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Das Ausmass der Pandemie hätte verhindert werden können - Frühe Warnungen wurden ignoriert

DMZ – INTERNATIONAL ¦ AA ¦

 

Sechs Monate nach ersten Meldungen über das neue Coronavirus im chinesischen Wuhan – und weltweit inzwischen mehr als 10 Millionen Infektionen – ist die Pandemie nach Einschätzung der Weltgesundheits-organisation (WHO) noch lange nicht beendet. 500’000 Todesfälle sind die Folge von ignorierten Warnungen und nicht gewappnet sein vieler Staaten. Auch die WHO machte grobe Fehler. Schon Ende Januar fand eine Münchner Forschergruppe heraus, dass Covid-19-Patienten in der Inkubationszeit infektiös sind. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie sofort in einer Fachzeitschrift. Doch statt die Warnung ernst zu nehmen, spielten die Gesundheitsorganisationen sie herunter.

 

Verantwortlich für das Ausmass der Corona-Pandemie sind nach Tedros' Einschätzung Versäumnisse bei der Umsetzung grundlegender Gegenmassnahmen sowie eine mangelnde Einheit innerhalb und zwischen Ländern. «Das Schlimmste wird noch kommen», sofern dieses politische Problem nicht angegangen werde, sagte der WHO-Chef. «Deshalb müssen wir unsere Kräfte bündeln und dieses gefährliche Virus gemeinsam bekämpfen.» Aber er verschweigt, dass vor allem auch die WHO viele Fehler gemacht hat und eine grosse Mitverantwortung für die grassierende Pandemie trägt. Machtspiele, Verschleierung, Täuschung und mehr ging von der WHO aus, teilweise sogar noch heute. Stattdessen stürzen sich die meisten Wissenschaftler auf Rothes und Hölschers Bericht. So teilte das schwedische Gesundheitsamt auf seiner Webseite mit, dass es „keine Beweise dafür gebe, dass Menschen bereits in der Inkubationszeit infektiös sind“. Und das französische Gesundheitsamt erklärte: „Eine Person ist erst dann infektiös, wenn sie Symptome hat“.

Selbst die Epidemiologin Sylvie Briand von der Weltgesundheitsorganisation WHO twitterte: „Eine Studie, die behauptet, dass das Coronavirus von Menschen ohne Symptome übertragen werden kann, war falsch“.

Und selbst vier Wochen nach Veröffentlichung des Berichtes am 27. Februar sagte Maria van Kerkhove, Mitglied des WHO-Nothilfekomitees und Leiterin des Referates für neu auftretende Krankheiten und Zoonosen, dass man sich nicht grossartig sorgen müsse vor den „stillen Verbreitern“: „Es passiert selten, aber es ist möglich. Aber es ist sehr selten.“ Daran hält die WHO auch noch immer fest.

 

Aktuell gibt es weltweit mehr als zehn Millionen Corona-Infizierte (Stand 29. Juni), und mehr als 500.000 Menschen sind bereits in Folge des Virus gestorben. Camilla Rothe, stellvertretende Leiterin der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin am LMU-Klinikum München, hatte den neuartigen Erreger Sars-CoV-2 am 27. Januar zum ersten Mal bei einem deutschen Patienten identifiziert. Zu diesem Zeitpunkt glaubten die meisten Wissenschaftler noch, dass nur Patienten mit Symptomen infektiös sind. Rothe und ihr Forschungsteam indes zweifelten daran. Denn nach ihren Beobachtungen könnte der Erreger durchaus in der Inkubationszeit weitergegeben werden, noch bevor sich erste Symptome zeigen. Sofort teilte Rothe ihre Erkenntnisse ihrem Chef Michael Hölscher mit, der sich wiederum an die Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“ (NEJM) wandte. „Wir halten unsere Beobachtungen für ausserordentlich wichtig“, soll er nach Angaben der „New York Times“ geschrieben haben.

Schon am 30. Januar veröffentlichten Hölscher, Rothe und ihr Team dann ihren Bericht in der NEJM.

 

Auch RKI zweifelte Erkenntnisse von Münchner Forschern an

Das Robert-Koch-Institut (RKI), das laut der „New York Times“ zweimal selbst mit der Frau telefoniert hatte, monierte, dass diese durchaus Symptome gehabt habe, sie aber nicht als Anzeichen einer Covid-19-Infektion erkannt hatte – und kritisierte damit, dass der Bericht des Münchner Forschungsteams unsauber formuliert sei.

Doch der eigentliche Konflikt sei ein anderer gewesen: Mit der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse sind die Münchner Experten einer anderen deutschen Forschergruppe um nur drei Stunden zuvorgekommen.

 

Bericht bleibt weitgehend unberücksichtigt

Kurz nach der Veröffentlichung des Berichtes des Münchner Teams soll Hölscher demnach einen Anruf von Andreas Zapf, Leiter des LGL, bekommen haben. Dieser soll ihm gesagt haben, dass man „in Berlin sehr verärgert über diese Veröffentlichung ist“. Man wünsche sich, dass der Bericht entsprechend neu formuliert werde und die Namen der Münchner Experten ersetzt würden durch die der zweiten Gruppe. Hölscher lehnte ab. Unglaublich und untragbar solche Machenschaften.

 

 

 

Quelle:

  • https://www.aa.com.tr/en/latest-on-coronavirus-outbreak/6-months-on-who-chief-says-covid-19-is-far-from-over/1894011
  • https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMc2001468
  • Rothe C, Schunk M, Sothmann P, et al. Transmission of 2019-nCoV infection from an asymptomatic contact in Germany. N Engl J Med. DOI: 10.1056/NEJMc2001468
  • https://www.rki.de/DE/Home/homepage_node.html
  • https://www.nytimes.com/

 


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