesetzt, um stellenrettende Massnahmen beim Bund, namentlich beim SECO, einzufordern.

 

Es ist ein Ausbruch, der in der Veranstaltungsbranche für einen nie gesehenen Einbruch sorgt. Eine Branche notabene, die in aller Regel die Wirtschaft ankurbelt, die Innovationen ins rechte Licht rückt, die vielfältigste Informationen, Neuigkeiten und Möglichkeiten so inszeniert, dass sie vom Publikum verstanden werden. Und nicht zuletzt ist es auch eine Branche, die tagtäglich sehr viel positive Emotionen entfacht. Jetzt sieht es für alle Beteiligten nur noch düster aus, weshalb drei Verbände von Berufsgruppen aus der Veranstaltungsbranche ab sofort zusammenspannen, um den Rettungsanker gezielt und verbunden mit Erwartungen auszuwerfen. Es sind die Swiss LiveCom Association EXPO EVENT, die Swiss Music Promoters Association SMPA sowie der Schweizer Verband technischer Bühnen- und Veranstaltungsberufe SVTB, die gemeinsam auf den Notstand aufmerksam und sich für die Veranstaltungsbrache stark machen.

 

Bei aller wirtschaftlichen Dramatik machen die Verbandsvertreter unmissverständlich klar, dass die Gesundheit und das Wohl der Schweizer Bevölkerung an erster Stelle stehen. Ebenfalls ist man in der Live-Kommunikations-Branche erfreut, dass Bundesrat und Wirtschaftsminister Guy Parmelin bereits konkrete Hilfsaktionen wie Unterstützungsfonds oder -kredite für unmittelbar bedrohte Unternehmen ansprach. Auch die monatlichen Meetings mit Kantonsvertretern, Sozialpartnern und einigen Wirtschaftsverbänden werden als sehr sinnvoll erachtet.

 

Jörg Gantenbein vom Vorstand des SVTB schildert die aktuelle Situation wie folgt: «Nach ersten Rückmeldungen und veritablen Hilferufen müssen wir davon ausgehen, dass in unserem Bereich 1500 Stellen unmittelbar gefährdet sind.» Zur Veranschaulichung sei erwähnt, dass dieser Verband rund 4500 Angestellte vertritt. Es geht also um einen Drittel der Angestellten in diesem Bereich der Live- Kommunikation. Bis zum heutigen Tag haben gemäss Gantenbein 20 Firmenmitglieder des SVTB Kurzarbeit mit rund 350 betroffenen Mitarbeitenden beantragt. Aber: «Die Lage ist höchst kritisch. Denn unsere Leistungen werden in aller Regel exakt im Moment der Veranstaltung erbracht. Wird eine Veranstaltung abgesagt, ergibt das 100% Verlust – und alle dort eingeplanten Arbeitnehmenden stehen ohne Arbeit da.»

 

Auch für Eugen Brunner, Präsident von EXPO EVENT (mit 157 Mitgliedfirmen und total rund 6000 Arbeitnehmenden) entspricht die jetzige Situation einem Horrorszenario, das man sich bei aller Kreativität in der Branche so nicht hat vorstellen können. «Wir benötigen und fordern vom Bund dringende Hilfe – und wir pochen auf vernunftgeprägte und verhältnismässige Regelungen im Umgang mit anstehenden Veranstaltungen. Denn es geht schlicht um den Erhalt unserer Arbeitsplätze – und am Ende auch um die Schweiz als zuverlässigen und qualitativ hochstehenden Veranstaltungsort.»

 

«Die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus treffen eine ganze Branche, die aus Klein- und Kleinstunternehmen besteht und wirtschaftlich gesehen nicht viel Kraft hat – jetzt sofort, aber auch mittel- und langfristig, weil verunsicherte Konsumentinnen und Konsumenten auch keine Tickets mehr für später im Jahr stattfindende Events kaufen», so Stefan Breitenmoser, Geschäftsführer der SMPA. Weiter bange die Schweizer Veranstaltungsbranche um ihre Existenz und es sei zu befürchten, dass viele Veranstalter diese Krisensituation wirtschaftlich nur schwer überleben werden.

 

Gemessen daran, dass es im Moment lauter Event-Absagen hagelt, und dass diese Absagen zu einem Löwenanteil die Veranstaltungsbranche betreffen, fordern die Branchenverbände mit Vehemenz und Überzeugung Einsitz an geplanten Treffen, um mit Bundesvertretern unbürokratische und schnelle Lösungen zur Sicherung der Arbeitsplätze und Unternehmen zu erarbeiten.

 

Quelle: 

  • http://nightoflight.ch/wp-content/uploads/2020/06/NightOfLight_20200618.zip
  • http://nightoflight.ch/kontakt/

 

 

 

>>> Artikel zum Thema (16. Juni 2020)


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