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Covid-19 - Aktuelle Lage

DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦

 

Heute berichten fünf Verantwortliche über die aktuelle Coronavirus-Situation in der Schweiz und stellen sich den Fragen der Journalisten.

  • Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, BAG/EDI
  • Sang-Il Kim, Leiter Abteilung Digitale Transformation, BAG
  • Michael Schöll, Vizedirektor Bundesamt für Justiz, EJPD
  • Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, BAG
  • Mike Schüpbach, stellvertretender Sektionsleiter Rechtsbereich 2, BAG

Kompetenz bleibt bei den Kantonen

Einige Kantone würden befürchten, dass sie den steigenden Fallzahlen in gewissen Ausbruchsgebieten nicht mehr gewachsen seien, betont Mathys. «Wir müssen uns bewusst sein, dass die Reserven, die vorliegen, um das Contact Traicing nachvollziehen zu können, nicht unbegrenzt sind.»

Die Konferenz der Gesundheitsdirektoren habe vor wenigen Tagen eine Empfehlung herausgegeben, dass die Kantone Massnahmen treffen sollten, wenn sich die Lage regional verschärf, so Mathys. Dieses Vorgehen bewähre sich.

 

«Wir können nicht sagen, welcher Lockerungsschritt zu welchem Anstieg führt»

«Wir gehen davon aus, dass der Anstieg der Fallzahlen auf die verschiedenen Lockerungsschritte zurückgehen. Wir können aber nicht sagen, welcher Lockerungsschritt auf welchen Anstieg zurückzuführen ist», sagt Mathys. In Bezug auf die Maskentragpflicht im ÖV könne er sagen: Je nach Verkehrsbetrieb werde die Weisung zwischen 80 Prozent und 100 Prozent befolgt.

 

«Mobilität ist wieder auf dem Stand vor der Pandemie»

Das Vollzugsmonitoring publiziere man regelmässig, sagt Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit. «Ziel dieses Berichtes ist es, eine Übersicht über den Verlauf der Pandemie zu erhalten und zu sehen, welchen Erfolg die Massnahmen am Schluss haben.»

Der neueste Bericht bezieht sich auf den Zeitraum Juli. Die Mobilität in der Schweiz nehme weiter zu. «Inzwischen sind wir auf einem Niveau angelangt, das mit der Situation vor der Pandemie vergleichbar ist», sagt Mathys.

 

Die weltweite Pandemiewelle steigt

Mathys warnt vor der weltweiten Lage. Es gäbe bisher weltweit knapp 700'000 Todesfälle. «Es zeigt deutlich, dass die Pandemiewelle weltweit nicht am abflachen ist, sondern am zunehmen.» Die Weltgemeinschaft sei gefordert.

 

Eine leichte Stabiliserung, aber kein Grund, zurückzulehnen

«Wir haben letzte Woche zweimal die Grenze von 200 Fällen überschritten», sagt Patrick Mathys. Diese Woche sei das zum Glück nicht der Fall gewesen. Damit sei die Positivitätsrate gestern bei 2.2 Prozent gelegen, das sei eine leichte Stabilisierung. «Aber das ist kein Grund, sorglos zu werden und zurückzulehnen. Die Kantone sind gefordert, wachsam zu sein.»

 

Spanien auf der Risikoliste

Obwohl das BAG eigentlich monatlich die Liste aktualisieren wollte, habe man dies schon früher getan. Die neue Verordnung mit der Länderliste werde am Samstag, um 00:00 Uhr in Kraft treten. «Das Wichtigste ist: Spanien ist auf der Liste», so Mathys. Sie hätten aber zwei Regionen ausgenommen, die kanarischen und die balearischen Inseln, für diese gilt keine Quarantäne. Es sei das erste Mal, dass sie eine solche Unterteilung in einem Land gemacht haben.

Nicht mehr auf der Liste sei Russland, Aserbaidschan und die Vereinigten Arabischen Emirate.

 

Schwangere ab sofort auf Liste besonders gefährdeter Personen

Schwangere kommen ab sofort ab die Liste der Risikogruppen, so Mathys. Der Grund sei einfach: Die Wahrscheinlichkeit eines schweren Krankheitsverlaufs sei für Frauen desselben Alters, die nicht schwanger sind, erhöht.

 

Belgien behält Kanton Genf auf der Risikoliste

Belgien hatte in den letzten Tagen Teile der Schweiz – namentlich Genf, Waadt und Wallis – auf die rote Liste von Risikoländern gesetzt.

«Es hat sich jetzt gezeigt, dass die Kantone Wallis und Waadt nicht mehr in der Kategorie der Reisewarnungen auftaucht. Der Kanton Genf bleibt aber auf dieser roten Liste», so Mathys.

 

Niemand soll aus Angst vor Erwerbsausfall die Quarantäne nicht einhalten

Für den Bundesrat sei entscheidend, dass die Quarantäne eingehalten wird. Niemand soll aus Angst arbeiten gehen, wenn er aus einem Risikoland zurückreise, sagt der Vizedirektor des Bundesamts für Justiz, Michael Schöll. «Spezifisch habe der Bundesrat deswegen entschlossen, dass der Corona-Erwerbsersatz auch für die unverschuldete Quarantäne gelten soll. Er gilt maximal 10 Tage und es muss ein Gesuch gestellt werden.»

 

Gerichtlich ist Lohnfortzahlung nicht geklärt

Als Nächstes gibt Michael Schöll, Vizedirektor des Bundesamtes für Justiz, zum Arbeitsrecht Auskunft. Im Grundsatz gelte: «Wer in Quarantäne ist, der muss zu Hause bleiben.»

Es gebe verschiedene Standpunkte bezüglich Anrecht auf eine Lohnfortzahlung. Es gelten jedoch zwei Punkte. «Die Arbeitsfindung muss in der Person des Arbeitgebers liegen. Und wenn die Quarantäne unverschuldet ist, besteht ein Anrecht auf Lohnfortzahlung. Gerichtlich geklärt ist die Frage aber nicht», sagt Schöll.

 

BAG erhofft sich mehr Daten zu Ansteckungsorten

Die Anzahl der isolierten und der sich in Quarantäne befindlichen Personen werde täglich ausgewiesen, sagt Sang-Il Kim. «Mit den neuen Datensätzen erhoffen wir uns, viel mehr Informationen zu haben – auch über den Ansteckungsort.»

 

Transitreisende müssen nicht in Quarantäne

Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit, betont einmal mehr, dass man kurz vor dem Abschluss eines Kaufvertrags für einen Impfstoff mit der Firma Moderna stehe. Mehr könne er dazu aber nicht sagen.

«Alle Transitgäste, die sich nicht länger als 24 Stunden in Spanien aufhalten, müssen zudem nicht in Quarantäne», beantwortet Mathys eine weitere Frage eines Journalisten. Die Überwachung der Personenströme sei nicht ganz einfach.

 

Neues IT-System für Contact Tracing

Ein IT-System für das Contact Tracing hat der Bund in den letzten Monaten mit den Kantonen aufgebaut. «Das Tool heisst Sormas, damit kann das Contact Tracing unterstützt werden. Bisher wurde mit Excel oder kleineren Tools gearbeitet», sagt Sang-Il Kim. Mit solch einem IT-System habe man eine viel bessere Skalierbarkeit und einen besseren Datenschutz. Die Auswertbarkeit werde auch automatisch möglich sein.

 

App-Datensätze sollen einheitlicher verfügbar sein

Im Juli habe man in einer Phase 1 einen einheitlichen Datensatz erarbeitet, der die Datenerfassung der Kantone vereinheitlichen soll. In der Phase 2 im Juli habe man die digitalen Transportkanäle dafür fertiggestellt, so Kim.

Nun werden wir diese Exportschnittstellen fertigstellen, sodass diese Datenlieferungen möglich werden. «Der Datenaustausch vom Contact Traicing zum Bundesamt für Gesundheit soll dann ab September gewährleistet sein.»

 

Prototypen für internationalen Datenaustausch vorhanden

Sang-Il Kim, Leiter Abteilung Digitale Transformation, betont, dass sie auf gutem Weg sind, die Covid-App auch über die Ländergrenzen hinaus funktionstüchtig zu gestalten. «Wir sind immer noch unterwegs mit dem internationalen Datenaustausch. Aber es gibt mittlerweile Prototypen, wie wir es umsetzen wollen mit den Nachbarstaaten.» Es gäbe aber noch einige politische Hürden.

 

Wirksamkeit der SwissCovid-App verbessern

Sang-Il Kim, Leiter Abteilung Digitale Transformation beim BAG spricht zur SwissCovid-App.

Stand heute hätten etwa 25 Prozent der Bevölkerung die SwissCovid-App heruntergeladen. Damit sei man noch nicht zufrieden, man wolle mehr, betont Kim.

«Wir wollen zudem die Wirksamkeitsmessungen der Tracing-App verbessern, das ist aber nicht ganz einfach derzeit.»

 

Menschliche Fehler könnten vorkommen

Ein Journalist weist nochmals auf die Fehlinformation des BAG zu den Ansteckungsorten hin. Das BAG teilte am Freitag mit, dass die meisten Ansteckungen in Clubs, statt in Familien geschehen würden.

«Wir werden in Bezug auf unser Qualitätsmanagement weiterhin Zahlen zur Verfügung stellen. Das war eine normale Medienanfrage. Es ist eine Datenbankabfrage gewesen, bei der eine Zuordnung zu Kategorien falsch gelaufen ist.»

Mathys spricht von einem menschlichen Fehler. «So etwas kann vorkommen. Sobald wir es gemerkt haben, haben wir die Zahlen entsprechend korrigiert. Derart offensichtlich war der Fehler aber nicht», betont er. Er habe die Zahlen selber freigegeben.

 

«Wir wissen nicht, wie viele Schweizer zurzeit in Spanien sind»

Ein Journalist fragt, ob es grobe Schätzungen gäbe, wie viele Personen der Schweiz sich momentan in Spanien aufhalten. «Wir haben einerseits eine grosse Schweizer Gemeinschaft, die in Spanien lebe. Andererseits haben wir keine Hinweise darauf, wie sich der Tourismus sich entwickelt hat mit den Reisewarnungen.» Er wisse nicht, wie viele Schweizer Bürger die Quarantäne betreffe.

 

Warum gerade der Impfstoff von Moderna?

Ein Journalist fragt, warum gerade der Impfstoff von Moderna der Impfstoff der Wahl sei, es gäbe noch eine Handvoll mehr. Mathys weicht aus: «Bis wir unterschriftsreife Verträge haben, möchte ich nichts weiter zu den Überlegungen sagen.» Es gehe auch um eine Versorgungssicherheit. «Mit Moderna hat man eine Firma, die in der Schweiz beteiligt ist.» Sobald man mit den Veträgen fortgeschritten sei, werde man hier mehr kommunizieren.

 

Quelle BAG / SRF


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