Gedankensplitter: "Nichts ist so unterhaltsam wie der Streit über ein Buch, das nie geschrieben wurde."

DMZ – BILDUNG ¦ Daniel Birkhofer ¦

Ein kleiner Gedanken-Splitter zum heutigen Tag:

"Nichts ist so unterhaltsam wie der Streit über ein Buch, das nie geschrieben wurde."

(Hannah Arendt in: "Was heisst persönliche Verantwortung in einer Diktatur?"; Verlag Piper)

oder (von mir) adaptiert auf die aktuelle coronafixierte Zeit:

wenn viele (vielleicht fast alle...) über ein "Etwas" sprechen, wo sie nicht primär mit begründeten, belegten und damit konkreten Argumenten antreten können, ist klar, was der "Wert" von Meinungen darzustellen vermag... Meinungen sind weder richtig noch falsch, weder überprüfbar noch widerlegbar! Sie "helfen" höchstens, sein eigenes Weltbild, seine eigenen Überzeugungen "festigen" zu können und sich damit einer selbst auferlegten Veränderungsresistenz zu unterwerfen... Sie können zwar Sicherheit spenden, sind aber nie sicher... Höchstens pseudosicher.

Meinungen sind immer persönliche Überzeugungen und haben mit Fakten, Wissenschaftlichkeit oder Philosophie rein gar nichts zu tun, obschon sie sehr "ähnlich" anzuklingen vermögen, wenn man nicht genau genug hinschaut und -horcht...

Und plötzlich schlägt ein Blitz aus heiterem Himmel ein und erschüttert die liebgewordenen Meinungsbilder so richtig durch! Welche Meinung gilt nun eigentlich? Keine! Denn Meinungen haben keinen "Geltungsanspruch"; sie sind rein subjektiv und auf die eigene Person und ihre Situation zugeschnitten.

Meinungen sollen den eigenen Lebenskontext und -entwurf auf einfache Art und Weise zu erklären helfen - schliesslich braucht man doch rasche Orientierung, um Lebenssicherheit zu empfinden! Das stimmt schon, nur verwechselt man dabei, dass es nicht die Meinungen sind, die Orientierung geben, sondern die realen Erfahrungen, die man im "Leben" macht! Denn nur diese haben das Potential, so richtig "unter die Haut" (Hüther) zu gehen und damit möglicherweise die eigenen Meinungen anzupassen an das, was "wirklich" abläuft! Neue Erfahrungen zu machen als Chance für sich und andere!

Vielleicht ist gerade die Erfahrung der Solidarisierung (des gegenseitigen Gemeinsamen versus Trennenden) eine der ursprünglichsten Erfahrungen eines menschlichen Wesens! Der Mensch macht die folgenden beiden grundsätzlichen Erfahrungen ganz am Anfang seines (beginnenden) Lebens (also auch bereits pränatal): Verbundenheit (Nabelschnur) und Wachstum/Entwicklung im Mutterleib! Diese beiden höchst sozial ausgerichteten Grunderfahrungen der "gesunden" Abhängigkeit sind nicht anderes als das Prinzip der Kooperation!

Solidarisches Handeln, Solidarität basiert auf Kooperation; Wettbewerb hingegen ist dabei fast immer - wortwörtlich - destruktiv oder gar tödlich...

Nutzen wir also - auch im Sinne unserer natürlichen Grundvoraussetzungen und Ersterfahrungen als menschliche Wesen - die einmalige Chance, uns in Solidarität erneut zu üben! Wir können es ja eigentlich, wenn uns denn NICHT eine allzu arg "falsch" verstandene Meinungsbildung im eigenen Wege steht!

Ich wünsche uns allen besten Gesundheit und einen guten Tag mit weitem und offenem Blick für das Neue an der grossen Corona-Herausforderung!