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Covid-19 - 4000.- für Deklaration von Covid-Toten

Für eine Corona-Lügenprämie gibt es (bisher) keine Belege...
Für eine Corona-Lügenprämie gibt es (bisher) keine Belege...

DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Walter Fürst / David Aebischer / Anton Aeberhard ¦

Eine Analyse

 

In den sozialen Medien machen seit Monaten immer wieder die selben und/oder ähnlichen Gerüchte die Runde. Als Text- oder Sprachnachrichten sind auch aktuell (nun auch in der Schweiz angekommen) derzeit zwei zweifelhafte Whatsapp-Sprachnachrichten im Umlauf. Was vor Monaten in Deutschland angefangen hat, wird nun in anderen Ländern weiterverfolgt. Inhalt der Nachricht ist immer dasselbe. Angepasst werden lediglich Namen und Sprache. In der Schweiz sind Nachrichten einer unbekannten Frau und eines unbekannten Mannes unterwegs, die darin auf Schweizerdeutsch erzählen, wie Spitäler angeblich Patienten als Covid-Tote deklarieren, obwohl diese gar nie positiv auf das Coronavirus getestet wurden.

 

Der vermeintliche Grund: Die Spitäler kassieren dafür «4000 Franken von der Versicherung». Auch würden Personen, die sich nie haben testen lassen, ein positives Corona-Resultat erhalten. 

 

Ursprung in Deutschland

Im Internet verbreitete sich in Deutschland schon zu Beginn der Pandemie das Gerücht, Menschen würden Geld dafür erhalten, ihre verstorbenen Angehörigen fälschlicherweise zu Corona-Toten zu erklären. Solche und ähnliche Gerüchte hatten sich schon mehrmals als falsch herausgestellt. Diverse Faktenchecker lösten jeweils auf. Auch diverse Urheber konnten in der Corona-Leugner-Scene ausfindig gemacht werden.

 

Auch unterhalb eines BR24-Facebook-Videos verbreitete eine Leserin das Gerücht in einem Kommentar, dass sie gelesen habe, dass Menschen 2.000 Euro geboten würden, damit diese ihre verstorbenen Angehörigen als Corona-Tote ausgeben. So hätten Menschen, deren Angehörige beispielsweise bei einem Treppensturz ums Leben gekommen seien, unterschreiben sollen, diese seien an Corona verstorben. Die Leserin lieferte keinerlei Belege für diese Aussage, auch eine Quelle gab sie nicht an. Die Behauptung ist damit nicht zu überprüfen. Viel spricht dafür, dass es sich auch dabei um eine Verschwörungserzählung handelt.

 

Schwarzwälder Bote entlarvte weiteren Lügner

Im Mai hatte ein Redner auf einer "Anti-Corona"-Kundgebung in Villingen-Schwenningen im Südwesten Baden-Württembergs behauptet, dass Angehörige von Verstorbenen 5.000 Euro dafür erhielten, wenn sie als Todesursache bei ihren Verwandten Covid-19 angeben. Der Redner arbeitet als Physiotherapeut in der Espan-Lungenfachklinik in Bad Dürrheim im Schwarzwald.

Ein Video von dem Auftritt verbreitete sich in den Tagen nach der Demonstration auf Youtube und wurde dort nach Berichten des Schwarzwälder Boten binnen weniger Tage mehr als 55.000 Mal geklickt. Über die Veranstalter, die „Freunde der Freiheit“ war das Video ins Internet gestellt, kopiert und weit verbreitet worden. Seine Aussage unterstrich er darüber hinaus bei einer weiteren Kundgebung in Donaueschingen. Dieses Video ist inzwischen gelöscht.

 

"Hinterbliebene erhalten 5000 Euro Schweigegeld, wenn sie unterschreiben, dass ihr Angehöriger an Corona gestorben sei."

Diese Äusserungen hatte der Mann im Rahmen einer Kundgebung gegen die Einschränkungen durch die Corona-Verordnungen am 2. Mai in der Villinger Innenstadt getätigt. 

 

Der Schwarzwälder Bote recherchierte weiter, auch Stern TV wurde auf den Fall aufmerksam. Kurz nach dem Auftritt hatte sich der Geschäftsführer der betroffenen Espan-Klinik in einer "stern TV"-Recherche von den Aussagen seines Mitarbeiters distanziert: Die Klinik sei eine Reha-Klinik, dort würden keine Akut-Kranken versorgt. Schon deshalb könne die Behauptung nicht stimmen. "Hier in diesem Haus stirbt niemand", so der Geschäftsführer wörtlich in dem Beitrag.

 

 

BR - Faktencheck

Der BR Faktencheck deckt auf: "Mit den Aussagen seines Vorgesetzten konfrontiert, ruderte auch der Mitarbeiter selbst zurück: Von der vermeintlichen Lügen-Prämie habe ihm ein Patient erzählt. Der Bettnachbar, von dem der Patient die Geschichte gehört haben will, sei aber in einer anderen Klinik der "Kliniken Benner GmbH & Co. KG" gelegen, zu denen auch die Espan-Klinik gehört. Den Namen dieser anderen Klinik wisse der Mitarbeiter aber nicht."

 

Ein typisches Beispiel, wie sich solche "Fälle" aufbauen und entwickeln. Egal welchen einzelnen Fall man analysiert, das Schema ist immer dasselbe. Oft sind die Behauptungen so vage formuliert, dass sie sich nicht widerlegen lassen. Am Ende blieb von der angeblichen Lügenprämie also nicht viel mehr übrig als Hörensagen.

 

klicksafe sagt dazu: "Für Verschwörungsgläubige ist von Beginn an klar, dass es immer einen Nutzniesser von schrecklichen Ereignissen und Katastrophen geben muss. Ausgehend davon wird nach Belegen gesucht, die diese Annahme stützen. (…) Für Verschwörungsgläubige ist es einfacher zu akzeptieren, dass es einen aus dem Hintergrund manipulierenden "Übeltäter" gibt, als anzuerkennen, dass man nicht weiss, was vor sich geht oder dass Ereignisse zufällig passieren." 

 

Auch die bei „stern TV“ eingeladene Extremismus-Expertin Judith Rahner zeigte sich schockiert über die Aussagen und betonte, dass dies ein Beispiel dafür sei, wie sich Mythen verselbstständigen würden. Im Internet war die Verschwörungstheorie der „Lügen-Prämie“ an einigen Stellen für bare Münze genommen worden.

 

Für eine Corona-Lügenprämie gibt es (bisher) keine Belege...

 

Wir konnten allerdings (unabhängig von einer "Lügen-Prämie") während der Recherche in Erfahrung bringen, dass sich Fragen auftun bei Pflegenden - im Zusammenhang mit Corona-Toten. Einmal würden diese von Personal komplett in Ganzkörperschutzanzügen in den Heimen abgeholt, ein anderes mal dann wieder nur mit Masken und Handschuhen. Dieser Umstand hat schon dazu geführt, dass mehrere Menschen aus der Pflegebranche deshalb den Verdacht haben, dass längst nicht alle Corona-Toten auch wirklich Corona-Tote waren, was den Gerüchten auch wieder Futter gibt. Der Umgang mit am Coronavirus Verstorbenen ist sehr unterschiedlich. Dabei tragen Coronavirus-Infizierte auch nach dem Tod eine hohe Viruslast in sich. Viele tragen Ganzkörper-Schutzanzug, Schutzbrille, Atemmaske, Handschuhe. Den Leichen wird gar ein Mundschutz angezogen und so in einen Body-Bag gelegt. Luftdicht verpackt, wird die Leiche in einen Sarg gelegt, der ebenfalls verschlossen und desinfiziert wird. Bei "nur" positiv getesteten sieht die Ausrüstung anders aus. Dies die simple Erklärung der Unternehmen.

 

Übrigens sind meldepflichtig verstorbene Personen innerhalb von 24 Stunden mit laborbestätigter Covid-19-Diagnose mittels PCR, mit Covid-19-vereinbaren klinischen Kriterien und CT-Scan oder mit klinischen und epidemiologischen Kriterien. Klinisch geht es um gängige Symptome, die für eine Covid-19 sprechen, epidemiologisch genügt ein enger Kontakt während 15 Minuten zu einem laborbestätigten Fall. 

 

 

Wir bleiben dran...

 

 

Quellen: 

 


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