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Hochsaison für Vorurteile

DMZ – SOZIALES ¦

Patricia Jungo ¦

#mittelländische ¦

 

Die Epoche der Vorurteile, welche bereits Einstein sehr treffend beschrieb, als er sagte, es sei traurig, dass es leichter sei ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil, scheint anzuhalten. Sehr viele Menschen stecken geradezu in ihren Vorurteilen fest. Man könnte glauben die Globalisierung hätte dazu beigetragen, die positiven Seiten der Vielfalt zu nutzen. Dem ist leider oft nicht so. Teilweise treten diese Vorurteile noch verstärkt auf und auch gängige Stereotypen haben noch nicht ausgedient. Alle Afrikaner sind Drogendealer, die Deutschen aggressiv, Ex-Jugoslawen kriminell, Jugendliche bequem, Alte stur usw. Interkulturalität bedeutet mehr als das Zusammenarbeiten von Menschen unterschiedlicher Nationalität und Herkunft. Es geht dabei um ein vielfältiges Team per se, bei dem wir alle vielen verschiedenen Einflüssen unterliegen, andere Wertvorstellungen haben und auch Vorstellungen dessen, was höflich, korrekt oder falsch ist. Weiter mischen sich verschiedene Berufsfelder und auch verschiedene Generationen. Diese Vielfalt ist sehr reich und birgt grosse Möglichkeiten, die leider kaum genutzt werden. Dies auch wirklich zu tun, setzt „Kennen“ voraus, was wiederum Zusammenleben und –arbeiten, Kontakte pflegen und Gespräche führen bedingt. Nur so ist Kennenlernen und einander Verstehen auch möglich. In einigen Kulturen ist es beispielsweise wichtig, mit den Kollegen bei der Arbeit zuerst ins Gespräch zu kommen. Wird diese Person nun etwas öfter bei der Kaffeepause und einem Schwatz angetroffen, wird sie von einigen Mitarbeitern bestimmt sehr rasch als „faul“ abgestempelt. In gesteigertem Mass kommt es dann zu den stereotypen Bildern, bei denen Menschen gewisser Länder als weniger fleissig als die Schweizer gelten. Aus dieser Art Vorurteil wieder herauszukommen, gestaltet sich eher als schwierig. Mit Respekt vor der Andersartigkeit muss es gar nicht erst zu diesen Vorurteilen kommen. Wenn es nicht mehr wichtig ist, dass der andere gleich ist wie wir, kann die Andersartigkeit auf einmal zu einem grossen Reichtum werden. Wenn jeder und jede die Stärken einbringen kann und eine positive Grundhaltung gelebt wird, profitieren idealerweise alle.

 

 

Quelle: www.higgs.ch 

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