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Experten des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) informieren über die Covid-19-Impfung

DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦ MM ¦

 

Das Bundesamt für Gesundheit informiert über seine Impfstrategie. SRF Info überträgt die Medienkonferenz live.

 

Moderna, Pfilzer und Biontech haben als erste Unternehmen die Zulassung für einen Corona-Impfstoff in der EU beantragt. Das Ergebnis einer Prüfung könnte bereits im Dezember vorliegen.

 

 

Folgende Fachleute nehmen teil:

  • Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle, BAG
  • Daniel Aeschbach, Chef Armeeapotheke
  • Christoph Berger, Präsident, Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF)
  • Claus Bolte, Leiter Bereich Zulassung bei Swissmedic
  • Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte
  • Mike Schüpbach, stellvertretender Sektionsleiter Rechtsbereich 2, BAG

Bolte: «Das Vertrauen in unsere Tätigkeit ist wichtig»

«Das Vertrauen in unsere Tätigkeit ist unglaublich wichtig», erklärt Claus Bolte, Leiter Bereich Zulassung bei Swissmedic. Man werde (wie immer) äusserst gewissenhaft arbeiten. Der rasche Zugang sei wichtig, ginge aber sicher nicht auf Kosten der Qualität der Prüfung.

Der aktuelle Stand: Es würden laufend Daten geprüft, es fehlten aber noch wichtige Informationen bei allen Kandidaten für einen Impfstoff (Pfizer, Moderna, etc). So könne zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Zulassung erteilt werden.

 

Impfdosen werden im ersten Halbjahr 2021 geliefert

Die Impfung erwarte man mit grosser Ungeduld, fährt Virginie Masserey fort. «Wir haben mit drei Firmen Verträge abgeschlossen, damit können wir etwa sechs Millionen Personen impfen. Von Moderna, Astra Zeneca und Pfizer erhalten wir Impfdosen und stehen in Kontakt mit weiteren Konzernen, um sicherzustellen, dass die Schweiz sicher Zugang hat zu ausreichend Impfstoff.»

Die Studien zu den verschiedenen Mitteln seien vielversprechend, betont Masserey. «Die Impfstoffe kommen in Etappen und sollen im ersten Halbjahr 2021 geliefert werden. Die Qualität und Sicherheit der Impfstoffe hat für uns oberste Priorität.»

 

Masserey: «Stagnation der Zahlen ist beunruhigend»

Virginie Masserey, Leiterin Sektion Infektionskontrolle beim BAG, eröffnet die Medienkonferenz mit Worten zur aktuellen Lage in der Pandemie. Die Fallzahlen scheinen sich zu stabilisieren, der Rückgang verlangsame sich, so Masserey. Getestet werde eher bescheiden, die Schnelltests würden jedoch zunehmen. Die Spitäler seien immer noch stark belastet, es gebe aber noch zahlreiche Reservebetten.

Der starke Rückgang in den Westschweizer Kantonen würde zwar zeigen, dass die strikten Massnahmen effizient seien, aber insgesamt würden die Zahlen eben stagnieren. Das sei beunruhigend. Man brauche einen weiteren Rückgang bei den Infektionszahlen, um eine stabile Lage zu erreichen. Denn es kommen die Festtage, warnt Masserey.

 

Die Impfungen werden gratis aber nicht obligatorisch sein

Virginie Masserey gibt einen ersten Überblick über die Schweizer Impfstrategie. «Wir haben mehrere Ziele bei dieser Strategie. Erst einmal wollen wir die Krankheitslast verringern, indem wir die Anzahl schwere Fälle und Todesfälle reduzieren. Zweitens wollen wir das Gesundheitssystem erhalten. Die Impfungen werden gratis aber nicht obligatorisch sein.»

Claus Bolte, Leiter Bereich Zulassung bei Swissmedic, ergänzt: «Die priorisierten Zielgruppen für die Impfung sind die besonders gefährdeten Personen für Covid-19, dann das Gesundheitspersonal mit Betreuungskontakt und das Betreuungspersonal der besonders gefährdeten Personen. Wenn die Impfungen bei diesen Gruppen durchgeführt sind, wird die Impfung allen anderen zur Verfügung stehen, die sich impfen lassen wollen.»

 

Armee rüstet sich für Imfpstoffverteilung

Bei der Verteilung spielt natürlich die Logistik eine entscheidende Rolle. Hier sei man mit allen wichtigen Stellen im Austausch, erklärt Daniel Aeschbach, Chef Armeeapotheke.

Man sei daran Lagerinfrastruktur bereitzustellen und die Verteilung in der Schweiz sicherzustellen. Man sei bereits seit einigen Wochen teilweise bereit und bis Ende Jahr seien alle nötigen Kapazitäten bereit für Aufnahme, Lagerung und Verteilung der Impfstoffe.

 

Gefährdete Personen werden zuerst geimpft

Eine Herdenimmunität sei nicht das Ziel derzeit, betont Berger. «Wir wollen gezielt zuerst die gefährdeten Personen und das Gesundheitspersonal impfen. Zudem ersetzt die Impfung die anderen Schutzmassnahmen derzeit nicht.»

 

Wo steht man bei Contact Tracing?

Die Fragerunde ist eröffnet. Der Austausch zwischen den Kantonen funktioniere grundsätzlich gut, sagt Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte. Es gebe aber natürlich noch Verbesserungspotenzial beim Contact Tracing.

 

Hauri: «Kantone müssen Verteilung selber organisieren»

Nun spricht Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte. «Für die Kantone besteht die Herausforderung, dass sie nun die Anlieferstellen für die Impfdosen und die Impfzentren organisieren müssen. Es wird sicher eine geschützte kantonale Lagerung oder Zwischenlagerung geben. Die Kantone müssen die Verteilung selber organisieren», betont Hauri.

Für die Impfungen seien mobile Impfzentren seien genauso denkbar wie der Einbezug der Apotheken. «Diese Organisation ist für die Kantone herausfordernd und aufwändig. Für die Impfungen wird es zu einer Kostenteilung zwischen Bund, Kantonen und Krankenversicherern kommen.» Der Impfstart solle schweizweit in allen Kantonen gleichzeitig erfolgen.

 

Kantone müssen Lager für Impfstoffe definieren

«Die Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen ist eng. Die Organisation ist nicht ganz einfach, das ist klar. Erst einmal müssen wir wissen, wann wir wie viele Impfdosen bekommen. Diese werden dann aufgrund der Bevölkerungszahl an die Kantone verteilt. Die Kantone sind dafür zuständig, die Lagerstellen der Impfdosen zu definieren», sagt Virginie Masserey.

«Jetzt geht es darum, unsere Logistikkonzepte mit jenen der Kantone abzugleichen», ergänzt Daniel Aeschbach, Chef der Armeeapotheke. «Diese Absprachen laufen jetzt.»

 

Kann man verantworten, die Pisten offen zu lassen?

Die Sorge sei berechtigt, so Virginie Masserey. Man müsse alle aufrufen, vorsichtig zu fahren und keine Unfälle zu produzieren. Dies, um die Spitäler nicht noch mehr zu belasten. Doch ob das dann ausreiche, das sei ungewiss.

 

Ist Weihnachten zu retten?

Die Absicht sei schon, Weihnachten in kleineren Gruppen feiern zu können, bekräftigt Virginie Masserey. Aber es würden wahrscheinlich komische Weihnachten, denn die Infektionszahlen seien dann wahrscheinlich noch zu hoch. Massnahmen müssten also bestehen bleiben – auch über die Festtage.

 

Darf an Weihnachten musiziert werden?

«Singen und das Spielen von Blasinstrumenten sind potenzielle Gefahren. Dadurch können Aerosole in die Atmosphäre gelangen. Je mehr Personen in einem Saal sind und je kleiner der Saal ist, desto grösser ist das Ansteckungsrisiko. Plexiglasscheiben allein reichen da nicht aus, die Menschen vollkommen vor Ansteckungen zu schützen», erklärt Virginie Masserey. Entsprechend wichtig sei es, Musikproben wenn möglich draussen abzuhalten.

 

Herdenimmunität zum Ziel?

Das Ziel sei keine Herdenimmunität, aber klar habe man zum Ziel, Covid-19-Erkrankungen zu verhindern, sagt Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF). Deshalb werden man zuerst alle Risikogruppen impfen. Wenn diese geschützt seien, habe man auch zum Ziel, mildere Erkrankungen zu verhindern.

Ob durch die Impfstoffe aber auch Immunitäten heranwachsen, ob diese dann auch Übertragungen des Virus verhindern. Dazu könne man, die Forschung, noch nichts sagen

 

Welchen Impfanteil bei der Bevölkerung möchte man erreichen?

Wir haben kein Ziel, einen gewissen Anteil der Bevölkerung durchzuimpfen, beantwortet Virginie Masserey eine entsprechende Frage. «Wir möchten aber natürlich allen, die dies wünschen, die Möglichkeit geben, sich impfen zu lassen. Wenn alles gut geht, bereits im ersten Halbjahr 2021. «Mit den bestellten Dosen soll sich über die Hälfte der Schweizer Bevölkerung impfen lassen können.» Man werde sich bei den Impfungen auf die Erwachsenen konzentrieren.

 

 

 

 

Quelle: PK BAG / SRF

 


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