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Behauptungen zu den Corona-Impfungen im Faktencheck

DMZ – WISSENSCHAFT / MEDIZIN ¦ Walter Fürst ¦

 

Das Internet und die Sozialen Medien sorgen für riesige Probleme. Nie war es schlimmer als aktuell während der Pandemie. Aktuell werden rege Fake-News zu den Corona-Impfungen verbreitet. Experten haben bereits alle widerlegt - leider dringen diese Richtigstellungen dann aber nicht immer bei allen Verunsicherten ein. Deshalb sind viele Menschen unsicher, ob sie sich gegen Corona impfen lassen wollen. Experten fordern daher mehr gezielte und verständliche Informationen rund um die neuen Präparate etwa von Biontech oder Moderna.

 

Am besten hält man sich generell immer an die Empfehlungen, die von Gesundheitsbehörden und auf den Websites zuständiger europäischer und internationaler Organisationen wie ECDC und WHO veröffentlicht werden. Einen wichtigen Beitrag kann man auch persönlich gegen Fake-News leisten, indem man Informationen aus zweifelhaften Quellen nicht ungeprüft weiterleitet.

 

Neue Technologie

Manche Unsicherheiten kommen auch daher, dass einige der bisher entwickelten Impfstoffe mit einer neuen Technologie arbeiten, mit Messenger-RNA (Boten-Genmaterial), also mit Teilen von Virus-Erbgut. Der Körper wird dazu gebracht, selbst Virusproteine herzustellen. Mit ihrer Hilfe erlernt das Immunsystem eine Immunantwort, ohne den Verheerungen einer Viruserkrankung ausgesetzt zu sein. Viele klassische Impfstoffe funktionieren dagegen über eine Injektion abgeschwächter Erreger(-teile). 

 

Virus-Erbgut im Körper – manche Menschen verunsichert diese Vorstellung. Auch wenn es keine Hinweise darauf gibt, dass das menschliche Erbgut dadurch verändert wird. Wir geben den Überblick zum Stand der Wissenschaft.

 

1. Corona-Impfstoffe machen unfruchtbar

Bewertung: falsch.

 

Menschen, die das behaupten, verweisen auf die vermeintliche Ähnlichkeit zwischen dem Spike-Protein des Coronavirus, mit dem der Erreger an menschliche Zellen andockt, und dem körpereigenen Protein namens Syncytin-1.

Bei gebärfähigen Frauen ist Syncytin-1 etwa für die Bildung der Plazenta verantwortlich, über die der Nachwuchs in der Gebärmutter mit Nährstoffen versorgt wird. Die These: Eine Immunabwehr gegen das Corona-Spike-Protein weite sich auch auf Syncytin-1 aus und verhindere so die Bildung der Plazenta.

Es gebe jedoch überhaupt keine besondere Ähnlichkeit zwischen den beiden Proteinen, so «dass eine Kreuzreaktion des Impfstoffs im Grunde unmöglich ist», sagt die Leiterin der Forschungsgruppe Biochemie und Bioorganische Chemie an der Universität Leipzig, Annette Beck-Sickinger.

 

 

2. Eine MRNA-Impfung führt zu Genveränderungen

Bewertung: Das ist ausgeschlossen

 

Bisherige Impfstoffe beinhalten meist abgetötete oder geschwächte Viren oder Teile davon. Die Corona-Mittel von Biontech und Moderna funktionieren anders, nämlich erstmals über die sogenannte mRNA.

Dabei werden keine abgetöteten Sars-CoV-2-Erreger injiziert, sondern nur die Bauanleitung für einen Bestandteil des Virus – das Botenmolekül mRNA. Auf dieser Grundlage stellen die Körperzellen Teile des Viren-Hüllproteins (Spike-Protein) selbst her. Gegen dieses wiederum entwickelt das Immunsystem nun bestimmte Faktoren, sodass es bei einem späteren Kontakt mit dem Coronavirus die Struktur des Proteins wiedererkennen und den Erreger gezielt abwehren kann.

 

 

Die Informationen der RNA können dabei nicht in die menschliche DNA eingebaut werden. Das verhindert schon die unterschiedliche chemische Struktur beider. Zudem erreicht die mit der Impfung aufgenommene mRNA gar nicht die Zellkerne, in denen das Erbgut in Form von DNA lagert.

 

3. Sechs Menschen starben am Biontech-Impfstoff

Bewertung: falsch.

 

An der Phase-3-Studie von Biontech nahmen 43'448 Menschen teil. Im Studienzeitraum zwischen Ende April und Mitte November 2020 starben sechs der Teilnehmer – allerdings nicht an der Impfung.

«Alle Todesfälle stellen Ereignisse dar, die in der allgemeinen Bevölkerung der Altersgruppen, in denen sie auftraten, mit einer ähnlichen Rate vorkommen», schreibt die für die US-Zulassung des Präparats zuständige Behörde FDA. «Keinen Zusammenhang» der Fälle mit der Impfstudie sieht auch die europäische Zulassungsbehörde EMA: «Andere Vorerkrankungen waren eher die Todesursache.»

 

 

4. Schnelle Zulassung macht den Impfstoff unsicher

Bewertung: falsch.

 

Anders als etwa in den USA gab es in der EU und in der Schweiz keine Notfallzulassung. Hier setzt man stattdessen auf eine bedingte Marktzulassung. Der Unterschied: Bei einer bedingten Marktzulassung wird umfassender geprüft und die Hersteller tragen mehr Verantwortung für die Sicherheit des Medikaments.

 

Angesicht der Pandemie-Lage wurde der Zulassungsprozess für die Corona-Impfstoffe allerdings beschleunigt – es gilt ein sogenanntes Rolling-Review-Verfahren. Dabei können Arzneimittelhersteller schon vor dem vollständigen Zulassungsantrag einzelne Berichte über die Qualität, Unbedenklichkeit und Wirksamkeit ihres Präparats einreichen statt erst am Schluss. Das macht das Verfahren schneller, aber nicht unsicherer. 

 

 

Quellen: SRF ¦ MM ¦


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Kommentare: 1
  • #1

    Rich (Freitag, 15 Januar 2021 14:28)

    Die Pressemitteilungen aus Deutschland können als richtig eingestuft werden?
    Sie berichten nämlich, dass sehr viele Altenheimbewohner und Pfleger trotz der (einmaligen) Impfung an Covid-19 erkrankt sind. https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/corona-ausbrueche-impfung-altenheime-100.html