· 

Prof. Dr. Pietro Vernazza mit weiteren wirren "Vorschlägen"

Infektiologe Pietro Vernazza
Infektiologe Pietro Vernazza

DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Walter Fürst ¦

KOMMENTAR

 

Unlängst sagte der Infektiologe Pietro Vernazza der «Sonntagszeitung»:

"Wenn ich aus Angst vor Corona mit allem aufhöre, was mir Freude bereitet, ist das für mich kein lebenswertes Leben mehr." Herr Vanazza muss in der Tat ein eingeschränktes Leben haben, dass er zu so einer Aussage kommen kann.  Aktuell fühlt sich eine verschwindend kleine Minderheit eingeschränkt in ihrem Tun und Lassen. Alle anderen bewegen sich nahezu uneingeschränkt und haben Zugriff auf praktisch alle Leistungen. Es sind also Jammeris, die kleinen blassen Dunst vom Leben haben, wo Einschränkung, Pflicht, Mangel und Ungerechtigkeit vorherrschen, die laufend über alles und jeden motzen. Einschränkung geht anders. Deshalb dann eine Vielzahl an Mitmenschen riskieren und sterben lassen, nur weil man eine "Durchseuchung" besser fände ist ethisch schlicht nicht tragbar.

 

Begründungen wie: „Selbst bei einer hohen Sterberate wie jener in Italien wäre der weit überwiegende Teil der Bevölkerung dann vor dem Virus sicher. Der grösste Nutzen für die grösste Menge wäre gewährleistet.“, sind in jeder Hinsicht grober Unfug. Wenn 60 % der Bevölkerung infiziert werden müssen, um eine Herdenimmunität herzustellen, ist nicht der „weit überwiegende Teil der Bevölkerung“ vor dem Virus sicher. Des Weiteren würde die Überlastung des Gesundheitswesens während einer schnellen Durchseuchung mehr und nicht weniger Sterbefälle kosten als bei einer „Flatten the curve“-Strategie, wie sie Deutschland, der Schweiz und andere Länder verfolgen. Man würde zudem auch noch darauf verzichten, dass man eventuell schon vor einer Durchseuchung von 60 % der Bevölkerung eine Impfung hat, wenn man die nötige Zeit durch eine „Flatten the curve“-Strategie gewinnen kann.

 

Der Chefarzt Infektiologie, Kantonsspital St. Gallen sagt weiter, das Virus sei weniger gefährlich als gemeinhin vermutet. Nach neuesten Erkenntnissen könne davon ausgegangen werden, dass nicht 30'000 bis 100'000 Menschen in der Schweiz an Corona sterben werden. Ausserdem könnte die Epidemie früher abklingen als bisher angenommen. Solche Äusserungen sind nicht nur unprofessionell, sondern auch brandgefährlich. Zudem wohl kaum angebracht in Anbetracht der aktuellen verheerenden Lage in der Welt.

 

Die Idee dahinter: Junge sollen sich anstecken und werden danach möglicherweise immun. So können sie die gefährdeten Älteren nicht mehr anstecken. Ob aber diese Strategie erfolgreich ist, kann man erst in zwei Jahren beurteilen. Doch eine Durchseuchung der Bevölkerung ist keine Option im Kampf gegen das Coronavirus. Namhafte Infektiologen zweifeln daran. Auch die Schweizer Taskforce hat darüber diskutiert. Sieht aber gewichtige Gründe, die gegen eine Durchseuchung sprechen. So ist beispielsweise nicht klar, ob man nach einer Infektion tatsächlich immun ist. Weiter hat Sars-CoV-2 eine hohe Sterblichkeit. Sie ist fünf- bis zehnmal höher als bei der saisonale Grippe.


Meistgelesener Artikel

Jeden Montag wird jeweils aktuell der meistgelesene Artikel unserer Leserinnen und Leser der letzten Woche bekanntgegeben.


Unterstützung

Damit wir unabhängig bleiben, Partei für Vergessene ergreifen und für soziale Gerechtigkeit kämpfen können, brauchen wir Sie.


Mein Mittelland

Menschen zeigen ihr ganz persönliches Mittelland. Wer gerne sein Mittelland zeigen möchte, kann dies hier tun
->
Mein Mittelland



Ausflugstipps

In unregelmässigen Abständen präsentieren die Macherinnen und Macher der Mittelländischen ihre ganz persönlichen Auflugsstipps. 


Rezepte

Wir präsentieren wichtige Tipps und tolle Rezepte. Lassen Sie sich von unseren leckeren Rezepten zum Nachkochen inspirieren.


Persönlich - Interviews

"Persönlich - die anderen Fragen" so heisst unsere Rubrik mit den spannendsten Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern.


Kommentare: 0 (Diskussion geschlossen)
    Es sind noch keine Einträge vorhanden.