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Schweizer Armutsquote bleibt 2018 stabil

DMZ - SOZIALES / GESELLSCHAFT ¦ David Aebischer ¦

 

Gemäss Angaben des Bundesamtes für Statistik waren im Jahr 2018 7,9% der Bevölkerung oder rund 660 000 Personen in der Schweiz von Einkommensarmut betroffen. Jede achte Person hatte Schwierigkeiten, finanziell über die Runden zu kommen. Dies sind die aktuellsten Ergebnisse der Erhebung über die Einkommen und Lebensbedingungen (SILC) des Bundesamts für Statistik (BFS). Es gibt keine Entspannung bei der Armut. Sie stagniert nach Jahren des Anstiegs auf dem hohen Niveau vom Vorjahr. Besonders beunruhigend ist der sprunghafte Anstieg der Kinderarmut. Der Bund, die Kantone und Gemeinden sind längst gefordert dringend eine kohärente und wirksame Armutsbekämpfung zu entwickeln. Das Thema scheint zu unpopulär.

 

Trotz wirtschaftlicher Spitzenwerte leben in der Schweiz immer mehr Menschen an der Armutsgrenze.

Von Armut betroffen sind insbesondere Kinder und Jugendliche sowie Alleinerziehende und Arbeitslose. Zu unterscheiden sich absolute und relative Armutswerte.

Zu den am häufigsten von Armut betroffenen sozialen Gruppen gehörten Personen in Einelternhaushalten (Armutsquote von 19,3%), ausländische Personen aus ost- oder aussereuropäischen Staaten (17,5%) sowie Nichterwerbstätige (14,4%) und Personen ohne nachobligatorische Ausbildung (12,1%). Die Armutsquote der erwerbstätigen Bevölkerung lag 2018 bei 3,7%. Dies entspricht rund 133 000 Personen. Im Vergleich zu 2017 sind diese Werte stabil geblieben. Allerdings sind auch diese Zahlen wie immer nicht komplett, da eine abschliessende und allumfassende Erhebung sehr kompliziert und praktisch unmöglich ist. Die Grauziffer ist immer bedeutend höher.

 

In der Schweiz besteht ein strukturelles Armutsproblem

Die Armut, besonders auch jene von Kindern, bleibt die grösste sozialpolitische Herausforderung und verlangt ein entschlossenes Handeln. Mit der Unterzeichnung der Agenda 2030 hat sich der Bundesrat zwar verpflichtet, die Armut in der Schweiz bis im Jahr 2030 mindestens um die Hälfte zu reduzieren. Aktuelle Tendenzen und politische Vorstösse gewisser Parteien zeigen schon jetzt, dass dieses Ziel so nie erreicht werden kann. Denn um dieses Ziel zu erreichen, braucht es dringend eine wirksame Armutsbekämpfung und eine gemeinsame Strategie von Bund, Kantonen und Gemeinden. Insbesondere gilt es, die Existenzsicherung und die soziale Teilhabe für alle Menschen in der Schweiz zu garantieren, kontinuierliche Bildungsmöglichkeiten für alle zu schaffen sowie die Vereinbarung von Beruf und Familie zu verbessern. Vor allem darf es nicht toleriert werden, dass so viele Kinder in der Schweiz in Armut aufwachsen. 

 

Jede achte Person in er Schweiz hatte 2018 Schwierigkeiten, finanziell über die Runden zu kommen. 5,6% waren von materieller Entbehrung betroffen. Dies bedeutet, dass sie aufgrund mangelnder finanzieller Ressourcen mit deutlich erschwerten Lebensbedingungen konfrontiert waren. Dieser Wert gehört weiterhin zu den niedrigsten Werten Europas (EU-Durchschnitt: 13,2%). Personen mit materiellen Entbehrungen sind viel häufiger mit ihrem jetzigen Leben unzufrieden als Personen ohne Entbehrungen (27,3% gegenüber 2,5%) und nehmen weniger als halb so oft an Vereinsaktivitäten teil, was eine Form der Isolation darstellen kann.

 

20,7% der Bevölkerung ist nicht in der Lage, innerhalb eines Monats eine unerwartete Ausgabe von 2500 Franken zu tätigen

Die häufigsten materiellen Entbehrungen standen in der Schweiz in Zusammenhang mit finanziellen Schwierigkeiten. So waren beispielsweise 20,7% der Bevölkerung nicht in der Lage, innerhalb eines Monats eine unerwartete Ausgabe von 2500 Franken zu tätigen und 8,8% hatten mindestens einen Zahlungsrückstand (EU-Durchschnitt: 8,9%). Bei Personen in Einelternhaushalten betrug dieser Anteil in der Schweiz 19,6%. Werden auch Steuern und Krankenversicherungsprämien berücksichtigt (diese sind im europäischen Vergleich nicht enthalten), hatten sogar 14,6% der Schweizer Bevölkerung und 28,1% der Personen in Einelternhaushalten einen Zahlungsrückstand.

 

Thema Kinderarmut wird kaum wahrgenommen

Kinderarmut in der Schweiz ist ein Thema, über das kaum jemand spricht. Aber sie existiert - laut Caritas sind 103'000 Kinder in der Schweiz von Armut betroffen und 269'000 von Armut bedroht. Das ist ein Skandal mit verheerenden Folgen für ihre Gesundheit, ihr Sozialleben, ihre Bildung: Das Geld fehlt oftmals schon für kleine Dinge. Gesundes Essen, ein Ort, an dem man konzentriert die Hausaufgaben machen kann oder die Gelegenheit, regelmässig draussen zu spielen und dabei Wichtiges zu lernen –  das sind alles keine Selbstverständlichkeiten. Auch Hobbies oder Sport in Vereinen können sich die Eltern armutsbetroffener Kinder oft nicht leisten - beschreibt Caritas.

 

Probleme, die unkompliziert und innert kürzester Frist gelöst werden könnten. Da aber wie immer diejenigen die Politik machen, die nie davon betroffen waren oder sind, können diese die Situation weder erfassen, begreifen, noch verstehen und werden somit immer die falschen Entscheidungen treffen. Vor allem solche, die ihnen nicht schaden können.

 

 

 

 

Quelle: Bundesamt für Statistik / http://www.statistik.admin.ch ¦ caritas.ch             


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