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Uigurische Frauen: Zwangssterilisierungen und Abtreibungen

DMZ – SOZIALES/LEBEN ¦ Patricia Jungo ¦ 

 

In China wird der Vorwurf laut, man schränke mittels Zwangsmethoden das Bevölkerungswachstum der Uiguren und anderer Minderheiten ein. Eine diesbezügliche Meldung der Nachrichtenagentur AP basiert auf Akten sowie Berichten uigurischer Frauen. So sollen Sterilisierungen, Empfängnisverhütung und Abtreibungen als Mittel eingesetzt werden, um Nachwuchs zu verhindern.

 

Nigel Adams ist in der britischen Regierung für Asienbelange verantwortlich und erklärt, die allgemeine Menschenrechtslage in Xinjiang bereite seiner Regierung ernsthafte Sorgen. Mehr als eine Million uigurischer Muslime und anderer Minderheiten seien in politischen Umerziehungslagern unrechtmässig inhaftiert.

 

Des Weiteren komme es systematisch zu Beschränkungen der uigurischen Kultur, der Ausübung des Islam und zu Überwachungen, die stark in die Privatsphäre von Minderheiten eingreifen würden. In der Region Xinjiang leben nun fast genauso viele Han-Chinesen wie Uiguren. Grund dafür ist die chinesische Siedlungspolitik. In der Region kommt es seit Ende der 1980er Jahre immer wieder zu Unruhen, deren Grund oft die Unabhängigkeitsbestrebungen in Teilen der uigurischen Bevölkerung sind. Im Jahre 2016 veröffentlichte Nele Noesselt, Professorin für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt China/Ostasien an der Universität Duisburg-Essen ein Buch namens „Chinesische Politik: Nationale und globale Dimensionen“.

 

Darin schreibt sie, dass es immer wieder Berichte über die Spannungen und Konflikte zwischen Han-Chinesen und den nationalen Minderheiten, insbesondere den Tibetern und Uiguren gebe. Die Frage, inwieweit es sich dabei eher um ethnische, möglicherweise auch religiös inspirierte Konflikte handle oder aber um sozio-ökonomische sei jedoch nicht geklärt.

 

 

Quelle:

  • euronews±
  • https://www.uni-due.de/politik/noesselt.php
  • „Ostturkestan“ (oder die neuere politische Herrschaft widerspiegelnd: „Chinesisch-Turkestan“) war der gebräuchliche Name für die ausgedehnte Berg-, Wüsten- und Oasenregion östlich und nördlich des Tien-Shan-Gebirges sowie östlich und nördlich des Pamir- und Kunlun-Gebirges, die das Tarim-Becken und die Region Dsungarei im Norden einschließt. (Quelle: W. Barthold-[C. E. Bosworth]: Turkistan. In: P. J. Bearman, Th. Bianquis, C. E. Bosworth, E. van Donzel & W. P. Heinrichs (Hrsg.): The Encyclopaedia of Islam. New Edition. 10 („T-U“). Brill, Leiden 2000, ISBN 90-04-12761-5, S. 679–680.). Obwohl die Bezeichnungen „Ostturkestan“ und „Chinesisch-Turkestan“ auch für ganz Xinjiang benutzt werden, bezieht sich der Begriff „Chinesisch-Turkestan“ im eigentlichen Sinne nur auf das Tarim-Becken. (Quelle: Larry W. Moses: Uygur. In: Richard V. Weekes (Hrsg.): Muslim Peoples: A World Ethnographic Survey. 2. Auflage. 2 („Maba - Yoruk“). Greenwood Press, Westport/Connecticut 1984, ISBN 0-313-24640-8, S. 830–833.) Während die Bezeichnung „Ostturkestan“ seit dem 19. Jahrhundert in der Wissenschaft gebräuchlich ist und sich bisweilen auch auf westlich ans heutige Xinjiang angrenzende Gebiete ausdehnt, ist die uigurische Entsprechung Shärqiy Türkistan für die uigurisch geprägten Landesteile, aus denen die uigurische Bevölkerung der Provinzhauptstadt Ürümqi zu großen Teilen stammt, in China aus politischen Gründen verboten. (Quelle: Paula Schrode: Islam und religiöse Praxis in Ostturkestan. (Nicht mehr online verfügbar.) tethys.caoss.org (Tehtys – Central Asia Everyday), 12. April 2008, archiviert vom Original am 15. April 2015; abgerufen am 26. Mai 2020.).
  • Obwohl der Name Hui eine Ableitung vom Namen Uigure ist, bezeichnet er ein Volk, das ethnisch eher den Han-Chinesen als den Turkvölkern zuzuordnen ist und zum größten Teil außerhalb von Xinjang lebt. (Quelle: Cyril Glassé: The concise encyclopædia of Islam: Revised edition. Stacey International, London 2001, ISBN 1-900988-06-2, S. 480.). Aufzeichnungen aus der Dynastie der Nördlichen Song erwähnen den Namen Hui als Kurzform der Gruppe Huihui, den Vorfahren der heutigen Uiguren. Dagegen erhielten die Hui ihren Namen nicht aufgrund von Abstammung, sondern weil sie als Muslime eine ähnliche Religion wie die ebenfalls muslimischen und Huihui genannten Vorfahren der Uiguren hatten. Als Vorfahren der Hui vermutet man hingegen arabische, persische und mongolische Einflüsse. (Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 293.)
  • In Bezug auf die Antike findet der Name „Uiguren“ oft Verwendung, um die turksprachigen Zentralasiaten, die zur Bewirtschaftung der Oasen um diese herum sesshaft wurden und Städte gründeten, von den Stammesföderationen der Gök-Türken und Oğuzen zu unterscheiden, die größtenteils nomadisch blieben. (Quelle: Barbara A. West: Encyclopedia of the peoples of Asia and Oceania. Facts On File / Infobase Publishing, New York 2009, ISBN 978-0-8160-7109-8, S. 848.) Nachdem die Göktürken („Himmelstürken“) in einer ersten Phase (682–742) noch frei durch die mongolische Steppe gestreift waren, wurde in der darauffolgenden Phase (742–840) die Sedentarisation durch Heirat der Vornehmen mit chinesischen Frauen und der Handel mit China über Kamel-Karawanen eingeleitet. Nachdem die Uiguren Stadtbewohner, Kaufleute und Osasenbauern geworden waren, verlor die Steppe mit der Zeit an Bedeutung und die als heilig verehrte yayla (Sommerweidegebiet der Nomaden in den Hochländern und Gebirgen) von Otüken wurde von Kirgisen in Besitz genommen. Xavier de Planhol: Kulturgeographische Grundlagen der islamischen Geschichte (= J. van Ess [Hrsg.]: Die Bibliothek des Morgenlandes - Gegründet von G. E. von Grunebaum). Artemis, Zürich & München 1975, ISBN 3-7608-4522-3, S. 23 f. (französisch: Les fondements géographiques de l'histoire de l'islam. Paris 1968. Übersetzt von Heinz Halm).

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Auf die Bezeichnung „Uiguren“ als Ethnonym beziehen sich erstmals die Chinesen während der Han-Dynastie. Auch Chroniken, die von der Nördliche Wei-Dynastie im dritten Jahrhundert v. Chr. erstellt wurden, sowie die Tang (618–907) und von die Song (960–1279) sprachen von Uiguren. Während die Tang sich im 7. Jahrhundert klar auf die Vorfahren der heutigen Uiguren beziehen, gibt es noch immer einige Diskussionen über die Erwähnungen durch die Han und die Nördlichen Wei, ebenso wie über die griechischen und iranischen Quellen vor unserer Zeitrechnung.

Frühe Berichte zur Geschichte der Uiguren stammen aus der Zeit, in der der Clan der Aschina in das Gebiet der Tang-Dynastie floh. Dort formierte sich unter dem Hauptclan der Yaġlarkar das spätere Volk der Uiguren. Ihr Machtbereich umfasste damals weite Teile des südlichen Xinjiang und des heutigen Gansu. Sie waren wohl ein Stammeszusammenschluss verschiedener Steppenvölker, der sowohl Angehörige mongolischer sowie türkischer Herkunft in sich vereinte. Dabei setzte sich schließlich innerhalb dieser Stammesverbindung eine Turksprache durch.

Im Jahre 647 wurden die uigurischen Siedlungsgebiete durch Tang-China besetzt und zum Generalgouvernement Hanhai reorganisiert. Man zählte nun die Uiguren von Seiten Tang-Chinas zu den „zivilisierten Völkern des Reiches“.

742 wurden sie im Verbund mit den Tiele erwähnt. Zusammen mit dem Stamm der Basmıl und der Karluken rissen sie die Macht im östlichen Göktürkenreich an sich. Sie wurden auch in den alttürkischen Orchon-Inschriften erwähnt. Innerhalb der Stammesföderation der Tiele wurden sie auch mit dem Stammesbund der Tölös in Verbindung gebracht, und von Seiten der Tang-Chinesen wurden die Uiguren als Teil der Gaoche angesehen, die einst einen Teil der südlichen Xiongnu (Hunnen) bildeten. Dort bezeichnete sich ein Teil als Ogusen, bzw. als Toquz oġuz, Stamm der „neun Klane“. Einer dieser „neun Klane“ waren die Uiguren, die ihrerseits in die sogenannte On uyġur zerfielen und die einen Zusammenschluss aus zehn Stämmen bezeichneten.

 

Zwei uigurische Männer aus der Stadt Turpan

Schließlich bezeichneten auch chinesische Quellen die Uiguren als 九族 Jiǔzú, was man mit „neun Stämme“ übersetzen kann. Es war wohl offensichtlich eine Übernahme des Ethnonyms Toquz oġuz (dt. „Neun Stammesverwandte“) der muslimischen Quellen, mit denen diese die Uiguren bezeichneten.


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