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Gewalt im Alter soll ernster genommen werden

DMZ – SOZIALES ¦ Patricia Jungo ¦

 

Viele ältere Menschen müssen sowohl daheim als auch im Heim körperliche und psychische Gewalt oder Vernachlässigung erleben. Im Rahmen der Erfüllung eines Postulats hat der Bundesrat an seiner Sitzung vom 18. September 2020 einen Bericht mit einer Bestandesaufnahme zur Gewalt im Alter verabschiedet. Das Eidgenössische Departement des Innern wurde nun beauftragt, die Notwendigkeit eines gemeinsamen Präventionsprogramms mit den Kantonen und zuständigen Akteuren bis zum Herbst 2021 zu prüfen.

 

Laut Schätzungen sollen jährlich zwischen 300‘000 und 500‘000 Personen ab 60 Jahren eine Form von Gewalt oder Vernachlässigung erfahren. Als Antwort auf das Postulat Glanzmann-Hunkeler (15.3945) zeigt der Bericht des Bundesrates einen Überblick über die Problematik der Misshandlung älterer Menschen. Zu dieser kann es daheim oder auch im Heim in verschiedener Form kommen. Ältere Menschen verlieren oft an Selbstständigkeit, sind isoliert, leiden an Demenz und befinden sich in emotionaler oder finanzieller Abhängigkeit. All diese Faktoren bedeuten ein erhöhtes Risiko, Opfer von Missbrauch zu werden. Nicht immer geschehen Misshandlungen dabei böswillig. Oft kommen auch mehrere Faktoren zusammen, wie beispielsweise Überforderung und Überbelastung der Familie, des Fachpersonals oder der Pflege- und Betreuungspersonen. Die Coronakrise hat all dies noch ausgeprägt und gezeigt, dass der Grat zwischen der Schutzpflicht und der Achtung der Selbstbestimmung ein ganz schmaler ist.

 

Will man den Missbrauch im Alter bekämpfen, sind dafür einige Präventions-, Erkennungs- und Interventionsmassnahmen notwendig; dies sowohl für die Opfer wie auch für die Angehörigen, die Fachpersonen und die breite Öffentlichkeit. Im Bericht werden die auf allen Ebenen schon eingeführten Schritte vorwiegend im Rechts- und im Gesundheitswesen sowie in der Aus- und Weiterbildung dargestellt. Die Kantone sind hauptsächlich zuständig, doch auch die Rolle der Unterstützungs- und Beratungsorganisationen für ältere Menschen und für Opfer, der Ausbildungseinrichtungen für Pflegepersonal und die Alters- und Pflegeheime ist von grosser Bedeutung. Zahlreiche Instrumente, wie Sensibilisierungskampagnen, eine schweizweite Hotline oder Weiterbildungsangebote gibt es bereits. Diese sind jedoch oft nicht einheitlich und auch nicht spezifisch den Bedürfnissen der älteren Bevölkerung angepasst. Auch fehlt es noch daran, Good Practices über die Kantons- und Sprachgrenzen hinaus zu verbreiten. Die Übersicht und diverse Stellungnahmen von vor der Coronakrise befragten Fachpersonen bringen den Bundesrat zur Schlussfolgerung, dass dem Problem Gewalt im Alter mehr Bedeutung zukommen muss. Dies hat ihn veranlasst, das Eidgenössische Departement des Innern damit zu beauftragen, in Zusammenarbeit mit den Kantonen und den betroffenen Organisationen bis im Herbst 2021 zu analysieren, ob es ein Implusprogramm braucht, das bestimmte Lücken schliessen würde.

 

 

Quelle: Bundesamt für Sozialversicherungen

http://www.bsv.admin.ch ¦


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