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George Clooney will Viktor Orbán nicht gefallen

DMZ – INTERNATIONAL / POLITIK ¦ Éva Vándor ¦

KOMMENTAR

 

Der Filmstar und Oscar-Preisträger äußert sich und handelt seit Längerem nach einer festen Weltanschauung. Er hält damit auch nicht hinter dem Berg. Davon konnte sich jetzt auch Viktor Orbán überzeugen. 2004 hat er John Kerry, 2008 und 2012 Barack Obama und 2016 Hillary Clinton in den Wahlen aktiv unterstützt. In den jetzigen Präsidentschaftswahlen stand er hinter Joe Biden. Mit bemerkenswertem Stolz bekannte sich Clooney in letzter Zeit zum Liberalismus und vertrat seine Ansichten dementsprechend auch gegen die Autokratie von Viktor Orbán.

 

2006 diskutierte er mit dem beliebten Talkmaster Larry King auf CNN darüber, wann und warum „liberal“ ein Schimpfwort wurde, zumal die liberale Bewegung in vielerlei Hinsicht auf dem richtigen Weg gewesen war.

„Wir waren der Meinung, dass es auch den Schwarzen zusteht, im vorderen Bereich des Autobusses zu sitzen, wir waren für das Wahlrecht der Frauen, dass McCarthy sich irrte und dass der Krieg in Vietnam ein Fehler war“ sagte Clooney.

 

Er fühlt sich berufen, sich für die Sache der Guten einzusetzen und genau das könnte auch hinter seinen Aussagen stecken, die jetzt seit längerem die ungarische Öffentlichkeit beschäftigen.

Für den Film Midnight Sky warb er 2018 mit der Aussage, er hätte große Bedenken, weil die Welt mit Wut und Hass überschwemmt wird, und das wird von Politikern befeuert, wie dem brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro und dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.

Daraufhin ist die Orbán-Regierung sofort auf Clooney losgegangen, der Regierungssprecher ließ sich zu der Bemerkung hinreißen: „Der liberale Hollywood-Schauspieler George Clooney, bekanntlich ein enger Freund der Familie George Soros, hätte sich in den sozialen Medien mit dem Sohn von Soros ablichten lassen.“ Dann wies er darauf hin, dass George Soros und die ungarische Regierung über die Einwanderung völlig unterschiedlicher Meinung seien. Deshalb- würde Soros alles versuchen, die ungarische Regierung anzugreifen. Deshalb sei es ziemlich frustrierend, wenn Leute außerhalb der politischen Szene das Vorhaben von Soros unterstützen.

 

Tatsache hingegen ist, dass der weltberühmte Filmstar es nicht nötig hat, Soros nach dem Mund zu reden, er hat vielmehr eine eigene Meinung und vertritt diese auch öffentlich.

Eigentlich hätte Clooneys Worte keine weiteren Wellen geschlagen, hätte die ungarische Regierung nicht so vehement reagiert und deshalb das ungarische Nachrichtenportal 24.hu Clooney nicht gebeten hätte, sich dazu näher zu äußern.

 

„Was meine früheren Bemerkungen angeht, würde ich mich schämen, wenn ich gegen autoritäre Regime, wie das von Viktor Orbán nicht öffentlich Stellung beziehen würde. Das Orbán-Regime kontrolliert die Medien, die kritischen unter ihnen werden entweder mit drakonischen Steuergesetzen schikaniert oder werden mundtot gemacht. Die Grenzanlagen dürfen nur mit Genehmigung der Regierung fotografiert werden, die Entrechteten werden mit einem Augenzwinkern dämonisiert“ – sagt er.

 

Der Schauspieler hat sein tiefgreifendes Anliegen für politische Aussagen in mehreren Filmen deutlich gemacht. Während er in seinem Film „Good Night and Good Luck“ (2005) die Angst und Vergeltung der Ära McCarthy thematisierte, macht er im „Syriana“ die kriminellen Machenschaften der globalen Ölindustrie in einen Thriller zum Thema. In „Tage des Verrats“ bearbeitete er das Thema Rassismus. Als Aktivist tritt er für Flüchtlinge aus Syrien und Darfur ein, er sammelt Spenden für die Opfer von Naturkatastrophen. Sein Aktivismus wurde auch durch seine Frau, Amal Clooney gestärkt. Eine Rechtsanwältin, die sich schon früh für Menschenrechte engagiert hatte. Der Filmstar hatte immer wieder verneint, dass er selber irgendeine politische Position anstrebe. Am Beginn der Präsidentschaftswahlen von 2020 musste er sogar selbst mehrmals versichern, dass er als Kandidat für das Weiße Haus nicht antreten wird, obwohl schon etwas daran hätte sein können, denn solche Fragen wurden immer wieder an ihn gestellt. Clooney meint, ihm würden die entsprechenden Fähigkeiten dazu fehlen. „Politik scheint mir nicht das Gebiet zu sein, in dem mein Talent zur Geltung käme. Im Gegensatz zu den Politikern brauche ich keine Kompromisse in Dingen einzugehen, die ich vertrete und an die ich glaube. Also interessiert mich Politik nur am Rande“ -sagte er in einem Interview 2019 bei der Promotion seiner Serie „Catch 22 -Der böse Trick“

Dennoch ist Viktor Orbán nicht der erste Politiker, dessen Äußerungen bei Clooney Bedenken auslösen. 2003 nahm Clooney Stellung gegen die Politik von George W. Bush und den Irak-Krieg. 2005 hatte er trotz seiner Abneigung gegen Präsident Bush ihn um Hilfe für die Opfer des Hurrikans Rita gebeten. Und Bush half.

 

Die Politik von Donald Trump beunruhigte ihn immer mehr, besonders nach dem Tod von George Floyd. „Wut und Frustration erleben wir auf unseren Straßen, wir werden daran erinnert, wie wenig sich unser Land seit der Erbsünde der Sklaverei entwickelt hat.“ schrieb der Schauspieler in einem Essay. Er betonte, die Justiz in den USA müsse reformiert werden, die Politiker sollten dafür sorgen, dass alle Menschen gleichbehandelt werden.

Auch Trump kam bei ihm nicht gut weg. Clooney betonte, man brauche keine Führer, die Hass und Gewalt befürworten.

 

Deshalb dürfen wir nach seinen Worten guten Gewissens davon ausgehen, dass der Weltstar neben Donald Trump auch Viktor Orbán in diese Kategorie einordnet. 


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