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Whatsapp vertreibt User mit neuen Datenschutzrichtlinien - was sind die Alternativen

DMZ – DIGITAL / TECHNIK ¦ AA ¦

 

Eine Änderung der Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien von Whatsapp sorgt dafür, dass Threema, Telegram und Signal zurzeit boomen. Der Grund sind die Bestimmungen im Zusammenhang mit der Datenweiterverwendung. So will der Whatsapp Messenger-Dienst künftig viele persönliche Daten mit anderen Facebook-Unternehmen teilen. Aber Vorsicht bei der Wahl der Alternative ist geboten!

 

Threema und Signal

Der Schweizer Messenger-Dienst Threema erfreut sich seit letztem Freitag grosser Beliebtheit. Bei den Bezahl-Apps hat der Dienst übers Wochenende die Spitze der Charts gestürmt, wie Threema mitteilt. Das gelang in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich. Noch grössere Erfolge feiert gemäss verschiedenen Medienberichten die Gratis-Alternative Signal.

 

Gemäss Threema hängt sein kürzlicher Erfolg mit den Änderungen der Nutzungsbedingungen von Whatsapp zusammen. Wie verschiedene Medien berichten, müssen Whatsapp-User bis am 8. Februar neuen Nutzungsbestimmungen zustimmen, wenn sie den Dienst weiter nutzen wollen. In der Folge könne die App künftig eine Vielzahl von persönlichen Daten mit anderen Facebook-Unternehmen teilen. Auf die Ankündigung folgten zahlreiche Empfehlungen von prominenter Seite wie etwa von Elon Musk, auf Alternativen wie Signal umzusteigen.

 

Dass die Messenger-Alternativen Threema und Signal von diesen Umständen profitieren können, ist wenig erstaunlich. So kamen etwa Forschenden der Fachhochschule Münster in einem Security Audit Report zum Schluss, dass Threema den Datenschutz seiner Userinnen und User sehr ernst nimmt.

 

Die App Signal ist eine spannende Empfehlung, weil auch der Whatsapp-Gründer Brian Acton den Dienst mitgegründet hat, nachdem er Facebook den Rücken kehrte. Acton machte nie einen Hehl daraus, dass er Datenkraken verabscheut, und Edward Snowden empfiehlt Signal schon länger, wie Sie hier nachlesen können.

 

EU-DSGVO schützt die Daten der Userinnen und User einigermassen

Ausserhalb von Europa müssen Nutzerinnen und Nutzer der Datenweitergabe an sämtliche Facebook-Unternehmen zustimmen, um den Messenger weiter nutzen zu können. Durch die Aktualisierung dürfen sämtliche erhobene Daten auch für Werbezwecke verwendet werden, wie "Der Standard" schreibt.

Innerhalb der europäischen Region hingegen dürfen Nutzerdaten weiterhin nicht für Werbezwecke an Facebook-Unternehmen weitergegeben werden. Mit der Aktualisierung der Nutzungsbedingungen habe man nur zusätzliche Informationen zur Datenverarbeitung ergänzt, wie es im Artikel unter Berufung auf einen Tweet von Niamh Sweeney heisst.

 

Widersprüchliche Datenschutzrichtlinien

In der aktuellen Fassung heisst es, dass zwischen Whatsapp und anderen Facebook-Unternehmen Daten getauscht würden, um die Sicherheit und Integrität von Produkten zu fördern. Beispiele seien etwa Massnahmen gegen Spam, Drohungen, Missbrauch und Rechtsverletzung.

Weiter finde ein Datenaustausch statt, "um unsere Dienste zu betreiben, anzubieten, zu verbessern, zu verstehen, zu individualisieren, zu unterstützen und zu vermarkten." Ausserdem heisst es in einem anderen Abschnitt: "Keine der Informationen, die Whatsapp auf dieser Grundlage weitergibt, dürfen für die eigenen Zwecke der Facebook-Unternehmen verwendet werden." "Der Standard" schreibt dazu, dass aber offen gelassen werde, welche Zwecke darunter fallen und inwiefern sich diese Zwecke von denen unterscheiden, für die Facebook die Daten nutzen will.

 

Darum sollte man die Finger von Telegram lassen

 

Eine Alternative ist auch das verpönte Telegram - die App verzeichnet einen starken Zuwachs.

Allerdings macht man bei dem Wechsel Abstriche bei der Sicherheit. Telegram gilt bei vielen als sicher, doch ist in diesem Fall nicht alles Gold, was glänzt, denn es gibt viele Unsicherheiten, die mit dem alternativen Messenger einhergehen. So nutzt Telegram in den normalen Chats keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, diese müssen Nutzer erst über die "Geheime Chats"-Funktion manuell aktivieren.

Zudem ist die Verschlüsselung in Telegram nicht quelloffen. Experten haben keinen Einblick in die Funktionsweise der Verschlüsselung des russischen Messengers, was zu weiteren Unsicherheiten führen dürfte.

 

 

Diese Punkte werden an Telegram kritisiert:

  • Die Entwickler haben zwar die Client-App als Open Source veröffentlicht, doch kann der Programm-Code auf den Servern nicht eingesehen werden. Telegram sollte also in der Lage sein, durch die eigene Verschlüsselung, eure Nachrichten zu lesen, sofern diese es wollten. Auch ist nicht bekannt, wo die Server für die Übertragung stehen und welche Richtlinien dort gelten.
  • Nur ein kleiner Teil der Anwendung ist Open Source.
  • Chats sind standardmässig nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt.
  • Wie gut die Verschlüsselung wirklich ist, kann niemand kontrollieren.
  • Chatnachrichten werden auf unbekannten Servern zwischengespeichert.


WhatsApp nutzt Sicherheitsprotokoll von Signal

WhatsApp nutzt hingegen eine Open-Source-Verschlüsselung, die IT-Experten und Fachleute offen einsehen können und die als sehr sicher eingestuft wird. Mitlesen kann WhatsApp also nicht. Dieses Protokoll wird übrigens seit langer Zeit auch vom Messenger Signal genutzt, der auch vom US-Whistleblower Edward Snowden und Elon Musk empfohlen wird.

 

Telegram gilt zwar augenscheinlich als sicher, doch es bleiben viele Fragen über den Messenger-Dienst aus Russland offen. Wer viel Wert auf seine Sicherheit und privaten Daten legt, begibt sich auf unbekanntes Terrain.


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