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Von Glitzer und Pein..

DMZ – SOZIALES/WIRTSCHAFT ¦ Patricia Jungo ¦

 

Es ist wieder die Zeit des Jahres, wo es in den Strassen und in den Häusern glitzert und glänzt. Trotz der schwierigen Zeit lassen es sich viele nicht nehmen, sich an Weihnachten mit Glitzer und glänzenden Kleidern schick zu machen. Die Kosmetik-Branche freut sich natürlich ganz besonders darüber, obwohl sie ja das ganze Jahr durch Hochsaison hat.

 

Kosmetika verdanken ihren Glanz einem natürlichen Mineral, dem Mica. Der Rohstoff stammt zu einem grossen Teil aus Indien. Dass Mica auch eine dunkle Seite hat und sich hinter seinem Glitzer auch Schmerz und Pein verstecken, wissen nur wenige. Der glamouröse Rohstoff wird aus illegalen Minen gewonnen, in denen auch viele Kinder schuften. Wer würde beim Auflegen von Rouge, Lippenstift oder Nagellack auch an so etwas denken? Tatsache ist, dass Mica in sehr vielen Kosmetikmitteln enthalten ist. Die offizielle Version des Anbaus weist auf den indischen Bundesstaat Rajasthan im Nordwesten hin.

 

Aber ein beachtlicher Teil des Glimmer-Anbaugebietes befindet sich im indischen Bundesland Jharkhand im Nordosten des Landes. Diese Gegend steht unter Naturschutz und der Abbau ist seit 40 Jahren streng untersagt. Leider hält sich aber kaum einer daran. 90 Prozent von Indiens Mica-Produktion stammt aus illegalen Minen und die Bewohner der Gegend sind von diesem Abbau abhängig. Viele Bauern sind dazu gezwungen, weil der Klimawandel und die andauernde Dürre ihre Böden unbrauchbar gemacht haben. Die Menschen, die in diesen illegalen Minen arbeiten, setzten nicht selten ihr Leben aufs Spiel. Bei stickiger Luft und Temperaturen von bis zu 45 Grad gibt es in den tief unter der Erde selbst gegrabenen Tunnels keine Stützbalken. Jeden Monat sterben ein Dutzende Menschen (darunter manchmal auch Kinder) in diesen unterirdischen Gruben. Die Familien sind sich sehr wohl der Gefahr bewusst, haben aber keine Wahl, wenn sie ihre Kinder ernähren wollen; wenn auch eher schlecht als recht. Wie Nichtregierungsorganisationen schätzen, arbeiten rund 20'000 Kinder in den indischen Mica-Minen.

 

Natürlich weiss man auch, wie den Besuchen der Inspekteure ausländischer Unternehmen zu begegnen: Die Kinder werden kurzerhand vorher heimgeschickt. Einige Kinder erzählen, dass sie am Sonntag arbeiten, um sich Stifte und Hefte zu kaufen für die Schule, sie aber die Arbeit gar nicht gerne tun. Kontrollen in Sachen Kinderarbeit gibt es so gut wie keine. Wie so oft verlassen sich zahlreiche hochprofitable Unternehmen auf die aufreibende Arbeit der Armen. Die kleinen Händler liefern die örtlichen Grosshändler mit Mica. Die Stadt Kodarma im Norden von Jharkhand zählt am meisten Exporteur und Verarbeitungsanlagen. Gemäss einer Datenbank mit Exportlisten von Mica aus dem Hafen von Kodarma, werden mehrere Container pro Woche nach Europa geliefert. Dies erledigen zwei Exporteure aus Kodarma. Ein anderer Grosshändler erzählt verdeckt, dass die in Jharkhand ansässigen Firmen keine Exportgenehmigungen hätten. Es sei aber einfach, sich die entsprechenden Dokumente zu besorgen, wenn auch auf illegalem Wege. Weiter erklärt der Grosshändler, man könne die nötigen Genehmigungen in Rajasthan und Belwahra bekommen, da es dort Mica gebe. Damit es «sauber» sei, würden die Exporteure die dortigen Genehmigungen nutzen. Dies sei allerdings sehr teuer.

 

Die Kosmetikindustrie versichert zwar, es würde alles genau geprüft und auch Kosmetika ohne Mica ausfindig gemacht werden. Einige Marken verzichten bereits darauf und bieten entsprechende mica-freie Produkte an.

 

 

 

Quelle: ±zdf.de± 


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