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Covid -19 - Soviel zur Eigenverantwortung! "Jetzt gerade recht!"

DMZ – GESELLSCHAFT / LEBEN ¦ David Aebischer ¦

KOMMENTAR

 

Eigenverantwortung ist die Grundlage der Freiheit. Wer eigenverantwortlich ist, übernimmt für eigenes Handeln und die selbst getroffenen Entscheidungen Verantwortung. Das heisst die daraus folgenden Konsequenzen werden akzeptiert, ohne einen anderen „Schuldigen“ zu suchen. Ausserdem bedeutet es, Eigenverantwortung für das eigene Wohlbefinden zu übernehmen. Ein "Konzept für die Bekämpfung des Virus", welches grandios gescheitert ist. Appelle gab es genug aus allen Richtungen, diese kamen aber kaum an und falls doch, dann falsch. Denn man kann und darf nicht vorausschicken, dass die gesamte Menschheit weiss, was Eigenverantwortung bedeutet.

 

Eigenverantwortung im Verständnis der Unvernünftigen

So scheitert auch dieses "Konzept" bereits am Menschen mit verheerenden Auswirkungen. Einige unglaubliche aber weit verbreitete Beispiele bringt die "Rundschau" auf SRF in einer Dokumentation. "Schnell steigende Fallzahlen, Hilferufe aus den Spitälern, ein drohender Lockdown. Während der Bundesrat eindringlich an die Vernunft der Bevölkerung appelliert, zeigt die «Rundschau», wie in der Schweiz weiterhin viele sorglos jodeln, jassen und schwingen. Unter Einhaltung der Corona-Regeln sind viele Vereinsaktivitäten weiterhin möglich, inklusive dem fröhlichen Beisammensein in der Beiz. Die Corona-Müdigkeit scheint grösser als die Angst vor der Pandemie." Regeln werden einfach so interpretiert, dass sie für sich selber wieder stimmen und an nichts hindern. Wenn das nicht mehr reicht, sich mit Ausreden selber Recht zu geben, bemüht man die Weisungen des BAG (notabene demselben BAG, das eh nur "Chabis" erzählt). Widersprüchlicher kann Mensch kaum sein, aber er kann, wenn er dann will. Und ausserdem ist ohnehin alles widersprüchlich, auch der Widerspruch. Also was soll's?

 

Einfache Regeln

Schon die AHA-Regel ist ein wirksames Mittel, um sich gegen das Coronavirus zu schützen: Abstand einhalten, Hygieneregeln beachten, Alltagsmasken tragen. Diese paar einfachen und verständlichen Regeln könnte man, wenn man die Eigenverantwortung der Menschen bemüht, auch ohne spezielle Verbote befolgen. Eigentlich. Wenn da eben nicht der Mensch wäre, der sich oft selbst am meisten im Weg steht und schadet. Im Finden von Ausreden und Erklärungen warum man was doch nicht einhalten muss, sind wir ganz gross. Auch beim finden von rechtlichen Unkorrektheiten sind wir ganz stark. Dabei müssen die wenigen Exoten, die die Alltagsmaske als Beschneidung der Grundrechte sehen, gar nicht weiter erwähnt werden, da diese irrelevant sind. Verweigerer gibt es schliesslich immer und zu jedem Thema. Es wäre schlecht, müsste man sich ausgerechnet an dieser Randerscheinung orientieren.

 

Neue Methoden entwickeln

Statt diese Energie zum Entwickeln von neuen "Methoden" einzusetzen, wie wir trotz des Virus verschiedene Dinge realisieren können, ohne ein unnötig hohes Risiko einzugehen, wird gejammert und mit Ausreden um sich geschlagen. Letztendlich kommen wir, wegen der Unvernunft einiger weniger Einzelner, nicht um Verbote herum. Leider ist es das Unglück der Unvernünftigen, dass sie das, was nicht unvernünftig ist, für unvernünftig halten, was dann letztlich zum Problem der Vernünftigen führt. Denn leiden müssen wir alle darunter, obwohl einige Vernünftige vielleicht eine gute Idee hätten, wie man trotz der Gefahr des Virus einiges realisieren könnte. Die Allgemeinheit leidet wie immer unter dem Tun der unvernünftigen Minderheit. Ein Zustand, der einen in andere Zustände entrückt. Man würde es wohl aktuell als Tugend bezeichnen, wenn es die Unvernünftigen verstünden, ihren Unverstand zu verbergen, als ihn laufend zur Schau zu stellen. Gute Ideen und Methoden sind gefragt und auch bereits vielerorts realisiert oder zumindest in den Startlöchern.

 

Das Regiment der Unvernunft bricht auch aktuell wieder stark hervor: car tel est notre bon plaisir!

Appelle der Behörden, jetzt Selbstverantwortung zu übernehmen, sind ganz offensichtlich nur bedingt erfolgreich. Die Zahl der Infizierten steigt, ebenso die Zahl der Spitaleintritte. Zu wenig Leidensdruck, nachlassende Toleranz gegenüber "Einschränkungen" oder einfach: Verzicht als Tugend steht nicht mehr hoch im Kurs. Die Politiker haben aus anfänglichen Verboten, oft aus rein wirtschaftlichen Gründen, Empfehlungen gemacht. So haben sie auf die weiter bestehende Gefahr hingewiesen ohne die Wirtschaft direkt zu schädigen. Diese Strategie fällt uns jetzt ungebremst auf die Füsse. Es wird riskiert, dass diese "Strategie" nur ein Aufschub ist für den drohenden und schlimmeren Lockdown. Letztlich ist es auch unsinnig zu glauben, dass Wirtschaft vor Gesundheit kommt. Wirtschaft geht nur mit Mensch. Die Wirtschaft gibt es nicht, sondern Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Eltern, Selbständige, Künstlerinnen und Künstler, Studierende und deren Ängste, Sorgen und Krankheiten. Allerdings scheint in unseren Breiten generell auch im normalen Alltag Gesundheit nicht über allem zu stehen. Wir erlauben Tempo 80, auch wenn bei Schritttempo der Schutz des Lebens deutlich höher wäre; aber die Freiheit würde zu sehr eingeschränkt, oder was man darunter verstehen will. Oder andere verzichten aus individuellem Nutzenkalkül und Bequemlichkeit auf einen Helm, der das eigene Leben nachweislich schützt – nicht nur als Rad- oder E-Scooter-Fahrer. Auch in einer Pandemie steht der Schutz des Lebens nicht unreflektiert über allem – sonst würden wir vermutlich freiwillig mit einem Motorradhelm herumlaufen und nicht nur mit einer Mund-Nasemaske.

 

Wir haben es eigentlich selbst in der Hand, wie sich der Virus verbreitet und auswirkt

Wir sollten uns viel mehr auf die ganz praktischen Dinge konzentrieren und nicht nur Grundsatzdiskussionen führen. Wir müssen uns mehr den Lösungen und nicht den Verboten zuwenden. Je weniger wir uns an die Regeln halten, desto grosser werden die darauffolgenden Regeln. Die Zeiten sind für alle schwer, wir sollten aber trotzdem mehr um Lösungen und nicht nur um rechtlich korrekte Verbote kümmern. Verbote sind dort notwendig, wo eben genau die Eigenverantwortung des Menschen versagt! Dann kann es aber nicht sein, dass die notwendigen Verbote, wegen rechtlich nicht ganz korrekter Formulierungen, wieder aufgehoben werden.

 

Freiheit

Eigenverantwortung bedeutet für uns auch mehr Freiheit. Viele Menschen fühlen sich durch die  Regeln, die allgemein gelten, auch entlastet. Freier. Komplizierte Fragen wie "Ist das fair, wie ich mich verhalte, oder ist das richtig?" stellen sich diese Menschen durch die allgemeinen Regeln erst gar nicht, man befolgt sie einfach. Für andere sind die Regeln eine Einschränkung ihrer Freiheit. Was so aber nicht stimmt. Mit mehr Eigenverantwortung trägt man einfach selbst wieder mehr Sorge darum, ob man sich richtig verhält. Diese Freiheit zur Selbstbestimmung ist nie leicht, etwa sich selbst Normen und Werte zu setzen, Ideale zu errichten und sich das fürs eigene Leben zu eigen zu machen – und sich daranzuhalten. Jede Aktivität und Kontakt zu anderen Menschen liegt jetzt wieder in der Eigenverantwortung der Menschen. Ob wir die in einem ethischen Kontext in Bezug auf unsere Mitmenschen jemals wieder gut anwenden können, bei dem es um Solidarität geht, ist stark zu bezweifeln. Dabei ist gerade die Eigenverantwortung die Grundlage der Freiheit!


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