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Gedanken zu Rassismus

DMZ – GESELLSCHAFT / LEBEN ¦ Daniel Birkhofer ¦

KOMMENTAR

 

Liebe Mit-Menschen!

Themen wie Rassismus zeigen uns unmissverständlich auf, wie eingeschränkt, einseitig, unsensibel, populistisch, ideologisch und beschränkt diese Thematik angegangen wird…

Oder: was den einen nützt, soll den andern schaden und teilweise vice versa.

Fakt ist, dass Rassenfragen seit je her eine besondere Anziehung auf den Mob ausüben und sich auch gut eignen als Kristallisationspunkt, um seine «eigenen» Ideologien und Organisationen platzieren und installieren zu können.

 

Es ist ebenso eine wohlbekannte Tatsache, dass folgende Gefahrengrenze sichtbar wird dabei: Je gleicher die Menschen in jeder Hinsicht geworden sind (zum Beispiel bildungs- und erziehungsmässig oder entlöhnungsmässig) und je mehr die Gesamtstruktur einer Gesellschaft von «Gleichheit» geprägt ist, desto mehr werden verbleibende UNTERSCHIEDE übel genommen. Und die Hautfarbe ist nun solch ein ÄUSSERES und damit «Oberflächenmerkmal», das man trotz Bildungs- und Erziehungsausgleichsmassnahmen (innere Festigung der Persönlichkeitsstruktur, Charakter- und Intelligenzbildung etc.) «missbraucht», um rassistisch motiviert vorgehen zu können.

 

Das bedeutet, dass diejenigen vor allem auffallen, die sich von Natur (!) aus sichtbar von anderen unterscheiden und damit richtungsfrei abheben… Es ist also durchaus möglich und leider naheliegend, dass einzig und allein äussere Merkmale ausreichen, um rassistisch angegangen zu werden.

 

Und genau hier liegt der springende Punkt: anstelle eines Eingreifens, das sich von Umsicht und Zurückhaltung leiten lässt, wird mit Ungeduld und unklugen Massnahmen reagiert:

Auf der Stufe von Regierungen wird mit zusätzlicher Polizeigewalt und weiteren Drohungen und Sanktionierungen operiert; es herrscht eine bewusst gewählte Kriegsrhetorik. Es soll also primär gespalten werden und nicht nach Konsenslösungen gesucht werden.

 

Auf der Stufe von Individuen (siehe soziale Netzwerke) wird mit dem immer wieder bemühten, aber ebenso untauglichen «Links-Rechts-Schema» polemisiert, um sofort und unmissverständlich die vermeintlich «richtigen» Schuldigen verortet zu haben. Es soll als auch hier gespalten werden, um mit der Strategie der «Externalisierung von Schuldzuschreibung» von seinen eigenen Fehlbarkeiten, Schwächen, Bosheiten, Frustrationen und Dummheiten ablenken zu können. Dabei sind weitere Mittel wie die systematische Banalisierung, Bagatellisierung oder aber auch Aufpauschung und Wichtigtuerei gang und gäbe – dies sind alles Ausdrucksmittel, die die ganze dahinterstehende Banalität des Bösen (Hannah Arendt) aufzeigen.

 

Aaron Antonovsky hat einmal formuliert, dass erst dann ein Handeln seine volle «Stimmigkeit» (Kohärenz) entwickeln und erreichen kann, wenn es ZWINGEND und damit notwendigerweise vorgängig auf seiner jeweiligen Verstehbarkeit abgestützt wird und demzufolge die Handlung anschliessend auch von einer hohen (persönlichen) Bedeutsamkeit/Sinnhaftigkeit begleitet wird im «mentalen Setting» des jeweiligen Gehirnbesitzenden… (bei beso. Interesse siehe sein Konzept «sense of coherence»!

 

Die gegenseitig und umseitige Verstehbarkeit ist der Schlüssel zur Lösung vieler (der meisten) Konflikte – auch des Rassenkonfliktes schlussendlich.

Wählen wir also nicht primär die linear spaltenden Links-Rechts-Zuschreibungen oder andere politisch süffig anmutende Konzeptionen der Spaltung und Schuldzuweisung, sondern versöhnende Gesten des aufeinander- zu-gehen-wollens. Der Wille zum Sinn (sensu Frankl) als Chance, den Teufelskreis durchbrechen zu wollen und damit der Einsicht Nachdruck zu verleihen, dass wir alle gleicher sind, als wir uns vielleicht bisher einzugestehen vermögen.

Was man als einziges mit grosser «Sicherheit» sagen kann ist, dass es überall anständige und unanständige Menschen gibt - alle anderen Versuche einer zuschreibenden Typologie verlaufen früher oder später «im Sande» im Sinne eines billigen Psychologismus, Soziologismus oder auch Biologismus…

 

Es sollen sich alle Anständigen mit Beharrlichkeit durchsetzen, um der trügerischen Banalität, der grassierenden Dumm- und Billigkeit sowie Naturfeindlichkeit keine Chance zu geben!

Dies ein paar Gedanken in nicht abschliessender Form.

Ich wünsche allen einen schönen Sommerfeierabend! 


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