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Fake News zu Maskenpflicht - Covidioten lassen keine Lüge aus

DMZ – GESUNDHEIT / WISSEN ¦ Walter Fürst ¦

 

Dass die Covidioten (man kann es wahrlich nicht mehr anders bezeichnen) noch nie vor Fake-News, die sie erfinden und streuen, zurückgeschreckt sind ist bekannt. Dass die Erfindungen immer krasser werden stimmt besorgt. Die neuste Falschmeldung über ein totes Kind sorgt europaweit für Entsetzen. Zwischenzeitlich wurde der Fake bereits aufgestockt auf drei Kinder, die angeblich wegen Mundschutz gestorben seien.

Eine dreckige Lüge - nichts mehr.

 

Eine geschmacklose Falschmeldung über eine angeblich tote Schülerin macht im Internet die Runde. Das Mädchen sei im Schulbus kollabiert, weil es eine Maske trug. Die Polizei klärt auf.

Fake News boomen in der Corona-Krise. Jetzt wird verbreitet: Ein Mädchen (6) ist tot, weil es Mund-Nasen-Schutz tragen musste. Stimmt nicht, sagt die Polizei. Es liest sich wie eine Horror-Meldung: Ein sechsjähriges Mädchen in Bayern sei gestorben, nachdem es einen Mund-Nasen-Schutz getragen hatte. Der traurige Vorfall soll sich bei Schweinfurt in Unterfranken ereignet haben. Konkret heisst es: Das Kind habe die Maske im Schulbus auf dem Weg nach Hause getragen und sei dort bewusstlos zusammengebrochen. Später starb es im Krankenhaus.

Diese Nachricht geistert gerade durch soziale Netzwerke wie Facebook und wird dort hundertfach geteilt.

 

Aber: Sie stimmt nicht - zum Glück. "Das sind Internetmärchen, die seit Dienstag auf verschiedenen Social-Media-Kanälen in der Region verbreitet werden", sagt eine Sprecherin der Polizei in Unterfranken. Weder in Schweinfurt noch in der Umgebung sei eine Sechsjährige wegen einer Maske erkrankt oder gar gestorben.

Die Polizei versucht nun herauszufinden, wer die Falschmeldung in den Umlauf gebracht hat. Inzwischen seien bereits viele Anrufe von besorgten Bürgern bei den Beamten eingegangen.

Mit solchen manipulierten oder frei erfundenen Meldungen würden immer wieder Ängste geweckt und mit den Sorgen der Menschen gespielt.

 

Fake News zu Maskenpflicht - Covidioten lassen keine Lüge aus

DMZ – WISSENSCHAFT ¦ Markus Golla ¦

KOMMENTAR

 

Für die einen ist es ein „Maulkorb“ der Regierung, für die anderen ein Zeichen des „Aufeinander achten“ und für dritte Berufsalltag. Keine Schutzmaßnahme sorgt für mehr Diskussion als der Mund-Nasenschutz.

 

Wie einst in der Flüchtlingskrise 2015, gibt es in Diskussionen zu diesem Thema schon längst keine Palette an Meinungen mehr. Die schwarz/weiß-Polarisierung hat erneut Einzug in die sozialen Medien gehalten. Während die einen sich von Verschwörungstheorien leiten lassen, um ja nicht Mainstream zu sein, versuchen die anderen krampfhaft mit aller Härte daran festzuhalten. Wissenschaftliche Ergebnisse, logisches Denken, soziale Interaktion wurden schon Anfang des Jahres von lautem Publizismus übertönt indem Fetzen aus wissenschaftlichen Erkenntnissen herausgerissen werden, um entsprechende Theorien zu untermauern. Die Geschichte zeigt uns, dass rationelles Handeln in Pandemien und anderen Krisenzeiten ausverkauft ist.

 

Doch was gibt es wirklich Sachliches zum Thema „Mund-Nasenschutz“ zu sagen?

Der Mund-Nasenschutz ist ein Medizinprodukt. Dieser dient zur Reduzierung von Krankheitserregern und Sekrettröpfchen. Richtig angelegt vermindert er die Chance, eine Infektion zu erhalten oder weiterzugeben. Die Betonung liegt hier auf vermindert. Es benötigt also noch weitere Maßnahmen, um sich und sein Umfeld entsprechend zu schützen. Der Mund-Nasenschutz muss eng anliegen und Mund und Nase bedecken. Ein „Nicht über der Nase tragen“ gefährdet den Träger massiv. Warum?

 

Die Haupteintrittspforten für den Virus ist die Innenseite der Nase, da dort in den Zellen die Rezeptoren für ACE2 und TMPRSS2 vorhanden sind. Ein „Nur über den Mund tragen“ gefährdet also nicht nur das Gegenüber massiv, sondern auch die Person, die sich weigert den Schutz entsprechend zu tragen. Dies bestätigt auch eine Studie des Human Cell Atlas Lung Biological Network, welches sich mit 71 Wissenschaftler*innen zur Aufgabe gemacht hat, an einer Kartierung der Atemwegszellen zu arbeiten. Die Ergebnisse wurden in einem der höchstangesehen Wissenschaftsmagazinen (Nature Medicine) herausgegeben. Da diese ACE2-Eintrittspforten auch in der Hornhaut des Auges und in der Darmschleimhaut vorhanden sind, ist der Mundschutz und ein regelmäßiges Händewaschen enorm wichtig. Leider findet sich das Ganze auch im Herzen wieder, was gerade für Personen mit Herzerkrankungen ein besonderes Risiko darstellt (Deutsche Herzstiftung).

 

Ein langes Tragen strengt aber den Körper an. Bei anstrengender körperlicher Betätigung sollte es immer wieder zu Pausen kommen, da es sonst zu einer schnelleren Ansäuerung des Körpers kommt. Dies ergab eine Studie des Universitätsklinikum Leipzig, die Personen mit MNS-Masken am Ergometer testeten, welche im Journal of Clinical Research in Cardiology veröffentlicht wurde. Am Ende der Studie wurde besonders betont, dass dies nicht ein Infrage stellen der Maskenpflicht sei, da der Schutz für eine Verhinderung der Ausbreitung von Covid19 besonders essentiell ist. Nach diesem Artikel kam es zu der Empfehlung, dass eine Maskenpause in sicherer Umgebung alle 2 Stunden stattfinden sollte.

 

Masken mit Ventilen oder Gesichtsvisiere bieten leider keinen wirklichen Schutz für die Umgebung. Dies präsentiert eine Studie im Forschungsmagazin Physics of Fluids, in der mit Laserstrahlen die Wirksamkeit der Gesichtsvisiere und Schutzmasken überprüft wurden. Zu jeder Maske gab es hier eine entsprechende Probe. Die Endempfehlung dieser Studie war „dicke MNS-Maske + Gesichtsvisier“ ist die einzige Schutzempfehlung die abzugeben ist. Auf dies wurde bereits im Sommer durch die Österreichische Gesellschaft für Hygiene, Mikrobiologie und Präventionsmedizin hingewiesen, schien aber in der Fülle der Pressemitteilungen unterzugehen.

 

Subsummierend können wir also wissenschaftlich belegen, dass die Haupteintrittspforten über das Gesicht stattfinden, hier primär über Nase, Mund und Augen. Ein richtig angelegter Mund und Nasenschutz ist also keine „nice to have“-Option, sondern eine wichtige Maßnahme, um der Pandemie Einhalt zu gebieten.

 

Das Tragen von Masken von Kindern ist ein sehr umstrittenes Thema. Dies beleuchtet ein Schreiben der WHO in dem darauf hingewiesen wird, dass die Effizienz in niedrigeren Klassen nur bedingt aufzufinden war, da die meisten Masken den Kindergesichtern nicht angepasst waren. Die WHO geht auch zusätzlich hierbei davon aus, dass Kleinkinder weniger anfälliger sind, aber eine große Rolle bei der Übertragung in der Familie spielen. Gerade das Unbehagen bei Kindern, die Machbarkeit, Kommunikationsprobleme und psychischen Faktoren sind vor allem bei Kindern nicht zu unterschätzen. Ein besonderes Augenmerk muss hierbei bei zukünftigen Studien auf Schulen mit Kindern aus Familien mit niedrigem und mittleren Einkommen gelegt werden. Der Zusammenhang zwischen Hygienemaßnahmen, Bildungsgrad der Eltern und finanzielles Einkommen bei Kindern wurde bereits im April in der Fachzeitschrift Enviromental Research and Public Health publiziert. Es braucht hier einfach noch viel mehr Studien, um eine optimale Empfehlung für Schulen abzugeben.

 

Bei Personen mit schweren Lungenerkrankungen rät die deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) eine Nutzung von MNS-Masken ab. Dafür sollen aber die Abstandsregelungen und Hygienemaßnahmen doppelt eingehalten werden. Auch hier macht die Gesellschaft aufmerksam, dass es noch weitere Forschungsergebnisse braucht, um eine valide und globale Antwort zu geben.

 

Bleiben also zur Klärung nur noch die psychischen Erkrankungen. Natürlich kann eine Maske psychisch zu Beklemmungszuständen führen und es steht außer Frage, dass es auch soziologisch und psychisch etwas mit unserer Gesellschaft macht. Während wir vor einigen Jahren Menschen mit Vermummungen als suspekt und gefährlich eingestuft haben, ist es nun zum Alltag geworden, um andere zu schützen.

 

Insbesondere in Pflegeheimen, in denen Menschen mit Demenz wohnen, ist dies eine wirkliche Herausforderung. Hier bedarf es laut dem amerikanischen Fachmagazin Journal of Geriatric Society ein besonderes Augenmerk und Sensibilität in der Kommunikation. Das Personal in Langzeiteinrichtungen und die Familien der Bewohner*innen müssen hier vermehrt feinfühlig agieren. Zu diesem Thema wird gerade in Amerika derzeit sehr viel geforscht.

 

Zu guter Letzt wollen wir uns auf die Behauptung „Man vergiftet sich durch das eigene CO2 und erleidet einen Hirnschaden“. Hierzu gibt es schon eine Vielzahl an Studien und Selbstversuchen, die belegen, dass dies ein Gerücht ist, welches sich hartnäckig in den sozialen Medien hält. Es würde bedeuten, dass Ärzt*innen, Pflegefachkräfte, Laborarbeiter*innen und viele anderen sich täglich einem Todesurteil aussetzen und ihre eigentliche Arbeit gar nicht durchführen können. Für diese Berufsgruppen ist ein Mund-Nasenschutz in vielen Bereichen Alltag und eine hygienische Maßnahme, die lebensrettend ist. Mit der Aktion #wecare machen seit einer Woche Pflegefachkräfte aus der Schweiz, Deutschland und Österreich auf die Notwendigkeit des „Tragens eines Mund-Nasenschutzes“ aufmerksam. Pflegekoryphäen wie Prof. Christel Bienstein, Prof. Angelika Zegelin, aber auch die ehemalige österreichische Gesundheitsministerin Dr. Andrea Kdolsky und Stadträtin Birgit Meinhard Schiebel (Präsidentin der IG Pflegende Angehörige Österreich) unterstützten sofort diese Aktion, die von Fachkräften aus der Praxis und Lehre ins Leben gerufen wurde.

 

Fazit: Ein sinnvoller Eigen- und Fremdschutz ist nur durch einen Mund-Nasenschutz, Händewaschen und Sicherheitsabstand gewährleistet. Gerade in der kommenden Winterzeit, in der sich das meiste in geschlossenen Räumen abspielt, sollte verstärkt auf Schutzmaßnahmen geachtet werden. 1,5 Meter Abstand und ein Mund-Nasenschutz wird laut Fachjournal Aerosol and Air Quality Research nicht ausreichen. Darum ist in der Vermeidung von Infektionen wirklich jeder gefragt.

 

Abschließend wollen wir noch auf unseren Selbsttest mit Mund-Nasenschutz hinweisen, den Sie auf unserem Youtube-Kanal finden. Weitere Videos folgen in den nächsten Tagen.

 

 

 


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