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Veras Gedanken im September

DMZ – Veras Gedanken ¦ Vera Kaa ¦

 

Über die Fehlerkultur

Neulich sassen wir mal wieder in einem der chinesischen Restaurants, wo man immer dann hingeht, wenn's schnell gehn muss. Einfache Frühlingsrollen zur Vorspeise ... na ja.....es war kein Vergnügen ....wir nahmen uns dann vor, sowas nicht mehr zu machen, da in diesen Zeiten ein Restaurantbesuch ja nicht mehr so selbstverständlich ist. So doch ein bisschen frustriert, wollten wir zahlen...da kam der Chef an unseren Tisch und entschuldigte sich für die ( in seinen Worten ) unakzeptablen Frühlingsrollen, die klar falsch gemacht worden seien. Er bestand darauf, dass wir nur die Hälfte des Rechnung zahlen müssten, gab uns noch 2 Bier mit, und einen Happen Curry, das neu auf die Speisekarte käme und wir redeten noch so über dies und das, auch wie wichtig es ist gradzustehn für Fehler....ein richtig gutes Gespräch....Freundlichkeit und ein versöhnendes Lächeln zum Abschied.

Ich war irgendwie baff und etwas in mir wurde leichter. So einfach war's...Fehler passieren, es wird nichts vertuscht, darüber geredet und fertig...Die Gedanken zum Lockdown und die daraus entstehenden Folgen kreisten dann im Kopf und ich begann nachzudenken: Wieviel lieber würde ich jetzt meine Maske tragen, wenn Herr Koch stellvertretend fürs BAG hingestanden wär und klar gesagt hätte: Leute da draussen, wir haben im Moment zu wenig Masken, wir wissen auch noch zu wenig...wir haben den Pandemieplan zu lang nicht genügend umgesetzt. Aber wir bleiben dran, machen das Beste draus....gebt uns Zeit.

Soviel lieber wär's mir, wir würden informiert werden, was alles so schiefgelaufen ist. Ich würd's akzeptieren mit offenem Herz. Denn da glaube ich, liegt ein grosses Problem in der verhassten Maskenpolitik. Man glaubt doch nicht mehr alles, wenn's mal so und dann wieder ganz anders ist. Ich weiss noch am Anfang des Lockdowns ging ja eine grosse Solidaritätswelle durchs Land und ich war beeindruckt, wie souverän der Bundesrat das Heft in die Hand nahm...Und dann die Worte, vor allem von Frau Sommaruga: WIR LASSEN NIEMADEN IM STICH!!! Ich höre sie noch jetzt. Und jetzt müssen Kmu‘s und Kulturschaffende, kleinste Betriebe kämpfen, dass nicht der totale finanzielle Ruin droht, dass es irgendwie weitergeht. Und zugleich sollen Milliarden für Kampfflugzeuge, ohne mit der Wimper zu zucken, bereitgestellt werden. Ganz ehrlich: Ich liebe dieses Land (heute mehr als früher). Ich finde unsere Demokratie funktioniert...ich fühl mich priveligierter denn je, zu sagen, zu schreiben was ich denke...aber das ist jetzt schon grad sehr verwirrend. Wir sind doch jetzt in einer ganz anderen Situation als noch vor einem Jahr...Zuerst müssen doch jetzt die Bürger/ innen dieses Landes, die unter den Folgen dieser Krise leiden, versorgt werden mit dem, was versprochen wurde. Da können doch jetzt nicht neue Flugzeuge gegen mögliche Angriffe von aussen die Antwort sein, wenn die eigentliche omnipräsente Bedrohung von aussen ein Virus ist. Und ich stelle mir vor, wie der Bundesrat geschlossen hinstehn würde oder zumindest die sympatische Frau Amherd und sagen würde: Wir behalten die alten Flugzeuge und sorgen dafür, dass wir da alle ohne grossen wirtschaftlichen Schaden davonkommen...und dann schauen wir mal weiter. Wir wissen alle noch viel zu wenig über dieses klitzekleine Virus das der Welt den Atem nimmt. Seien wir solidarisch mit denen, die es hart treffen kann... tragen wir jetzt halt diese Masken. Irgendwann wissen wir dann, wieviel sie wirklich nützen und was es noch braucht, um die Situation in den Griff zu bekommen....

Ja, das würd mir gefallen, soviel Menschlichkeit, wie nur irgendwie möglich ...denn wir Menschen sind schon von Natur aus niemals perfekt. Deshalb ist eine gute Fehlerkultur unumgänglich. Gerade jetzt in dieser Zeit...

 

Vera Kaa, eine der vielseitigsten Sängerinnen der Schweiz, geboren in Luzern, seit 40 Jahren auf den Bühnen dieses Landes unterwegs...


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