Symptomlos und trotzdem ansteckend – die Achillesferse bei Covid19

DMZ – WISSENSCHAFT ¦ Markus Golla ¦

Viele Menschen schreiben in den sozialen Medien darüber, dass sie Covid hatten, aber dies symptomlos verlaufen sei. Unabhängig davon, ob hierbei ein bleibender Schaden entstand oder nicht, möchten wir auf die eigentliche Gefahr hinweisen.

Bereits am Anfang des Jahres verzeichneten die chinesischen Forscher eine rapide Verbreitung des Covid19 Virus. Einer der ersten Patientendokumentationen belegte, dass eine chinesische 5köpfige Familie infiziert war, die mit einem asymptomatischen Verlauf in der Familie Kontakt hatten. Diese Berichte häuften sich rapide. (JAMA Network, Feb 2020)

Leider lagen auch Monate später nur begrenzt Daten vor, das PatientInnen ohne Symptome kaum oder gar nicht zum Arzt gehen und somit die Diagnose eher ein Zufallsbefund ist. In einer ersten Studie, die beim Springer Verlag publiziert wurde, bestätigte man die Hypothese, dass asymptomatische Verläufe trotzdem ansteckend waren. Bei dieser Publikation ging man von einer möglichen Übertragung von bis zu drei Wochen aus.

Für das British Medical Journal untersuchte Michael Day den Infektionsverlauf in einem italienischen Dorf. Auch hier zeigte sich, dass Personen ohne Symptome ansteckend sind und erst durch die Eindämmung der sozialen Kontakte die Verbreitungsrate geringer wurde. Ähnliche Ergebnisse gab es bei einer Quarantäne eines japanischen Kreuzfahrtschiffes.

Viele Forscher beschäftigen sich mit dieser Problematik. So schreib Nishiura für die National Libary of Medicine über die Problematik, dass asymptomatische Infektionen meist nicht entdeckt werden, solange sie nicht irgendwo einen PCR Test erbringen mussten. Dies macht es auch so schwierig eine wirkliche Prävalenzaussage zu tätigen (Wie viele Menschen haben nun wirklich Covid19). „Bisher haben wir primär Schätzungen und Hochrechnungen“ veröffentlichten die ForscherInnen Kupferschmidt und Cohen.

Die asymptomatische Übertragung von SARS-CoV-2 ist also die Achillesferse der Covid-19-Pandemiekontrolle. Solange wir keinen realen Wert haben, wie viele Personen den Virus in sich tragen, können wir nur schätzen. Dies wurde auch in einer Publikation im The New England Journal of Medicine klar ausgesprochen. Gerade die asymptomatischen Verläufe in Pflegeeinrichtungen, welche noch immer nicht ausreichend gescreent werden, macht es für viele zu einem gefährlichen Roulettespiel. Selbst bei einer Testung ist es nicht gewährleistet, dass sich die Person nicht wenige Momente später ansteckt. Eine Testung ist also wieder einmal nur eine Momentaufnahme.

Resümierend kann man also sagen, es spielt in Bezug auf die Ansteckungsgefahr keine Rolle, ob die infizierte Personen einen asymptomatischen oder einen Verlauf mit Symptome hat. Dies weist auch das RKI in Deutschland aus. Genau dies macht die Situation im Vergleich zur Influenza so unberechenbar.

Wie lange man nun wirklich ansteckend ist, scheint aber noch nicht eindeutig.

„Derzeit geht man davon aus, dass die max. 10 Tage Infektiosität nach Symptombeginn gibt. Dies gilt aber definitiv nicht für hospitalisierte PatientInnen. Dies ist eine Einschätzung der Behörden. Als Infektiologe sehe ich einen primären Ansteckungszeitraum von 5-7 Tagen. Ein Großteil der Verläufe ist asymptomatisch oder mild. Der Hauptrisikofaktoren für einen schweren Verlauf sind Alter, männliches Geschlecht und Hypertonie. Zusätzlich dürften genetische Eigenschaften des Patienten und möglicherweise die Virusexposition ausschlaggebend für den Verlauf sein.“, so Infektiologe und Tropenmediziner Dr. Marton Szèll.