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Es wird wohl nie mehr Grossveranstaltungen geben

DMZ – KULTUR / Walter Fürst ¦

KOMMENTAR

 

Eine Grossveranstaltung ist eine besondere Form der Veranstaltung. Nach den Leitlinien  liegt sie vor, wenn mindestens 100.000 Besucher erwartet werden, mehr als 5.000 Besucher gleichzeitig auf dem Gelände sind oder ein besonders erhöhtes Gefährdungspotenzial vorliegt. Es gibt jedoch keine einheitliche Definition. Ist das geplante Ereignis eine Grossveranstaltung, werden besondere Anforderungen an den Veranstalter gestellt. So sind bereits in der Planung mehr Partner einzubinden und die Behörden verlangen, dass für einzelne relevante Abläufe Konzepte erstellt werden.

 

So gesehen haben Grossveranstaltungen auch bisher keinen Sinn ergeben, ausser, dass die Verdienstmöglichkeit des Veranstalter dadurch gesteigert werden kann (klappt nicht immer) und das Gefahrenrisiko für Mensch und Natur erheblich und unnötig in die Höhe getrieben wird.

 

Dabei macht natürlich die Art der Veranstaltung keinen Unterschied (Sport, Religion, Armee, Freizeit, Musik, Show usw.). Dass es Fussballspiele, Musikfestivals und andere Veranstaltungen mit Massenpublikum in der Schweiz bis über diesen Sommer hinaus nicht geben wird steht fest. Wieso, dass nach Covid-19 (sollte es denn ein "Nach" geben) die Veranstaltungen erneut so riesig ausgerichtet werden sollten, macht aktuell keinen Sinn. Im Moment sind neue Konzepte gefragt, wo die Sicherheit des Menschen auch wieder in den Vordergrund tritt. Grossveranstaltungen sind sinnlos und gefährlich, in jeder Hinsicht. Waren sie schon vorher.

 

Bisher gingen Veranstalter davon aus, dass ab diesem Herbst ein weiteres Stück "Normalität" zurückkehrt. Bitte nicht wieder die alte Normalität. So vieles lag im Argen - das können wir doch wirklich alle viel besser. Wir müssen aufbrechen in neue Gefilde. Neue Ideen sind gefragt, müssen ausgearbeitet werden. Viele Veranstalter machen es bereits die Tage vor, wie man es richtig macht und auf Gefahren verzichtet und auf Qualität setzt. Noch bis Ende August sind Anlässe mit über 1000 Teilnehmern aufgrund der Corona-Pandemie ohnehin verboten. Bei der aktuellen Entwicklung wäre es fahrlässig von einer weiteren Lockerung zu sprechen. Im Gegenteil. Die Schrauben müssen angezogen werden und angezogen bleiben, es sei denn wir wollen in eine Katastrophe schlittern.

 

Zur aktuellen Lage in der Schweiz

Um die aktuelle Lage in der Schweiz einschätzen zu können, lassen sich verschiedene Datenpunkte heranziehen. Oft werden dafür die täglich gemeldeten Neuinfektionen zitiert. Auf den Tag herunter gebrochen sind sie aber wenig aussagekräftig, da sie starken Schwankungen unterworfen sind – und oft noch Fälle nachgereicht werden. So meldet das BAG täglich weitere Fälle für die Vortage nach. Es empfiehlt sich deshalb, den Fokus auf den 7-Tages-Schnitt zu richten. Dieser zeigt einen klareren Trend, wie sich die Infektionszahlen entwickeln. In den letzten Tagen ist der Wert der Fallzahlen stetig gestiegen. Eien Entwarnung ist in weite Ferne geraten. Es wird keine Grossveranstaltungen mehr geben können in der Schweiz und auch sonst nirgends, ausser eine Regierung will weiterhin die Verantwortung für die Katastrophe übernehmen, statt endlich einen Riegel zu schieben. Die Hotspots sind klar, die Herde gefunden. Diese gilt es nun zu vermeiden. Aktuelle Fallzahlen sind so hoch wie letztmals Anfang April.

 

Rahmenbedingungen, Gesetze, Anpassungen

Der Bundesrat kann und darf das Verbot für Grossanlässe wie Konzerte oder Fussballspiele mit tausenden Zuschauern nicht aufheben. Stattdessen müssen Richtlinien und Gesetze für die kommenden Jahre geschaffen werden, die es den Betrieben ermöglicht, in Zukunft wieder von ihrer Tätigkeit leben und existieren zu können. Veranstalter von Grossveranstaltungen nun hinzuhalten mit der leisen Hoffnung, dass es vielleicht in ein paar Monaten oder Jahren wieder möglich sein wird Veranstaltungen dieser Grösse durchzuführen, ist illusorisch. Der Bundesrat erwäge, die 1000-Personen-Limite bis März 2021 zu verlängern, verriet Patrick de Preux, Präsident des Lausanne HC, am Dienstag an einer Medienorientierung, was prompt wieder verbindliche Erwartungen generierte.

 

Gravierende Folgen für Veranstalter

Während die einen sich um die Sport- und Eventbranche sorgen, sprechen sich andere klar für ein Verbot von Grossveranstaltungen bis mindestens 2021 aus. Die Befürworter von lang andauernden Veranstaltungsverboten sind jedoch klar in der Minderheit. Aber auch diese werden sich anders orientieren müssen, da die Durchführung von Grossveranstaltungen einfach nicht mehr realistisch ist, in vielerlei Hinsicht. Veranstaltungen wird es immer geben, das haben auch die letzten Monate gezeigt, nur eben in einer neuen und realistischen Form. Spätfolgen, die einige Unverbesserliche ins Feld führen, werden Einschränkungen auf deren Psyche sicherlich nicht haben. Es verschwinden nur Veranstaltungen, die nicht mehr durchgeführt werden können.

 


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