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Mehr Tests heisst nicht einfach mehr Fälle

DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦ AA ¦

 

Vor allem bei den Corona-Skeptikern hört man im Zusammenhang mit den aktuell explosiv und weltweit steigenden Fallzahlen immer dasselbe Argument. Wenn man mehr testet findet man auch mehr Fälle. Deshalb müsse man sich keine Sorgen wegen steigender Fallzahlen machen. In sozialen Netzwerken wird das gern als Argument genommen, um die Pandemie zu relativieren. Aber stimmt das?

 

Seit Juni testen viele Länder deutlich öfter. Wenn mehr Tests auch mehr Infektionsfälle finden, müsste auch die Zahl der Fälle im gleichen Mass hochgegangen sein. Doch die Zahl der Neuinfektionen hat nicht Schritt gehalten. Mehr Tests, mehr Fälle: Das ist nur die halbe Wahrheit. Die Zahlen des Robert-Koch-Instituts zeigen, dass die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen nur teilweise mit der Zahl der durchgeführten Tests zusammenhängt. In manchen Wochen haben die Labore sogar mit mehr Tests weniger Neuinfektionen gefunden.

 

Das Argument der Tests zu nutzen, um überhaupt die Existenz des Coronavirus und der gesamten Pandemie in Frage zu stellen, ist faktisch ebenfalls nicht haltbar. Tests werden von Wissenschaftlern entwickelt, um zu zeigen, was da ist. Es funktioniert nicht umgekehrt, dass etwas nur existiert, weil man Methoden entwickelt hat, mit denen man es nachweisen kann.

 

 

Mehr Tests können "zu einem Anstieg der Fallzahlen führen, da zuvor unentdeckte Infizierte (auch ohne oder mit nur sehr milden Symptomen) erkannt werden", so das Robert-Koch-Institut. Aber: "Das heisst aber nicht, dass umgekehrt die beobachteten steigenden Fallzahlen nur mit dem vermehrten Testaufkommen zu erklären wären."

Laut Robert-Koch-Institut gibt es noch andere Gründe, warum die Infektionszahlen derzeit wieder steigen: viele kleinere Ausbrüche, zum Beispiel auf Familienfeiern, am Arbeitsplatz oder in Gesundheitseinrichtungen. Hinzu kämen zunehmend Fälle unter Reiserückkehrern.

 

Wären steigende Neuinfektionszahlen nur auf vermehrte Tests zurückzuführen, dürfte sich der Anteil positiver Ergebnisse nicht ändern. Das bedeutet: Steigt dieser Wert, gibt es tendenziell mehr Anlass zur Sorge. Die Werte im einstelligen Prozentbereich wirken auf den ersten Blick klein. Aber ein Anstieg von nur 0,5 Prozentpunkten würde derzeit z.B. in Deutschland mehr als 5.000 zusätzlich entdeckte Fälle pro Woche bedeuten.

 

Sich aber allein auf den Anteil positiver Tests zu verlassen, wäre falsch. Dies zeigen auch die Tests des BAG. Um die Corona-Lage einschätzen zu können, müssen viele andere Faktoren betrachtet werden. Genauso wichtig sind unter anderem die tägliche Zahl der Neuinfektionen, die Reproduktionsrate, die Zahl der belegten Intensivbetten oder die Zahl der Todesfälle.

Fazit: Die steigenden Fallzahlen lassen sich nicht allein auf steigende Testzahlen zurückführen. Mehr Tests sind nur einer von vielen Gründen. Um die ganze Lage beurteilen zu können, braucht es eine Reihe verschiedener Zahlen.

 

 

Quellen:


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